Die Familie Pêastumai (Ptah'sethu)

Über eine der ältesten und einflußreichsten Familien unseres Reiches

Geschichte

Viel war bislang nicht bekannt, das man über diese im ganzen Reiche angesehene und berüchtigte Familie hätte herausfinden können. Der Autor und seine befreundeten Korrespondenten waren gezwungen, sich einiger ungewöhnlicher Methoden zu bedienen, um sich die im Folgenden der geneigten Leserschaft zugänglich gemachten Informationen zu beschaffen.

 

So fanden sich im Hinterhof einer alten Gerberei in Brabak Teile des Briefwechsels der Gouverneure "Traheliens". In einem anderen Fall erschlossen sich in einem Hesindetempel im nördlichen Albernia Unterlagen und Abrechnungen aus kaiserlicher Zeit. An dieser Stelle sei noch einmal Ihrer Gnaden Khirva Tanoram für die großzügige Überlassung von Teilen der Chronik "Das Reich der Kemi" gedankt.

Nicht ungedankt soll auch die bereitwillige und tatkräftige Hilfe des Res'ahes Boronîan V. Pâestumai bleiben, der vieles zum nachfolgenden Artikel beisteuerte, und einiger Angestellter der "Brakem Südmeerkompanie".

 

Die historischen Quellen der Familie Pâestumai

In mehreren hervorragenden Schriften über die Kemi werden die Pâestumais als eine der ältesten Familien des Kemi-Adels bezeichnet, und das mag auch durchaus zutreffen. Ihre Wurzeln reichen in der Geschichte weiter zurück aIs die manch eines angesehenen Adelshauses aus dem Alten oder Neuen Reich. Auf jeden Fall gehört die "Arx Pallida", ihr Stammsitz bei Zut'hedsh zu Frencaal, zu den größten und - vor allem - ältesten Gütern im ganzen Kemi-Reich, was ausgedehnte Umbauarbeiten aus den einzelnen Epochen beweisen, die unter anderem durch den Onkel Seiner Erlaucht, Wohlgeboren Tanîth Pâestumai, durchgeführt wurden. Ein weiterer Anhaltspunkt auf das "Alter" der Familie ist wohl die geschätzte Pferdezucht der Familie. Es ist bekannt, daß Peri I. das Reich bis weit in den Norden ausdehnte, und eine Theorie besagt, daß sie damals - zur Auffrischung ihrer ruhmreichen Armee - eine Gruppe Novadis samt Pferden erst gefangen, dann in ihre Dienste nahm und diese dann an einem sicheren Punkt im heutigen Frencaal ansiedelte, durch Gräben und benachbarte, treue Adlige eingeschlossen. Eine Ironie der Geschichte will es, daß ausgerechnet hier nach allen Katastrophen der verbleibende Rest des Kemi-Volkes überleben sollte. Fest steht ebenfalls durch langwierige Ahnenforschung, daß die Familie der Pâestumai Kemi reinsten Blutes sind.

Weitere verläßliche Hinweise ergeben sich aus der ersten bosparanischen Periode. In einer Urkunde benennt man einen gewissen Oberst Fielfüllen aus Grangor zum Militärgouverneur der Festung "Arx Pallida" (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Anwesen). Weiter heißt es: ,,(...) Er habe in Unserem Namen dafür zu sorgen, daß an Seine kaiserliche Majestät Ohrennie wieder Berichte oder Gerüchte über die Paestas dringen mögen. (...)"

 

"Paesta" stellt sich uns heute als ein Wort aus dem Ur-Kemi dar, weIches soviel wie "Ritter" bedeutet. Hier liegen wohl die Wurzeln des Familiennamens der Pâestumai, und desweiteren läßt sich anhand dieses Umstandes und diverser anderer Quellen mit ziemlich großer Sicherheit sagen, daß die heutigen Pâestumais auf ein altes Rittergeschlecht zurückgehen. Die nächste Erwähnung, die an dieser Stelle betrachtet werden soll, betrifft eine Delegation aus dem Gebiet des heutigen Kemi-Reiches, die Kaiser Raul im Jahre 1 n. BF besuchte. Unter den Gesandten findet sich der Name eines "Atepek Pâestumai".

