Boronlyn Lissenheim

Komturin von Ne'kâtre

Geboren vor mehr als drei Dekaden in dem garethischen Städtchen Rubreth als Tochter eines reichen Kaufhändlers, war ihr Leben schon vorherbestimmt. Ihr Vater war es, der der Kirche des Raben seine Tochter versprach, aufgrund eines früheren Gelöbnisses. Und wie es schien, war auch der Rabe selbst damit einverstanden, wurde Boronlyn doch in der Nacht zum 1. Tag des Boronmondes geboren. Ihre Kindheit verlief ruhig und friedlich, wenngleich ihr Vater stets darauf achtete, seine junge Tochter nicht zu sehr zu verwöhnen. Sie sollte schon jetzt an das entbehrende Leben als Geweihte des Herren BORon gewöhnt werden - dann, so dachte Herr Lissenheim, habe es seine Tochter nicht zu schwer.


So wuchs das kleine Mädchen zu einer jungen Dame heran, wunderschön anzusehen, aber distanziert. Dann kam auch der Tag - es war der 1. BOR eine Duodekade nach ihrer Geburt - als dann ein Gesandter Seine Erhabenheit höchstselbst nach Rubreth kam, Boronlyn zu holen. In Punin, dem Zentrum des Rechten Glaubens selbst, sollte Boronlyn unterrichtet und geweiht werden.
Nach sechs entbehrungsreichen Jahren und harten Prüfungen verließ Boronlyn den Tempel des Raben zu Punin, in der Hand ihren geweihten Rabenschnabel - sie war Priesterin! Priesterin des Herren über Traum und Tod und sie hatte es allein, nur mit Vertrauen auf den Raben geschafft. Nachdem sie als Priesterin mehrfach Botengänge unternommen hatte, weitentfernte Weiler, in denen kein Priester des Raben Dienst tat, bereiste und sich um die Gräber der Gefallenen im Orkkrieg kümmerte, erfuhr sie die zweite Weihe zur Deuterin Golgaris! Erzpriesterin, geehrte Dienerin des Todesboten war sie nun und bekam unter der Obhut eines ( Tempelvorstehertitel ) einige Schreine zur Pflege und zur Bewachung. Eines Tages stieß sie jedoch auf Hinweise, die die Verwicklung ihres Mentors in dubiose Machenschaften andeuteten. Diesen Hinweisen ging die tüchtige Priesterin nach und sammelte auf eigene Faust Informationen. Und sie fand sie auch! Es war ihr vergönnt, fast vergönnt, diese pikanten Details um Seine Hochwürden und einige Beihelfer, an das Heiligtum des Raben in Punin weiterzuleiten, da schnürte sich die Schlinge einer Intrige um ihren Hals. Ein Einsatz der Golgariten, der nicht so gelungen war, wie es sich die Obrigkeit gedacht hatte, wurde ihr Verhängnis. Sie war damals geistlicher Beistand der Rabenritter und sie befahl den Rittern vom eigentlichen Ziel abzusehen und die Rettung gefangener Räblein zu unternehmen. Dies wurde ihr nun angekreidet und so wurde Boronlyn von der Jägerin zur Gejagten.


Versetzt ans Ende der Welt, dort wo der Unglaube Triumphe feierte und wo schon ein stechendes Insekt den Tod eines Menschen bedeutete. So dachten es sich jene, die Boronlyn für diese Queste empfohlen hatten. Wagemut, Tatkraft, Entschlossenheit … mit solchen Worten überzeugten sie die Kirchenführung und so kam die junge Priesterin schlussendlich in den Süden. Doch weder stechende Insekten noch der Unglauben bereiteten ihr ein jähes Ende. Das Gegenteil war der Fall, denn sie beschritt den Weg der Fünf Tage. Sie erfuhr vom Wahren Weg, vom Wahren Gesicht Borons, des Götterfürsten und sie wandte sich ab von der Lästerei, die die Puniner Schweigerer betrieben.
Tatkraft, Wagemut, Entschlossenheit - ja, diese Eigenschaften waren es, die sie vorantrieben. Priesterin des Boron, dann Hüterin des Rabenhauses zu Mehib, wo ihre Entschlossenheit ihr Teil zur Wahrung der Grenze gegen die al'anfanischen Ketzer war und wo ihr Wort den Räblein des Tá'akîb Câbas Zuversicht gab. Ihre Arbeit für die Kirche und für die Räblein fiel im fernen Ne'charka're-Tá auf und so befürwortete man ihre Ernennung zur Komturin der Ordensprovinz Ne'kâtre, deren Zentrum in Bjaném liegen sollte. Dass dort noch kein Tempel des Raben stand störte die neuernannte Komturin weniger, denn energisch schritt sie daran, den Bau eines solchen in die Tat umzusetzen.
Komturin Ni Ne'kâtre, Nebkekut des Laguana-Ordens, Priesterin des Heiligen Raben und Hüterin des Rabenhauses zu Bjaném - obschon letzterer Titel vorerst nur nominell war - mit Stolz blickte Boronlyn auf diese Aufgaben. Der Tempelbau schritt gut voran, sie genoss das Vertrauen von Volk und Adel in der Komturei Ne'kâtre und gar der Mehib bedachte die Priesterin mit einigen Blicken.


