Akiljá Álgerîn-de Cavazo

Cancellaria der Kemi

Akiljá Álgerîn von Abellando wurde als erstes Kind der Signora von Abellando, Mariana Álgerîn zu Abellando, im Jahre 3 S.G. geboren. Der Neid ihrer Tante Harika, genannt "die Rote", von Abellando - vom Rufe her eine wahrhaftige Hex’! - auf die Signorie der Schwester veranlaßte diese, eine hinterhältige Intrige zu spinnen, in deren Verlauf das Anwesen von Abellando bis auf die Grundmauern abgebrannt wurde. Die Nacht der Katastrophe ereignete sich am 4 Rondra 6 S.G. Neben der gesamten Dienerschaft fielen auch Signora Mariana Álgerîn nebst ihres Gatten Bredolio Comshâna von Estrimanza-Abellando den brünstigen Flammen Ingerimms zum Opfer. Lediglich den Kindsmord wagte die herrschsüchtige Tante nicht und ließ die kleine Akiljá außer Landes schaffen. Sie selbst nahm jedoch der Tradition folgend die Würde als Signora von Abellando an, eine Aufgabe die sie durchaus mit diplomatischem Geschick und Wohlwollen der Bevölkerung gegenüber erfüllte. Im Jahre 20 S.G. verschwand sie jedoch spurlos und bis zum heutigen Tage fehlt jegliche Spur von der skrupellosen Intrigantin.

 

Eitel? Akiljá Álgerîn-de
Cavazo sitzt Modell.

Die kleine Tochter der ermordeten Signora wurde bis weit über die Goldfelsen gebracht und heimlich vor die Tore der Amazonenfeste Keshal Rondra gelegte, wo man Erbarmen mit dem unschuldigen Kind hatte und es in die harte Schule der Rondra übernahm. Auf die Fragen ihre Herkunft betreffend brach die dreijährige Akiljá nur in Tränen aus, zu tief war der Schmerz und zu verwirrend die überstürzten Ereignisse, als daß sie sich der Vergangenheit erinnern konnte. Nur das Gedächtnis an ihren Namen blieb ihr erhalten. Im Laufe der Jahre stellte sich dann heraus, daß der Dienst der Leuin gegenüber nicht ganz so das Richtige für das heranwachsende Mädchen war. Zwar waren ihre Leistungen im Reiten und auch im Umgang mit der Waffe durchaus zufriedenstellend, doch gerade beim Dienst an der Göttin war ihr Fleiß alles andere als groß, und so wuchs der Unmut gegen die Altreicherin so weit an, daß sie schließlich aus dem Bund der Amazonen wegen Disziplinlosigkeit ausgestoßen wurde. Da stand sie nun, allemal dreizehn Sommer zählend und fast ohne Erfahrung, ganz auf sich selbst gestellt. Ihr großes Glück war, daß sie einer Söldnertruppe begegnete, bei der sie schnell Anschluß und Respekt fand. Die Männer und Frauen des Kor waren auf dem Weg gen Maraskan und da Akiljá eh nicht wußte wohin sie gehen sollte, war es ihr gleich, ob der Weg sie gen Anchopal, Brabak oder gar nach Maraskan führte.

 

Doch der Dschungelkampf auf Maraskan war ganz und gar nicht das, was sich die junge Söldnerin vorstellte und bei einem Rebellenhinterhalt wurde ein mittelreichsches Banner aufgerieben, das durch einige Söldlinge, darunter auch Akiljá, unterstützt wurde. Lediglich drei Menschen wurden nicht von den tödlichen Giftpfeilen der Rebellen getötet, darunter Akiljá Álgerîn. Anführer der Aufständischen war ein rebellischer maraskanischer Kleinadeliger derer zu Cavazoab, Dioziber de Cavazo, der spätere Cancellarius der Kemi und Neset Ni Djunizes. Doch aus der schönen Gefangenen, die eigentlich unfreiwillig in das Reich Borons übertreten oder gegen ein saftiges Lösegeld freigelassen werden sollte, wurde die große Liebe des Herrn de Cavazo, und da sie diese leidenschaftlich erwiderte, nahm er sie dann auch nach der Zerschlagung seiner Rebellengruppe mit in sein neues Exil: Kemi. Dort durchlief sie die klassische Ausbildung einer Agentin des KKAB. Doch die Pläne des Neset de Cavazos reichten weiter: täglich gab er Akiljá Unterricht, lehrte ihr die Staatskunde, die Philosophie seines großen Vorfahren Dschinziber von Cavazoab und all das andere Wissen, das er für wichtig hielt um auf dem glatten Parkett der adeligen Gesellschaft bestehen zu können. Nach seinen Plänen sollte sie die Frau werden, die den Platz an seiner Seite einnehmen und mit ihm die kem’sche Politik prägend beeinflussen würde.