 

Nach Jahrhunderten, die durch das Dunkel der Unwissenheit verhüllt werden, treffen wir schließlich wieder sehr häufig auf den Namen dieses alten Familiengeschlechtes - hauptsächlich in den Berichten der Inquisitoren der Garether Priesterkaiser. Offensichtlich war Frencaal von je her ein Zentrum des Wahren Glaubens gewesen, und die Familie hatte unter Enteignung, Verhaftungen und sogar Hinrichtungen zu leiden. Als ein - aus Garether Sicht - düsteres Kapitel in der Familiengeschichte eröffnet sich jetzt der bislang ungetrübte historische Blick auf die Familie: Als Kaiser Eslam II. das Fürstentum schuf, war es Tito Ham'intcher Pâestumai, der den Kaiser bestechen wollte, um selbst Fürst zu werden. Sein Versuch, mit Hilfe von Geld und verborgenen Kanälen den Posten zu erhalten, endete auf dem Schafott von Khefu. So leicht war das verlorene Reich nicht zurückzugewinnen, und die Pâestumais hielten sich von da an eher im Hintergrund und warteten auf ihre Zeit.

 

Unter der Brabaker Herrschaft sah man diese als gekommen an, und so waren die Pâestumais umfassend an einer Verschwörung wider die Eindringlinge in unser Heimatland beteiligt. Doch eine dieser ersten Verschwörungen schlug durch Verrat fehl, und ein Großteil der Familie mußte fliehen. Andere verschwanden in Brabaker Kerkern, aber nur wenige - aus unbekannten Gründen - wurden letztendlich verurteilt. In Brabak entstand fortan ein einflußreicher Zweig der Familie, der bis in unsere Tage noch Bestand und Einfluß hat.

 

Im Kemi-Reich dagegen schufen sich die Pâestumais als Großgrundbesitzer einen Namen, bauten "Arx Pallida" als Familienstammsitz aus und beteiligten sich nicht mehr sonderlich an der "großen" Politik des Reiches. Mit Tanîth Pâestumai begann nach dem Erbe des väterlichen Besitzes auch wieder der politische Aufstieg der Familie. Doch hohe Tribute hatte die Familie in den kommenden Jahren zu zahlen.

 

So wurde der jüngere Bruder Seiner Wohlgeboren mit seiner gesamten Familie von Söldnern aus der Namenlosen im Unabhängigkeitskrieg ermordet. Von einem Halbbruder heißt es, daß er angeblich mit der Namenlosen kooperierte und heute in Al'Anfa lebt. Auch Pasqua Pâestumai und Tiftal von Stippwitz, dem Sohn und Schwiegersohn des greisen Familienoberhauptes, war kein langes Leben beschert. Der HERR sei ihrer Seelen gnädig. So ruht die Zukunft der Familie heute auf den Schultern einiger weniger: Seiner Erhabenen Hochwürden Boronîan Varzim Pâestumai, Seiner Hochgeboren Rachalton Pâestumai Ni Djerniako, der Erhabenen Mutter Rabana Pâestumai, (Tochter des hingemordeten Pasqua d.Ä.), den Söhnen von Laudine zu Stippwitz-Pâestumai, welche vermählt war mit dem tragisch an der Pest gestorbenen Adeligen Tiftal Hieronymus Wiebart zu Stippwitz. Sie lebt heute zurückgezogen im mittelreich'schen Fürstentum Kosch, zusammen mit ihrem nunmehr 17 Götterläufen zählenden Sohn Severin Beregond d.J. zu Stipwitz.