Im Zuge der Krise in Mer'imen, in deren Verlauf der Hátya gar unziemliche Worte gegen die Kirche sprach, war sie es, die vor den Großinquisitor trat. Die damalige Akîbet Phatapi Ni Câbas wollte die Kirche stärken dort im Câbas, der doch so weitab von jeglichem Zentrum des Glaubens war, und bat dabei um den Rat der Komturin, die ihrerseits den Rat Seiner Erhabenen Hochwürden Erlaucht Boronîan Varzim Pâestumai erbat. Was genau im fernen Khefu gesprochen wurde, wissen nur noch die Beteiligten … doch wurde Boronlyn Ni Ne'kâtre selbst für kurze Zeit zur Außerordentlichen Inquisitionsrätin für den Bereich der Komturei Ne'kâtre berufen!

 

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Groß ist die Priesterin nicht - für mittelreichische Verhältnisse. Ein Waldmensch oder eine Kemi würden sie mit ihren 8 Spann und einem Finger als wohlgewachsen bezeichnen. Doch auch neben einem Thorwaler strahlt sie eine solche Würde aus, eine solche Aura der Selbstsicherheit, dass sie auch gar nicht größer zu sein braucht.
Das glanzschwarze Haupthaar liegt ihr glatt am Kopf und ist stets zu einem festen Knoten gebunden, auf dass keine Strähne ihr den Blick trübe. Adrett und züchtig zurückgebunden, stramm und stark wie auch eine Priesterin des Herrn zu sein hat.
Die Augen strahlend blau wie der wolkenlose Himmel im Sommer und doch lodert in ihnen ein Feuer, ein Eifer, eine Tüchtigkeit die auf den Raben vertraut. Strafend blicken können sie, aber auch voller Milde und Gnade, diese Augen.
Ob schon die Haut der ursprünglich aus Garetien stammenden Frau heller ist als die der Kemi oder der Südländer, so ist sie doch gebräunt von der Sonne, der sich die Geweihte Borons aussetzt, um ihr tägliches Werk zu verrichten. Die Haut strahlt Leben aus und verdeutlicht den Räblein nur noch mehr, dass Boron nicht allein der Totengott ist, dessen Diener in kalten Gewölben bleich und hohlwangig sein müssen.


Denn auch wenn sie keine Kriegerin ist, die mit nur einem Arm einen Anderhaltbhänder zu halten vermag, so ist Boronlyn doch keine ausgemergelte Gestalt, die sich gerade erst von ihrem Folianthen erhoben hat. Zwar ist ihr zierlicher Körper unter der schweren, würdevollen Robe der Priester Borons verborgen, doch ihre Haltung zeugt von auch von einer physischen Stärke. Ebenso ihre Hände, die nicht die schlanken, knochendürren einer horasischen Edeldame sind, sondern die einer Frau, die zupackt, wo es zuzupacken gilt.
Gewnadet ist sie stets in die Gewänder der Rabenpriester - schwarzes Leinen mit dunkelgrauen Säumen - schlicht und erhaben, wie es sich geziemt für eine hemet-ká. Einzig ein geweihtes Rabenamulett aus Silber mit Onyx, ihr Ordensdolch mit dem fünften Dar eingraviert, sowie ihr ständiger Begleiter: Ihr Rabenschnabel "Rabenauge", jenes geweihte Artefakt, welches sie zu ihrer Priesterweihe erhielt, sowohl eine Waffe wie auch ein Relikt. Ihn weiß sie wohl zu führen, so es vonnöten ist und mit ihm geht die Priesterin gegen die Unbilden des Bösen vor.