 

Im Jahre von achtzehn Götterläufen wurde sie zur Akîbet Ni Tásebá ernannt, einer wohlhabenden Tá’akîbet auf der kem’schen Waldinsel Aáresy. Nach den Vorstellungen ihres Lehrmeisters sollte sie dort all das anwenden, was er ihr lehrte um sich für größere Aufgaben zu bewähren. Die erste Neuerung die sie in die Tat umsetzte, war die Gründung des kemiköniglichen Staatsgefängnisses. Erfolg war diesem Projekt von Beginn an garantiert, hatte sie mit Dio de Cavazo und dessen KKAB eine sichere Quelle für Häftlinge, die wiederum durch den Anbau von Sebá Tee und allerlei Früchten die Staatskassen klingeln ließen. Von Aáresy bis Dreiwegen ist die Entfernung jedoch fast so groß, wie von Khefu nach Vinsalt und so war Sehnsucht wohl die größte Last, die auf der neuen Akîbet Ni Tásebá lastete. Zum Vertreiben der Zeit und natürlich auch zur Belustigung der Einwohner, gründete sie mit Mantikor Tásebá die Nachfolgemannschaft der früheren Immanfünfzehn Achdju Tásebá. Zunächst ein jämmerlicher Haufen, wurde durch Akiljás Einfluß (so ist es zum Beispiel ihr zu verdanken, daß das große Talent Anni Roc heute das Mohagoni für Tásebá schwingt) und dem oftmaligen Mitwirken von Spielerinnen und Spielern der Kobras Hôt-Alems, aus Mantikor Tásebá der erste Meister der Kemi-Imman-Liga. Allerdings führten diese nicht gerade dem Immangeist förderlichen Aktionen zu großem Aufsehen und Empörung in den Reihen anderer Auswahlen, worauf Akiljá das Amt als Verantwortliche ablegte.

 