 

Wirtschaftsmacht

Wenden wir uns alsdann der heutigen Familie der Pâestumai zu und ihrem Vermögen - die PâestMorga (früher: BRAKEM):

Dieser Teil des Berichtes ist zugegebenermaßen schwierig. Nicht, daß die Pâestumais zögern würden, ihren Reichtum offen darzulegen, doch kann sich dieser durchaus, wie bei der fehlgeschlagenen Secha-Kandidatur Tanîths vor einigen Jahren auch als Hindernis erweisen. Dabei war damals noch nicht bekannt, was die Öffentlichkeit heute weiß: die ungeheure Beteiligung der ganzen Familie. Dieser Zusammenhalt, wie auch ein Großteil des heutigen Besitzes, ist das Werk eines einzigen Mannes: Tanîth Pâestumai, Sah Ni Zut'hedsh. Seit jenen Tagen der Secha-Wahl lebte Tanîth Pâestumai sehr zurückgezogen auf der "Arx Pallida" und hielt ganz aus dem Hintergrund die Fäden seiner Familie und seiner Geschäfte in Händen. Es besteht kein Zweifel an der starken religiösen Verbundenheit der Pâestumais zum Ersten Glauben im Reiche, doch kann man das zusätzliche Wohlwollen des Herrn Phex nicht leugnen.

Kaum hatte Wohlgeboren den väterlichen Besitz übernommen, handelte er mit dem Orden der Wächterinnen und Wächter des Kultes des Hl. Rabens zu Laguana neue Preise für die von ihm gezüchteten und begehrten Pferde aus.

Die Maniok- und Rauschkrautplantagen wurden mit Hilfe von "Kontrakt-Arbeitern" erheblich vergrößert, und war bisher der Handel über Zwischenhändler in Khefu gelaufen, so nahm Tanîth nach dem Erwerb eines Drittels der "Brakem Südmeerkompagnie" nun alles selber in die Hände. Übernommen (und inzwischen mit seiner Beteiligung an der Brakem fusioniert) hat Tanîth auch die "Ost-Frencaaler Handelscompagnie Pallida" von seinem Sohn Pasqua d.Ä., einem seiner drei Kinder. Schon zu dessen Lebzeiten organisierten beide, Sohn und Vater, gemeinsam die Gründung mehrerer Niederlassungen in zahlreichen größeren Städten. Dazu kamen einige Beziehungen zum Brabaker Hof die u.a. auch eine Beteiligung an der legendären Fahrt der Korisande ermöglichten, ein Vorhaben, weIches bekanntermaßen ohne größere Gewinne blieb. Gerüchte, nach denen noch immer geheime Kontakte zu den im Südmeer verborgenen Inseln bestehen sollen, müssen hier dementiert werden.

Nach dem Tod Seiner Hochwohlgeboren Pasqua-Tanith Pâestumai durch die feige Hand der brabaker Da'Sylpur wurde dessen Handelsgesellschaft in die familieneigene Handelskompanie integriert. Es gelang Tanîth Pâestumai recht schnell, sie durch die Einsetzung einer Reihe von loyalen Verwaltern und Sekräteren in seine eigene "Südaventurische Paestumai Kompanie" (SPK) zu integrieren. Der Einfluß der "SPK" stellt sich weitreichender dar, als man oberflächlich betrachtet annehmen möchte. So verfügt man insbesondere durch die geerbte "Ost-Frencaaler Handelscompagnie Pallida" über erhebliche Besitzungen in Brabak, im Alten Reich, namentlich in Grangor, Arivor und Vinsalt, sowie im Neuen Reich in Harben und Havena. Seit einigen Götterläufen verfügt man auch über Kontakte ins Kalifat. Dabei handelt es sich um Verbindungen zur "Ostaventurischen Mherweder Handelscompagnie" (OMHC). Ebenso wichtig wie interessant ist der Anteil der Pâestumais an den Handelshäusern der Bräulinger-Familie. Bekannt war zunächst nur eine Beteiligung von fünf Prozent am Handelskontor Reto Bräulinger. Doch als dieses durch Erbstreitigkeiten in mehrere Handelshäuser und Kontore zerfiel, sicherte sich die SPK jeweils einen beträchtlichen Anteil. Aus den Geschäftsunterlagen der Kompanie geht desweiteren hervor, daß es eine Vielzahl von Handelsverbindungen zu weiteren Handelshäusern gibt.
Eines davon, welches hier noch erwähnt werden soll, ist das einflußreiche Haus der Hortemann aus dem Alten Reich. Durch eine politische Hochzeit zwischen Tanith Pasquas Neffen, Tanith Pasqua Pâestumai d.J., einem Sohn von Awapèt Pâestumai, und einer Tochter des Hauses Hortemann, Amalia Charya Hortemann, konnte man sich wichtige Einflußmöglichkeiten im Alten Reich sichern.

