El'Mariachi de Castaro

Akîb Ni Rekáchet

"[...] Aber ich schweife ab, Bruder. Ich erreichte also Kanchera, dies südlichste Küstendorf Kemis. Ich war alleine angereist und fand mich noch am abend des gleichen Tages bei dem neuen Herrn Rekáchets, dem Akîb El'Mariachi de Castaro ein. Welch ein Geselle, kam es mir beim ersten Anlick in den Sinn. Groß und kräftig gebaut und doch von finsterer, verschlagener Miene. Das Gesicht eines großen Kriegsherrn und doch die Augen eines Diebes. Lest diese Zeilen ja keinem vor. Ich schreibe mich gerade um Heil und Kutte.
Dieser El'Mariachi stellte sich jedoch als ein freundlicher Gastgeber, soweit es denn die Umstände zuliesen, heraus. Er bot mir ausgiebigst Mahl an und wir unterhielten uns auch recht genehm. Gewißlich, seine Vergangenheit war alles andere als blaublütig. Von üblen Kaschemmen und Lagern an den Südküsten Altoums berichtete er, von der selbst der Kemijunge zu berichten weiß, daß an den Küsten Altoums die Piraten hausen.
Doch seine Tat in der Bucht von Hôt-Alem brachte Heil und Wohl für viele Kemi. In der Bucht warf er sich wagemutig in das Gefecht zweier Kemi-Schiffe und dreier elender, al'anfanischer schwarzer Galeeren und versenkte gar durch sein Eingreifen eines der Schiffe. Diese Tat kann nicht minder denn mit einem Lehen im Königreiche aufgewogen werden, denn solchen Wagemut, solch Hilfe wackerer Gecken sollte man sich durch den Vasalleneid sichern. Unsere hochverehrte Peri tat weise daran.[...]
[...] Die Gruppe ist wahrlich nicht den Dschungel gewöhnt. Ein Großteil der Männer stammt aus der ehemaligen Schiffsbesatzung des neuen Akîbs. Die auffälligsten sind mir "Messer", ein Kerl mit Dolchen in jedem Ärmel und Taschen und Huka-Hey, ein Baum von einem Moha. Solch einen breitschultrigen Bullen habe ich zuletzt in Khefu gesehen, als eine Gesandschaft aus Al'Anfa da war und gleich ein halbes Dutzend von diesen eine Sänfte trug. Als letztes wäre da noch Chem'Meinuk, ein Glücksritter von einem Herren. Mit seiner bunten Kleidung und seinem Schlapphut mit der Feder wirkt er hier bunter als so mancher Papagei. Aber er scheint als einer der wenigen das vollkommene Vertrauen de Castaros zu genießen.
Während der Nachtlager habe ich mich mit Herrn de Castaro tiefgründiger unterhalten können. Er scheint mir ein recht vernünftiger Mann zu sein, der aber bisher wohl immer von einem Unglück ins nächste gekommen ist. Phexens Schweif scheint ihn erst jetzt mit der Belehnung gestriffen zu haben. Er erklärte mir, daß er mit der Reise sein Land erkunden will. Die Siedlung Mohema im Innland, der Zustand der Wege und Felder und auch ein möglicher Kontakt mit den Waldmenschen liegt im dabei am Herzen.
In Fragen des Glaubens scheint er ein recht gläubiger Mann zu sein, der sich schon immer dem Herren BORon verbunden gefühlt hat. Ein gutes Zeichen. Die Zeit wird zeigen, welche Früchte die neue Herschaft tragen wird.[...]
Mohema war in alter Zeit immer der Hauptsitz des Akîbs von Rekáchet, eine Sache die dem Herrn de Castaro gar nicht so zusagt. Er sagte mir, daß er als ein Mann der Meere gedenkt, seinen Hauptsitz nach Kanchera zu verlegen. Ein waghalsiges, vielleicht sogar aussichtloses Unterfangen, bietet doch Kanchera im Vergleich zu Mohema so gut wie nichts. Straßen müssten her, vielleicht sogar die Küste entlang bis nach Brabak. Nun, es ist sein Land. Er wird schon wissen, was er macht.[...]"

 

Orowin von Táyâb, Boroni der hlg. Boron-Staatskirche gegeben im Hesinde 24 Sa Gereh

 

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El'Mariachi de Castaro erlitt bei Mohema beim Kampf gegen die Reka-Waldmenschen eine schwere Verletzung, an der er Tage später, am 10. Ingerimm 25 S.G. verstarb.