In ihrer Einsamkeit erinnerte sich Hochgeboren Álgerîn wieder dem Halbgott Kor, dem sie als blutjunge Söldnerin oft geopfert und Stoßgebete entsandt. Zu dessen Ehren ließ sie einen kleinen Schrein in der Hafenstadt Sefechnu Sebá errichten. Im Rahja des Jahres 21 S.G. begab es sich auch, daß sie mit Ingolf vom Berg, der kommissarischen Verwalter der Tá’akîb Semjet, eine innige Beziehung einging. Diese fand jedoch ein jähes Ende, als Akiljá sich angewidert von ihm abwandte: Er hatte sein wahres Gesicht als Dämonenpaktierer gezeigt! Kurze Zeit nach den schlechten Erfahrungen, die sie mit dem Verräter von Berg gemacht hatte, tauchte ein angeblicher Onkel von Akiljá auf, der sich als Ardario Álgerîn vorstellte. Im Gegensatz zu seiner Schwester Harika sah er schon sehr früh seine Aufgaben außerhalb Abellandos und begab sich mit 35 Jahren gen Kemi um dort als Edelsteinschleifer sein Glück zu finden. Niedergelassen hatte er sich schließlich auf Plâne, wo er mit Marijn Al’Plâne, der Tochter der mehr als mächtigen Handelsfrau Leyla Al’Plâne, den Traviabund schloß. Er war es auch, der Akiljá eindeutig als die Tochter seiner Schwester erkannte, trug sie doch das markante Muttermal in ihrer rechten Achselhöhle - man fragt sich heute aber noch, wie er zu dieser eher intimen Erkenntnis kam. So konnte sie endlich die Geschichte über ihre Herkunft aus einem altreichschen Adelsgeschlecht erfahren. Natürlich war es auch Ardario nicht bewußt, daß es sich beim Brand des Anwesens zu Abellando nicht um einen Unfall sondern um eine Intrige handelte, trotzdem stand für ihn fest, daß es sich bei Harika um eine Verräterin handeln mußte, denn niemand außer ihr konnte ein Interesse am Verschwinden Akiljás gehabt haben. Tief beeindruckt von ihrer wahren Herkunft, wandelte sich Akiljás Leben schlagartig von dem einer Kämpin, zu dem einer Hofdame, die die horasischen Gesetze von Etikette und Stil zu schätzen und einzuhalten wußte. Ihr Onkel war es auch, der sie in die engen Kreise der Familie Al’Plâne einführte. Noch heute verbindet die Nesetet eine tiefe Bande mit dem Familienoberhaupt Leyla Al’Plâne, die sie sogar recht gerne als Großtante tituliert. Die Beziehung baut auf Vertrauen und vor allem die Gewißheit, daß das Wohlergehen des einen auch das des anderen unterstützt, denn ohne die Steuereinnahmen aus den Gütern und Geschäften der Al’Plânes würden der Staatskasse immense Einkommen fehlen. Auf der anderen Seite hat der Clan einen zusätzlichen politischen Einfluß, der den eh schon beträchtlichen durch die Hoheit Chanya Al’Mout’pekeret erweitert.

 

Zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag bekam Akiljá Álgerîn von ihrem geliebten Cancellarius die Tásahet Mebách in Djunizes zum Geschenke, die dem jetzigen Neset Ni Terkum, Hochwohlgeboren Ricardo von Grauenberg, einstmals zum Lehen gegeben wart. Offiziell wurde damit ihre Zugehörigkeit zur heimatlichen Táneset Djunizes bekräftigt, doch der wirkliche Grund lag in einem geheimen Grund des Neset de Cavazo: Er wollte Akiljá heiraten und ihr als Hochzeitsgeschenk die Tánesetet Aáresy, deren Nesetet nun schon seit fast zehn Jahren verschollen war, zu Füßen legen. Damit sie auch weiterhin ein Stimmrecht im Kleinen Konvent behalte und möglicherweise als Sechat kandidieren könne, sorgte er durch einen für ihn typischen Plan für ihre Ernennung zur Sahet Ni Mebách.

 

Am ersten Rahja des Jahres 24 S.G. ehelichte Seine hochwohlgeborene Exzellenz Dioziber de Cavazo zu Cavazoab Ni Djunizes-Sjepenhusen Akîbet Álgerîn Ni Tásebá-Mebách, die zu jener Zeit schon ein Kind von ihm unter dem Herzen trug. Die Feier war wohl die üppigste, die das Königreich der Kemi je erlebt hatte. Selbst ihre Majestät die Nisut selbst war vertreten, ebenso wie beinahe der gesamte kem’sche Adel. Die Adeligen des Kirchenfürstinnentums kamen gar in einem gemeinsamen Troß, angeführt von der durchlauchten Eminenz Boronya von Nedjhit, die die heilige Trauung vollzog. Auch aus dem Ausland waren etliche Gäste angereist, wie etwa der Baron zu Bethana, Ralhion Croenar von Aralzin und Selzin-Bethana, aus dem Alten Reich, ebenso wie Botschafter und Reichsvertreter aus Aranien, Brabak, Sylla und sogar aus dem fernen Engasal. Für das einfache Volk gab es Speis und Trank frei, sowie einen großen Gauklermarkt und ein Immanturnier. Doch all dies war kein Vergleich zu den ganze drei Tage dauernden Festlichkeiten der Hohen Gesellschaft in den Hallen der vahýter Akademia, in denen neben Bällen und üppigen Banketten sogar ein Theaterstück zur Aufführung kam. Kaum war die Hochzeit ausgeklungen, schon begab sich das neue Paar unter der Begleitung von Baron Ralhion zu Selzin-Bethana und Akîbet Simba Ni Táîmen auf zu den Traviawochen in das Reich der Horas. Zum ersten Mal seit beinahe zwanzig Jahren konnte die nun hochadelige Akiljá wieder Fuß auf heimatlichen Boden setzen und endlich tun, was sie schon seit Jahren tun wollte: die Signorie wieder unter rechtmäßige Herrschaft stellen - der ihrigen. Dies konnte allerdings nur durch den starken Einfluß des befreundeten Barons von Bethana erwirkt werden.