 

Im Jahr 25 S.G. gelang dem altehrwürdigen Familienoberhaupt die strategisch wichtige Aussöhnung und Verbündung mit den seit Generationen verfeindeten Morganor, welche ihren Stammsitz in der Tá'Akîb Laratuisaî haben. Durch die Auszahlung eines seit mehreren Generationen geschuldeten Brautgeldes seitens des Hauses Pâestumai an die Familie Morganor und die Ermöglichung der Rückkehr der Morganors auf die politische Bühne des Reiches, erklärten sich die Morganors bereit, einem Häuserbündnis zuzustimmen. Besiegelt wurde dieses Bündnis mit einer Hochzeit zwischen Seiner Erlaucht Boronîan Pâestumai und Chem'rá Morganor. Für das Haus Pâestumai ergab sich durch dieses Famlienbündnis eine nicht geringe Kapitalzufuhr, die dringen für ehrgeizige Expansionsprojekte benötigt wurde. Die Verhandlungen für den Zusammenschluß haben über einen Götterlauf gedauert. Am Ende stand ein Vertrag, der angeblich kein (!) Detail auslassen sollte.

 

Nur anderthalb Götterläufe nach dem zu stande kommen des Familienbündnisses kehrte Tanîth Pasqua d.J. zusammen mit seiner Frau und einem seiner Kinder, Amter'rá Pâestumai, ins Káhet zurück. Lange Zeit hatte er keinen Kontakt ins Káhet, nachdem ihn ein heftiger Streit mit dem Familienoberhaupt auseinander brachte. Doch aus noch ungeklärten Umständen, versöhnten sich Onkel und Neffe wieder und die Familie kehrte zurück. Die Handelsgeschäfte im Alten Reich wurden fortan von seinem jüngsten Bruder, Djedêfre Awapet Pâestumai, in Grangor geführt.

Im Jahre 29 S.G. fügte man die geschäftlichen Besitztümer des Hauses Morganor in die des Hauses Pâestumai ein und gründete somit die einflußreiche "PâestMorga -Handelskompanie". Nach der Rückkehr Tanith Pasquas übernahm dieser alsbald die formelle Leitung der Handelsgeschäfte des Hauses.

 

Im Jahre 27 S.G. erschütterte das Wirtschaftsimperium des Tanîth Pâestumai ein schwerer Schlag: Nach mondelangen Geheimverhandlungen mit der Familie ya Strozza, die 90% des kem'schen/horasischen Handels auf Seiten der Liebfelder kontrolliert, stiegen die in der BRAKEM mit den Pâestumai verbündete Nisut und die Familie Al'Plâne aus der Gesellschaft aus und schlossen sich mit den den Pâestumai verfeindeten Mezkarai zu einer neuen Gesellschaft, der Per'sunet, zusammen, die fortan ausschließlicher Ansprechpartner der ya Strozzas sein sollten. Tanîth Pâestumai war jedoch keine Sekunde von diesem "Verrat" gelähmt und führt langwierige, doch letztlich erfolgreiche Verhandlungen mit den ya Strozza-Konkurrenten Terdilion. So steht zumindest wirtschaftlich das Imperium der Familie Pâestumai auf festen Füßen.

