Angil Phexhilf von Aralzin-Estrimanza

Gesandter in Hôt-Alem

Der horasische Signorino Angil Phexhilf von Aralzin-Estrimanza entspricht genau dem, was man in weiten Teilen Aventuriens unter einem typischen liebfeldschen Stutzer versteht: Eitel, selbstverliebt und von seiner eigenen Überlegenheit sehr überzeugt. Umso verwunderlicher ist es, daß er gerade im rückständigen Kemi-Reich zu Ehren und zu einem kleinen Lehen gekommen ist. Doch auch ein horasischer Edelmann bleibt nicht von Phexens Launen verschont - und Angils bisheriges Leben scheint geradezu eine Ironie auf seinen Zweitnamen Phexhilf zu sein.


Geboren wurde Angil in der Signorie Estrimanza, einem kleinen Lehen der Baronie Bethana in der Grafschaft Yaquiria. Da sowohl Bethana als auch Yaquiria durch die Familie Aralzin belehnt sind (der Baron von Bethana ist ein entfernter Vetter, die Gräfin eine ebenso entfernte Tante), war es Angils Vater Estevan von Aralzin-Estrimanza vergönnt gewesen, sein Lehen mit dem Rückhalt der Familie in vortrefflicher Weise zu führen und selbst für horasische Vorstellungen einen gewissen Reichtum anzusammeln. Während Angils ältere Schwester Rovena Belladice sich schon in jungen Jahren sehr für die Geschäfte ihres Vaters interessierte und ihn dabei unterstützte, so gut sie es vermochte, war Angil mehr an den Vorzügen der höfischen Gesellschaft interessiert und bereits als junger Mann oft- und auch gerngesehener Gast diverser Bälle und sonstiger Adelsfestivitäten. Außerhalb der Ballsaisonen vertrieb er sich die Zeit in den Vinsalter Salons, wobei er eine ständig für ihn reservierte Suite in der Pension Ehrenrast bewohnte. Einige Jahre lang konnte Angil seinen ausschweifenden Lebensstil sorglos durch den Reichtum seines Vaters finanzieren, doch bald war Signore Estevan der Exzesse seines mißratenen Sohnes überdrüssig. Er sperrte Angil den Zugriff auf sein Einlagenkonto bei der CAC-Creditanstalt und ließ ihm nur noch ein bescheidenes Taschengeld zukommen. Bescheiden - sei hier angemerkt - ist in diesem Zusammenhang sehr relativ. Jeder einfache Streuner hätte seine liebe Mühe, das allmondliche Taschengeld auch innerhalb eines Mondes zu verprassen, doch Angil verkehrte in Kreisen, wo er sich eines solchen Betrages mit Leichtigkeit innerhalb einer Woche entledigen konnte. Um seinem bisherigen Lebensstil treu zu bleiben, blieb Angil nur eine Möglichkeit, er verschaffte sich die nötigen Mittel im Glücksspiel. Tatsächlich stand ihm Phex auch die ersten Jahre bei, und obwohl er immer wieder Kredite bei der Spielbank aufnahm (die man ihm angesichts der Sicherheiten durch den elterlichen Reichtum bedenkenlos gewährte), konnte er diese im Spiel so vervielfachen, daß ihm dies einen immer ausschweifenderen Lebensstil ermöglichte. Doch wie es so ist im Leben, irgendwann kommt einmal der Zahltag, und nachdem es Angil regelmäßig versäumte, zunächst einmal seine Kredite durch seine Gewinne zu begleichen, hatte sich sehr schnell ein kleines Vermögen auf seinem Schuldenkonto angesammelt. Signore Estevan blieb angesichts des gesellschaftlichen Desasters, der durch die Eskapaden seines Sohnes der Familie drohte, nichts anderes übrig, als diese Schulden zu begleichen, was die Signorie an den Rande des Ruins brachte und Estevan schließlich das Herz brach. Nur der Unterstützung seiner Base Hesindiane von Aralzin-Bethana, der heutigen Gräfin von Yaquiria, ist es zu verdanken, daß der wirtschaftliche Zusammenbruch der Signorie Estrimanza ausblieb. Angil, auf dem schwer die Schuld am Tode seines Vaters lastete, wurde von der Familie verstoßen und mühsam mußte er sich mit dem Leben eines mittel- und heimatlosen Vagabunden vertraut machen. Einige Jahre zog er so durch Aventurien, wobei ihm seine Fähigkeiten als Lebemann und Spieler halfen, sich einen gewissen Standard zu wahren, auch wenn er nur noch von einem Tag auf den nächsten lebte. Schließlich verschlug es ihn in den Süden, wo er bald entdeckte, welche Möglichkeiten sich gescheiterten Existenzen im Kemi-Reich boten, wenn sie es nur geschickt anstellten - und insbesondere, wenn sie aus dem Horas-Reich stammten.


Gerade auf Áresy, fernab jeglicher aventurischer Zivilisation, boten sich einem ehrgeizigen Signorino zahlreiche Gelegenheiten, sobald einmal die Nesetet Akíljá de Cavazo, eine Verehrerin der horasischen Kultur, auf ihn aufmerksam geworden war. Nachdem Angil einige Zeit die Annehmlichkeiten genossen hatte, die sich für einen Liebhaber der Nesetet so ergaben, erhielt er als Anerkennung eine kleine Tásah. Zufrieden ließ Angil sich auf dem nieder, was er erreicht hatte - froh darüber, diese Vorzüge erhalten zu haben, bevor Akíljá seiner überdrüssig geworden war. Doch offenbar hatte er das Herz der Nesetet mehr gerührt, als er zu hoffen gewagt hatte, denn schon bald nach der Einsetzung als Sah rief ihn diese an ihren Hof zurück - um ihn zum Ser-Neset zu erheben, und schließlich nahm er gar die Position seiner Vorgängerin als Neset Ni Djerres ein.


Mit der Krönung der neuen Nisut nahm Angil die Gelegenheit war, seiner Gönnerin auf's Festland zu folgen und die unwirtlichen Inseln hinter sich zu lassen. Als Gesandter Kemis in Hôt-Alem hat er nun weitaus mehr Möglichkeiten, gesellschaftliche Annehmlichkeiten zu genießen, als in den langen Jahren als Neset auf Áaresy.