 

Am 18. Rondra des Jahres 24 S.G. wahr es soweit, die Nesetet kam hernieder und gebar ihrem Mann eine Tochter, Komira Boronya de Cavazo-Álgerîn zu Cavazoab-Abellando Ni Djerres-Djunizes, der die arcanen Kräfte innewohnen.

'Rot wie das nie vergossene Blut Kors ist dein ach so langes Haar und wie herrlich es schimmert zum strahlenden Blau deiner Augen, die da funkeln wie Saphire vor rotem Samt...' (Zitat des Ser-Nesetets Angil Phexhilf von Aralzin-Estrimanza auf seine Nesetet).

 

Akiljá Álgerîn-de Cavazo ist der Archetyp der Horasierin, die gerne ihre bezaubernde Schönheit zum Ausdruck bringt. Stets ist sie gekleidet in edle Gewänder, geschnitten nach der Gepflogenheit des Alten Reiches aus Vinsalter Seide und Drôler Spitze, sowie geschmückt mit allerlei kostbarem Schmuck, den sie zumeist von ihrem Gemahl verehrt bekommt. Es ist ein offenes Geheimnis, daß das glänzendes Geschmeide und die edlen Düfte ihr Herz gütig stimmen können und manch ein teures Geschenk hat den einen oder anderen 'Sünder' schon vor schlimmer Strafe bewahrt. Oftmals trägt sie auf ihrem Arm das Bosparanjer-Hündchen Brin, das, im Gegensatz zu ihren Untergeben, auch mal ein scharfes Bellen anstimmen darf, ohne dafür eine Anklage wegen Hochverrates riskieren zu müssen. Hochwohlgeboren Álgerîn-de Cavazo ist durch ihre kalte, berechnende Art, die unvermittelt in heftige Zornesausbrüche umschlagen kann, 'gefährlicher als die Kobra, die sie einstmals auf ihrer Uniform trug', und das nicht nur, weil ihr Gemahl jeden, der seiner geliebten Frau ein Leid antun wollte, mit unerbittlichem Zorn und seiner ganzen Macht verfolgen würde. Durch und durch eitel und standesbewußt präsentiert sich die Nesetet in der Öffentlichkeit, doch ihre Vertrauten wissen, daß in ihr auch noch eine zweite Seite inne wohnt, die sie als liebende Frau und "verspielte Prinzessin" (Zitat von Sah Anshag Bartelbaum), widerspiegelt.

 

Auf der politischen Ebene ist Hochwohlgeboren strebsamer, unerbittlicher und grausamer denn je. Daß sie nun die gesamte südliche Inselprovinz beherrscht, sah sie von jeher nur als Zwischenstation an, und im Jahre 28 S.G. entsagte sie dieses Titels um künftig an der Seite ihres Gemahls als Repat Ni Sá'sekera zu herrschen. Auch in der Kanzlei stieg Akiljá auf, und nicht nur der Protektion ihres Gemahls war es zu verdanken, daß sie schließlich die Leitung der Dienststelle für Außenpolitik übernahm und zur Stellvertreterin Dio de Cavazos ernannt wurde. Nach dem Verschwinden ihres Gemahls, was Akiljá schwer mitgenommen hat, konzentrierte sie sich ganz auf ihre Karriere und arbeitet als Nachfolgerin ihres Gemahls als Cancellaria Nisutr Elas verbissen an der Stärkung ihrer persönlichen und der kem'schen Macht.