Nur drei Götterläufe später, Im Jahr 30 S.G., verstarb Seine Wohlgeboren Tanith Pâestumai, für alle Familienmitglieder völlig überraschend, im stolzen Alter von 87 Götterläufen. Ein Testament regelt die Erbfolge: Demnach leitet fortan ein Familienrat die Geschicke des Hauses. Ihm gehören neben Tanith Pasqua d.J., welcher für die Handelsgeschäfte und zahlreichen informellen Verbindungen der Familie in Tárethon zuständig ist, auch Seine Erhabene Hochwürden, Erlaucht Boronîan V. Pâestumai und Rabana Pâestumai an. Nach außen vertritt Boronîan die Familie und ist ihr Oberhaupt. Der altehrwürdigen Titel des Sahs ni Zut'hedsch wurde an Pasqua weitergegeben. Eine offizielle Funktion hat Rabana Pâestumai nicht in diesem Rat. Man munkelt, daß sie ihm nur angehört, weil sie die Lieblinksenkelin von Tanith war.

 

Bei allem Einfluß und allen weitreichenden Kontakten sei es der Kompanie oder der Familie selbst, taucht ein Handelsgebiet in den Geschäften nie auf: "Die Namenlose".Verständlicherweise, denn nach dem Verlust seines Bruders und anderer Verwandter durch die Schergen AI'Anfas unterhält Wohlgeboren keinerlei Kontakte mehr in die verkommene Stadt.


Familienmitglieder

Neben den eher derisch orientierten Angehörigen der Familie gibt es noch zwei Angehörige der Familie, welche eine religiöse Laufbahn im Reich eingeschlagen haben: Seine Erhabene Hochwürden Boronîan Varzim Pâestumai, der Großinquisitor des Reiches und dessen Nichte, die Ehrwürdige Mutter Rabana Pâestumai. Stellt der Stammsitz der Familie, die "Arx Pallida", eigentlich ein dem HERRN weniger gefälliges Bauwerk dar, und ist auch der Lebensstil der Pâestumais nicht gerade asketisch, so heben sich die oben genannten kirchlichen Würdenträger davon eindeutig ab. Ersterer hat eine erstaunliche Karriere in seinem bisherigen Leben hinter sich gebracht, von der man nie weiß, ob sie bereits ihren Höhepunkt erreicht haben mag. Wenn es im heutigen Kemi-Reich unter Nisut Peri, der Erneuerin, einen Namen gibt, den man allerorts, im Dschungel, wie auf den Basaren, respektvoll und furchtsam hinter meist vorgehaltener Hand flüstert, so ist es sicherlich der Seiner Erhabenen Hochwürden, Erlaucht. Ganz in stolzer Tradition des alteingesessenen Adelshauses zu Zut'hedsh war es einstmals für den Knaben Boronîan als zweitgeborenen Sohn selbstverständlich, zur Erziehung in ein Kloster gegeben zu werden.

 

