Arane Bonhá

Kommandeurin West

Ein durchweg ernstes, gar sehr verschlossenes Wesen besitzt die werte Dame Bonhá. Die hoch gewachsene Frau mit ihren rehbraunen, trauernden Augen, dem schwarz gelockten Haar und der athletischen Figur einer wirklichen Amazone, ist inzwischen, heimlich, still und leise eine sehr bedeutende Person innerhalb der Schwarzen Armee geworden. Es widerstrebte ihr gänzlich, sich von der Seite ihres Banners, den "Schattenlöwen", zu trennen. Zu sehr liebte sie den Kampf im Dschungel, als sich mit einer fast rein bürokratischen Aufgabe zu befassen. Aber dennoch, der Wille der Göttin war es dann doch, so macht es den Anschein, dass Arane Bonhá einen nicht mehr all zu direkten Weg des Feindkontaktes wählen sollte. Als Marschall-Inspekteurin der Kemiköniglichen Militärschulen obliegt es ihr, erworbenes Wissen der Kemi im Krieg zu verwerten, es an die neu angedienten Generationen von Söldlingen weiterzugeben und somit über Sieg oder Niederlage der Schwarzen Armee zu wachen. Ein akademisch erscheinender Rang, nichts desto trotz von äußerster Wichtigkeit für das Káhet.


Ihre einstige Tätigkeit in Yleha, als Kämpferin wider Al'Anfa, Separatisten und anderen Gesindel des fernen Ostens, vermisst die nun ernannte Kommandeurin West sehr. Die ruhige Grenze zum befreundeten Königreich von Brabak erachte sie zwar nicht als die Stellung, die ihr vorschwebte, aber immerhin hat sie dies von der lästigen Aufgabe als Akîbet Ni Irakema endgültig erlöst. Eine Aufgabe, mit welcher sie sich nie so recht abfinden konnte, eine Aufgabe, zu weit entfernt von jenen Dingen, die sie noch in ihrem Leben liebt: der Kampf Frau gegen Mann, das Streiten an der Seite eines Banners, das Klirren der Klingen, das Rauschen des Blutes, die Schreie der sterbenden Feinde, der greifbare Sieg … alles seit jenen Tagen im fernen Yleha nur noch Schall und Rauch in ihren Erinnerungen.
Nun, als Kommandeurin eines großen Gebietes fühlt sie sich wieder annähernd wie in ihrem alten Element. Zwar obliegt es ihr nun nicht mehr direkt im Kampf mit anderen Kameradinnen und Kameraden Feinde zu jagen und zu töten, aber immerhin befindet sie sich wieder in ihrer gewohnten Umgebung. Ein Grund mehr ihre berüchtigte Kleidung zu tragen: eine rot-schwarze Brünne, ihr typischer Amazonenhelm mit langem schwarz-rotem Pferdeschwanz und eingewirkten schwarzen Straußenfedern, ein wallender tiefschwarzer Umhang mit den kombinierten Zeichen der Göttlichen Leuin und dem Symbol der Schwarzen Armee auf dem Rücken, geschwärzte Arm- und Beinschienen sowie einen 'viel zu kurzen' (Zitat diverser Offiziere) Nietenrock. In Lofran, einer Ortschaft im einstigen Wachtelfels und heutigen Djumen, an den Ufern des Taton gelegen, kann man sie nun seit einiger Zeit in diesem Aufzug durch die Gassen stolzieren sehen. Eben dort hat sie auch das ihr unterstellte Kommando West eingerichtet und verweilt dort oft und lange im ansässigen Rahjatempel.


Verschlossen, ernst und sehr zurückhaltend. Dies sind die auffälligsten Beschreibungen, die über Dame Bonhá fallen. Niemand weiß recht, woher sie stammt, ob die teils wilden Gerüchte über ihre Vergangenheit auch nur annähernd der Wahrheit gleich kommen oder schlicht und ergreifend gelogen sind. Seit dem Tode ihres treuen Hengstes "Lir" ist sie noch verschlossener und es scheint niemand an sie heran zu kommen. Anlass zur Spekulation bietet auch das recht ungewöhnliche Verhältnis Aranes zu ihrem Tuzakmesser "Ythreal" - eine filigrane, dennoch bruchfeste Waffe, ziseliert und geschwärzt. So mancher will sie schon dabei erblickt haben, wie sie mit dieser Waffe zu sprechen pflegt. Allem Anschein nach scheint dieser Gegenstand, von welchem sie sich nie trennt, der einzige Vertraute in ihrem Leben zu sein. Fragen hinsichtlich ihrer Vergangenheit, bevor sie im Káhet Ni Kemi auftauchte, beantwortet diese Rondra gläubige Kämpferin prinzipiell nicht und sollte man dennoch in Versuchung geraten, weitere Fragen zu stellen, wird sie einen freundlich, aber bestimmt aus ihrer Gesellschaft entfernen, oder aber sich selbst auf den Rücken eines Pferdes schwingen, um jenen wohl anscheinend schmerzenden Erinnerungen zu entfliehen.
Nichts ist über Liebschaften, weder zu Männern, noch Frauen, bekannt, so dass die Dame Bonhá auf viele Unwissende den Eindruck einer eisernen Jungfrau macht. Doch wer ahnt schon, wie es wirklich in dieser stolzen Kämpferin und doch verletzlichen Frau wirklich aussieht.