Anopathawa

Häuptling der Syennez, Anführer der vereinigten Stämme

Kein Name ist so sehr gefürchtet in den Dörfern Kemis. Und doch weiß man so gut wie nichts über den Häuptling der Syennez (ein Zweig der Keke-Wanaq) bis auf die Tatsache, daß er sich zu einer Art Oberhäuptling aller Stämme aufgeschwungen hat. Ob er ein Kriegsherr oder ein Friedensführer ist, wird die Zukunft noch zeigen...
Nur wenigen Menschen war es bisher vergönnt, Anopathawa zu schauen. Die Mitglieder der Mer’imener Gesandtschaft beschreiben ihn jedoch:


"Ein Hüne von einem Keke-Wanaq, und schaurig anzuschauen in seinem Mantel aus den Fellen der Gazellen, den Hals umgeben von einer Waldlöwenmähne. Den Kopf krönte eine Haube, aus der zwei bizarr gebogene Antilopenhörner emporragten. Wo immer die schwarze Haut zutage trat, da war sie bemalt mit gelben und grünen Farben, welche fremdartige Symbole darstellten. Wer aber meint, einen Wilden vor sich zu haben, der irrt. Die Augen funkelten von großer Schläue und Weisheit, und seine ganze Haltung war nicht die eines Häuptlings, sondern eines Königs."


An den Grenzen von Tamenev wissen die Trapper und Holzfäller von dem unheimlichen Stamm zu berichten:
"Nachts erdröhnen die Trommeln, und plötzlich spürst du, daß der Wald voller Leben ist. Sie huschen lautlos durch den Busch, auf der Suche nach Opfern. Und du könntest ihr nächstes sein..."


Die Gesandten der Nisut am Kaulata-Berg aber hatten einen anderen Eindruck:
"Wir folgten den Waldmenschen den Hang des Kaulata hinauf. Dort öffnete sich in einer Klippe der Schlund zu einer Höhle, die wir auch zögernd betraten. Durch einige verworrene, dunkle Gänge, deren Vielzahl und Verzweigungen wir nur ahnen konnten, gelangen wir zu einer zweiten Öffnung. Vor uns tat sich ein gewaltiger Talkessel auf - der ganze Kaulata ist der erloschene Schlund eines Feuerberges! Wir stiegen vulkanglasene Stufen hinab in den Talkessel --- und erstarrten. Auf den Hängen ringsumher hatten sich sicherlich dreihundert schwarze Krieger eingefunden, alle prächtig geschmückt mit Federn; in den Händen hielten sie bemalte Schilde und Speere und Blasrohre. Sie zielten nicht auf uns, doch war uns klar, daß die geringste falsche Bewegung unser aller Ende sein würde. Unser Blick aber wurde von einem anderen Schauspiel an der Stirn des Tales gefesselt: Dort war aus Mohagoni und Tiik-Tok-Holz eine große Plattform errichtet worden, in ihrem Rücken eine langgezogene Hütte. Davor, auf prächtigen Tigerfellen sitzend, sahen wir weit über ein Dutzend Männer und Frauen, deren Schmuck aus Federn, glitzernden Steinen und großen, elfenbeinernen Platten bestand, die sie als Gehänge um den Hals trugen. Es waren, wie wir an den verschiedenen Haartrachten erkennen konnten, die Häuptlinge der großen Stämme. Napewanha, Oijaniha, Keke-Wanaq, Moha... Doch sie alles überragte eine Erscheinung, die jetzt aufrecht stand und den Speer hob, um uns zu begrüßen: ANOPATHAWA!"


"Natürlich können die Wilden nicht mit unserer ruhmreichen Rasse verglichen werden. Das zeigt sich schon daran, daß ihnen das Gefühl wahrer Macht fremd ist: sie leben in armseligen Rotten wie die Wölfe, und wie diese fallen sie auch über unsere Länder her. Wären es wirklich intelligente, kulturschaffende Wesen, dann hätten sie sich längst einen König gewählt, einen König des Waldes, haha!"


(Dieser Ausspruch wird Nareb Zornbrecht zugeschrieben.)

 

"Der Häuptling der Syennez hat die anderen Anführer der Stämme zu sich gerufen, um zu beraten. Und seinem Ruf sind hunderte gefolgt. Seht dort, die tapferen Mohaha aus den tiefsten Wäldern des Sonnenuntergangs, und dort die Oijanihaha der hohen Schneeberge. Die munteren Napewanha des Vielfließenden Stromes, und die blutsaufenden Tschopukikuha der Morgenröte. Sie alle werden ihre Speere erheben, wenn es ihnen der Häuptling der Syennez sagt, doch sie werden auch ihre Speere nehmen und nach Hause gehen und die Antilope jagen - wenn der Häuptling der Syennez es sagt. Ihr habt die Wahl, Blaßhäute, ob ihr Frieden wollt oder Krieg. Aber denkt nicht zu lange nach, denn die Geduld der Stämme ist wie die Sehne eines Bogens."
Anopathawa, Häuptling der Syennez und Erster Anführer der Stämme

 

"Wenn ich der Adler bin, der leise über den Wald schwebt und sein Auge schweifen läßt, dann ist Anopathawa der Elefant, der mächtig durch die Bäume schreitet und seinen Ruf ertönen läßt. Achtet den Elefanten, so wird er euch nichts tun."
Tapam-Tisa, der Lauscher Kamaluqs.