Schon bald sandte man ihn in das Noviziat des Laguanerordens, das er erst nach zwölf Jahren geistigen und körperlichen Drills als gesalbter und gestählter Ordensritter wieder verlassen sollte. Nun aber tobte der Unabhängigkeitskrieg, die Zeit war günstig, in die Heerschar der HeIden in Borons Totenlegion vorzustoßen. Doch der junge Oberst Pâestumai stritt voll Verve während der mondelangen Belagerung und Verteidigung der Heiligen Hallen von Ne'charka-re Tá wider die al'anfanischen Invasoren und befleckte sein Banner bei der anschließenden Rückeroberung der Capitale Khefu mit unsterblichem Ruhm, den er allerdings teuer mit dem Verlust seines linken Auges bezahlte. So schnell und hoch sein Aufstieg als rechte Hand bzw. ausführende Faust Ihrer Eminenz Boronya von Nedjhit war, so jäh und tief folgte darauf sein Fall, da er durch einen selbstherrlich angezettelten Feldzug zur Rückeroberung der Waldinseln von den Bosparanern allenthalber in Verruf geriet - vor der Nisut aber in Ungnade fiel. Er fiel dem königlichen Bann anheim und wurde für zwölf Götterläufe innert der Grenzen seiner eigenen Erblande Terkum gebannt. Darauf folgte, für den tiefgläubigen Laguaner weitaus schwerer wiegend, der vorübergehende unehrenhafte Ordensausschluß. Die Etappen seiner Karriere, zunächst Prior des Ordensklosters Memento Mori, dann Akîb von Djerniako und schließlich gar Neset Ni Terkum (damals noch Tá'mechti), waren verflossen wie Schnee im Angesichte des Praios, dahingetragen in maßlosem Ehrgeiz, der seinen Träger nicht nur in fremde Kerker brachte, sondern stets auch wieder aus ihnen heraus. Doch durch Festigkeit im Glauben, unverbrüchlicher Mannestreue gegenüber Ihrer Eminenz von Nedjhit und durch oftmals schmerzvolles Streiten wider jegliche Blasphemie, Häresie und Ketzerei konnte sich Seine Hochwürden längst innerhalb des Ordens, ja der gesamten Staatskirche vollends rehabilitieren, so daß ihn Ihre Eminenz gar zum "Mehib", also zu ihrem Statthalter in geistlichen Belangen erhob. Dann folgte auch die Ernennung zum Ser-Hátyat Ni Tárethon durch die Nisut.

 

Nach Überführung der Erzverräter Vincent Pricz und HeIm Hadrian (vormalig lnquisitionsräte, in Wirklichkeit aber KGIA-Spione) unter seiner Beteiligung, nahm Seine Hochwürden jüngstens aus der Hand Ihrer kemiköniglichen Majestät den Siegelring des "Tsah'desch Ram" (Großinquisitor) der Heiligen Alleinseligmachenden Borons-Staatskirche, so daß er nun auch dieses Amt - wie einige leidige Ketzer bestätigen konnten - äußerst couragiert wahrnimmt.

 

Boronîan V. Pâestumai war und ist stets ein Vorreiter für die kem'sche Sache; als reinblütiger Kemi unter den Adeligen des Reiches besitzt er ein großes Wissen um Historie und Kultur seines Volkes. An seiner Sette trägt Hochwürden "Aphta", das kostbare Langschwert des Tyrannen Mizirion II., der in den Tagen der Brabaker Okkupation das perfide anmutende Brauchtum begann, für jedes Leben, das er mit Aphta nahm und zu Boron sandte, eine Kerbe in den Schwertknauf zu ritzen. Unter dem jetzigen Besitzer hat sich die Zahl der Kerben drastisch erhöht, so daß sie auf die Schwertscheide ausgedehnt werden mußten und bereits die heilige Zahl von zwölf mal zwölf überschritten hat...

 

Heute ist die Position Seiner Hochwürden gefestigter denn je, und mit erfahrener Hand leitet er nicht nur die Inquisition der Hl. Staatskirche, sondern verwaltete jahrelang Reichsgrundreform auch die Táhátya Tárethon ganz im Sinne Ihrer Eminenz, bevor er seiner Nichte Rabana das Amt überließ und sich ganz auf die seit der Krönung Nisut Elas mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattete Inquisition konzentrierte.

Große Aufgaben also für einen Mann, der von jeher eine herausragende Rolle in der Geschichte des Reiches gespielt hat, welcher er auch jetzt wieder gerecht werden kann.

