Boronya Ni Nedjhit

Repat, Hohepriesterin des Boron

Boronya wurde im Jahr 982 B.F. in Al'Anfa geboren. Ihre Eltern kennt sie nicht, da sie als Säugling auf den Stufen des Boron-Tempels aufgefunden wurde. Während ihres Noviziats fiel die junge Priesterin nicht sonderlich auf, bis sie eines Tages in den Archiven der Stadt des Schweigens zufällig die verbotene Originalschriftrolle der 'Heiligen Worte des Boron' fand; eine Streitschrift, die die die Kultpraktiken des Kemi-Reichs denen Al'Anfas gegenüberstellten und für das Imperium eine Rückkehr zu den ursrpüglichen Tugenden der Rabenverehrungen forderte. Boronya, fasziniert von den sich gegen Prunk, Gleichgültigkeit und Nepotoismus wendenden Thesen,  schrieb das Traktat unter ständiger Lebensgefahr wortgetreu ab und floh schließlich im letzten Moment in das Kemi-Reich, das ebenso wie das Imperium Boron als den Gott der Götter anerkannte. Dort übernahm sie mit der Leitung des Setepener Boron-Tempels eine führende Stellung in der kem'schen Geweihtenschaft, wozu sie durch den Besitz der wertvollen Abschrift auch durchaus berechtigt war, sah man es doch als Gnade des Herrn an, daß ihr dieses gefährliche Unternehmen geglückt war. In der Kurie fiel sie als Gegenspielerin des Hohepriesters Charus auf, mit dem sie eine tiefe Feindschaft verband. Als der Hohepriester schließlich wegenb Hochverrats auf dem Scheierhaufen endete, entschied sich das Heilige Konzil für Boronya als neue Hohepriesterin.

Die erste Rabendienerin ist zudem die Marschallin des Laguaner-Ordens und hat diesen durch ihre kluge Führung zu nie gekanntem Einfluß und nicht zu unterschätzender Macht geführt. Ihre Rolle im Unabhängigkeitskrieg ist undurchsichtig, doch hat sich die Hohepriesterin stets geweigert, die Autorität der Besatzer, des 'Usurpators' de Cavazo oder die der kem'schen Militärregierung anzuerkennen. Durch ein Giftattentat barbakischer Agenten wurde sie fast getötet, doch trat sie, kaum genesen, bei den entscheidenden Schlachten um die Befreiung des Kemi-Reiches von der alanfanischen Besatzung in vorderster Linie an der Spitze ihrer Laguanerritter und -ritterinnen zum Kampf an.


Viele Jahre war Boronya in ständigen Kämpfen und Intrigen gegen die Kanzlei de Cavazos verwickelt, in denen sie einige herbe Rückschläge einstecken mußte. Esrt als sie die totale Konfrontation mit der "maraskanischen Schlange" aufgab und auf Verhandlungen setzte, gelange es ihr, den macht und Einfluß der Kirche auch auf die Kanzlei auszudehnen. Da hierbei das Erstarken des konservativ-fundamentalistischen Flügels innerhalb der Kirche keine unwesentliche Rolle spielte - ein deutliches Zeichen war die offene Unterstützung und Förderung des berüchtigten Grandinquisitorius Boronîan V. Pâestumai -, hielt die Zukunft für die Hohepriesterin noch einige schwierige Bewährungsproben bereit. Insbesondere bei der Designierung und Inthronisierung von Kronprinzeß Ela als Nachfolgerin Peris III. auf dem Nisutthron zeigte sich, daß Boronya die Raben, die sie rief, auch beherrschen konnte, da es ihr tatsächlich gelang, die Fundamentalisten dazu zu bringen Ela auf dem Kemithron zu dulden. Seit Elas Krönung und ihrem brachialem Griff auch nach der geistlichen Vorrangsstellung, hat Boronyas Sympathie für die junge Nisut deutlich abgenommen. 

Boronya lebt sehr zurückgezogen im großen Tempel zu Ne'charka-re Tá und tritt, wenn überhaupt, in der Öffentlichkeit stets in ihrer Geweihtenrobe auf. Die Hohepriesterin ist eine sehr schöne Frau mit knielangen schwarzen Haaren, die natürliche Autorität und Würde ausstrahlt. Als Laguanerritterin ist sie eine furchterregende Kämpferin, die keine Gelegenheit ausläßt, "zu Ehren des Herrn Dere von Ketzern und Häretikern zu befreien". Sie kennt alle religiösen Texte, die sich mit dem Boron-Glauben beschäftigen, auswendig und verteidigt ihre Ansichten den Wahren Glauben betreffend mit nur schwer zu widerlegender Logik und treffenden Argumenten. Die ihr vom Heiligen Konzil auferlegte Weisung zur Reintegration des kem'schen Kultes in die Auslegungen des Puniner Ritus des Boronglaubens verzögerte und behinderte sie, wo sie nur konnte, und als die Unterwerfung schließlich vollzogen war, war sie es, die im Inneren die schärfste Wächterin der eigenständigen kem'schen Traditionen war und diese bei jeder Gelegenheit zu betonen verstand.

Die Hohepriesterin ist Fremden gegenüber als strenge, sehr zurückhaltende Person bekannt, während sie im Freundeskreis durchaus humorvoll und aufgeschlossen auftritt. Ihr Privatleben bleibt der Öffentlichkeit weitestgehend verborgen, so daß selbst die Väter ihrer beiden ebenfalls im Orden wirkenden Töchter bislang unbekannt blieben. Unklar ist auch das Verhältnis Boronyas zur abtrünnigen Prinzessin Rhônda. Lange galt Ihre Eminenz als Mentorin der jungen Frau, die sie - insgeheim - für die geeignetere Nisut hält. Es könnte nie aufgeklärt werden, ob Boronya es war, die Rhônda zur Flucht nach Anûr verhalf, und ebensowenig, ob Ihre Eminenz auch heute noch Kontakte zur Geächteten pflegt.