 

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Neugier zeichnet die junge Geweihte vor allem aus, Neugier und auch ein gesunder Ehrgeiz. Beides wurde ihr zum Verhängnis, denn sie kam einigen anderen Personen in die Quere, die ihre Versetzung an das Ende der Welt, in den Urwald des Südens beantragten, um dort die Wilden zu bekehren. Dort traf sie auf Geweihte der Alleinseligmachenden Staats- und Boronskirche, deren Argumente und Vorbild sie konvertieren ließen. Nicht mehr eine schweigende Grabhüterin wollte Boronlyn sein, sondern eine aufrechte Streiterin und Dienerin des Raben in Tat UND Wort. Leben wollte sie den Drang zu Handeln und SEINE Worte zu verbreiten. Tatkräftiges Vorbild für SEINE Schäfchen wollte sie sein, nicht unterdrückt durch die gleißenden Diener des Sonnengottes Praios.
Boronlyn wagte sich an den Weg der Fünf Tage und durch Mut, Ausdauer, Kraft und innigen Glauben beschritt sie ihn und gelangte an einen Punkt, der nicht Ziel, sondern Anfang war. Sie wurde eine aufrechte Priesterin des Ordens des Heiligen Laguans, die mit Schwert und Gebet dem Bösen entgegentritt.
Mit innigem Eifer, der ihr im Norden, wo der Sonnengott Fürst Alverans war, nicht gestattet war, gelang es ihr, die Würdenträger - die Eminenz und die Mehibs - von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Ihr wurde die Komturei Ne'kâtre als Posten angeboten, den sie dankend annahm. Doch sieht dies nur als Zwischenstation an. Sie möchte höher, weiter kommen. Boronlyn arbeitet hart - nicht nur für IHN, für sich und für ihre Schäfchen, sondern um ihm Ansehen der Eminenz zu steigen, um ihr zu zeigen, was sie selbst kann und um dereinst vielleicht gar die Berühmteste aller Hohepriesterinnen der Alleinseligmachenden Staats- und Boronskirche zu werden, die Kemi je sah.

 

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Boronlyn kniete in der kühlen Bethalle des hiesigen Rabenhauses. Sanftes Licht fiel durch ölpapierverhangene Fenster hinein und hüllte die Statue der Boronstochter Marbo, die einen schwarzen Raben in die Höh' hielt, in ein mysteriöses Dämmerlicht. Es war still. Sehr still. Nicht einmal die lauten Rufe der Bürger und der neuen Soldatinnen drangen in die Heiligen Hallen. Nechát Arsinoê hatte die Komturin allein gelassen und nun hatte sich die Priesterin in ein meditatives Gebet versenkt.
Sie überdachte alles was geschehen war, sie meditierte darüber. Der Posten der seret - für ihre Tatkraft, für ihre Hilfe für die Kirche. Diese war eine großartige Möglichkeit, dachte die Priesterin und dankte erneut dem Alleinseligmachendem für diese Gunst. In ihrer inneren Ruhe fand sie die richtigen Worte, die sie am kommenden Morgen für den Rabendienst wählen würde. Sie erschienen in ihrem Geist wie eine Eingebung und die Priesterin fühlte sich stark.

 

Zitate:


"SCHWEIG! Ich dulde keine frevlerischen Worte hier! Zieme dich und schweige BORongefällig!!"
( an einen Nordländer, der das Wort Praios' verkünden wollte )


"Der Heilige Rabe wird sich deiner annehmen. Vertraue IHM und er wird dich geleiten, mein Sohn."
( an einen zweifelnden Gläubigen )


"Beim Traumraben! Was ist denn das für ein Chaos hier?! Schafft doch erst die Tiere aus der Scheune, dann könnt ihr immer noch die Forken holen!"
( in einer Notsituation )


"Schändlicher! Verfemter! Nicht mehr mein Wort wird dich richten, sondern RETHON selbst!" (zieht ihr Schwert)
( an einen Verderbten Diener des Namenlosen, der Dämonen etc. )