 

Nicht minder bekannt unter den "geweihten Angehörigen" der Familie Pâestumai ist Boronians Nichte, die Erhabene Mutter Rabana Pâestumai, weIche Äbtissinprima zu Memento Mori ist. Als einziges Kind des ermordeten Pasqua Pâestumai, Neset Ni Terkum, hatte sie ursprünglich Anspruch auf die Erblande von Terkum, mit weIchen die Geschichte der Pâestumais von je her verknüpft war. Doch da ihr Vater kein Testament hinterlassen hatte, war es möglich, daß Severin Beregond Pasqua d.J. zu Stippwitz-Pâestumai, Sohn von Laudine und Tiftal, die Táneset erbte. Rabanas Ansprüche wurden bei dieser Entscheidung nicht berücksichtigt, und bis heute sind die Gründe dafür ein gut gehütetes Geheimnis aller Beteiligten. Geboren wurde die Äbtissinprima auf dem Stammsitz ihres Vaters in Terkum. Ihre Mutter, eine junge Edle aus der Táneset, starb bei ihrer Geburt. Was nun letztendlich dazu geführt hat, daß die Erhabene Mutter in den Dienst des Herrn getreten ist, bleibt unbekannt. Mit sechs Jahren begann sie ihr Noviziat und wurde wenige Jahre darauf zur Priesterin des Raben geweiht. Anschließend verließ sie die Klostermauern und kehrte an den Hof ihres Vaters zurück. Nach dessen Tod jedoch stellte sich schnell heraus, daß sie keine Aussichten auf die Táneset hatte. Doch die junge Pâestumai gab sich nicht so leicht geschlagen und war auf verschiedensten Wegen darum bemüht, doch noch an ihre Erblande zu gelangen. Letztendlich erhielt sie dann zum "Ausgleich" die Djerbyunet Memento Mori, auf welcher seither schon zweimal der Höchliche Kirchenkonvent tagte. Und auch sonst nahm die Ehrwürdige Mutter an zahlreichen Belangen außerhalb der Ordensburgmauern teil und unterhält fruchtbare Kontakte zu vielen Hohen des Reiches, ehe sie - wie man sagt, nach Zustimmung Hekátet Chanya Al'Plânes - im Jahre 32 S.G. die Nachfolgerin Boronîans als Hátyat Ni Tárethon wurde.

 

Die einträglichen Geschäfte der Familie im Horasreich führt Djedêfre Awapèt Pâestumai, der zunächst eine Karriere in der horasischen Flotte anstrebte, ehe Tanûth ihn zurück nach Kemi holte, um ihm dort eine politische Laufbahn zu ermöglichen. Seine Annährung an die damalige Nesetet Ni Ordoreum, Francesca dell'Aquina, die sogar in eine Verlöbung mündete, bewirkte schließlich gravierende Umwälzungen im Inneren des Káhet. Beunruhigt durch den Zugriff der verfeindeten Pâestumai auf ihre ordoreer Erblande, gab die Familie Mezkarai ihre - aus den Sünden der Vergangenheit geborene - politische Zurückhaltung auf, verhinderte die Heirat, stürzten die Nesetet und leiten seitdem wieder selbst die Geschicke ihrer Erblande.

 

Letztlich sei noch der junge Pasqua Tanîth Pâestumai d.J. erwähnt, der die Geschäfte der Familie führt. Ob er diesen Aufgaben gewachsen ist, muß sich noch zeigen. Vorschußlorbeeren hat der junge Mann genug eingeheimst...

 


Das schwarze Schaf im Bunde dieses Familienzweiges ist der ausgestoßene Ritter Rachalton Pâestumai, der nach seinem Aufstieg zum Akîb Ni Djerniako in Ungnade fiel, Selbstmord vortäuschte und inzwischen als General der Neo-Corvikaner in Anûr für Furore sorgt. Dem Brabaker Zweig der Familie entstammend, profitierte der Laguaner von der Abneigung der Nisut, Äbtissinprima Rabana Pâestumai mit der Verwaltung der Provinz Djerniako zu betrauen. So mußte ein Kompromißkandidat gefunden werden, der neben dem Ehrgeiz der Pâestumai-Sippe auch den Wünschen der Heiligen Eminenz sowie den Maßgaben der Nisut entsprach. Und als Rachalton Pâestumai gar uralte, heilige Reliquien des Ordens zu Laguana wiederentdecken konnte, kam man um seine Wahl nicht umhin - mit schrecklichen Folgen.