Ighistan Isfhan Istérien

Kanzleirat

Geboren wurde Ighistan am 14. TSA zwölf Jahre vor der Staatsgründung. Er stammt aus der uralten kem'schen Familie Istérien, die ihre Linie bis in die Zeit der 18. Dynastie unter Nisut Rhonda IV. zurückverfolgen kann. Schon damals wurde ein Mundschenk der Nisut namens Dernaton Istérien auf alten Schrifttafeln erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Mitglieder der Familie Istérien in der Nähe der Herrscher über Kemi gesehen, gelang es der Familie doch meist, ihre Fahne in den Wind der regierenden Macht zu hängen. Isfhan Aristio Istérien, der Vater Ighistans, hatte es drei Jahre vor der Staatsgründung schließlich geschafft: Er war bis zum Berater für innere Angelegenheiten der neuen Nisut Peri III. aufgestiegen. Sohn Ighistan Isfhan, der Erstgeborene, absolvierte zu dieser Zeit - auf väterlichen Wunsch hin - gerade eine Ausbildung bei der KGIA in Gareth. Dort zeigte sich bald, das auch in ihm alte Familieneigenschaften fortlebten (Zitat Graf Nemrod nach einem Truppenbesuch: "Dieser Istérien ist skrupellos, gefühlskalt, hinterhältig und intrigant. Solche Leute brauchen wir im Süden").
Entsetzt mußte Ighistan dann aber beim Einmarsch der Al'Anfaner in Kemi erfahren, daß sein Vater als erster mit fliegenden Fahnen zum Feind übergelaufen war und dem verräterischen Boroni Merkan bei der Verfolgung kem'scher Widerstandskämpfer sehr behilflich war. In diesen Tagen bedeckte sein Vater die alte Familienehre der Istérien mit großer Schande. Genauso entsetzt war Ighistan aber über das Verhalten des Kaisers, der die Kemi ohne mit der Wimper zu zucken den Al'Anfanern auslieferte. Als blinder Passagier auf einer bornischen Handelsschivone kam er wieder in den Süden und wollte sich den Widerstandskämpfern um Graf Dio de Cavazo auf Aáresy anschließen. Bevor er aber zu Dio vordringen konnte, wurde er von eifrigen Chargen als Sohn eines Landesverräters in den Kerker geworfen. Erst nach sechs Monaten in einem dunklen Loch, in dem Ighistan zum Zyniker und Menschenhasser wurde, wurde er vor Graf de Cavazo geführt. Mit seinen beachtlichen rhetorischen Fähigkeiten konnte er den Grafen überzeugen, daß er eigentlich die beschmutzte Familienehre reinwaschen wolle. Sein durchaus erfolgreicher Einsatz im Befreiungskrieg - er soll mehrere Offiziere konkurrierender Rebellengruppen "ausgeschaltet" haben - schützte ihn und seine Familie aber nicht vor dem Zorn der Nisut. Isfhan Aristio Istérien wurde als Kollaborateur hingerichtet und die ganze Familie Istérien nach Aáresy verbannt. Ihr gesamtes Eigentum wurde beschlagnahmt, darunter auch die Villa zu Khefu, in der heute ein Vertreter der Boron-Kirche wohnt - was Ighistan noch heute wurmt und weswegen er auf die Boronis auch nicht gut zu sprechen ist.
Die Istérien lebten in den ersten Jahren auf Aáresy wie Tagelöhner. Erst als die Geliebte des Kanzlers Akiljá Álgerîn Akîbet Ni Tásebá wurde, bot sie Ighistan die Chance, Soldat in ihrer Garde zu werden - nicht zuletzt auf Fürsprache Dio de Cavazos. Mit dem mysteriösen, sehr tragischen Unfalltod des Weibels der Garde begann der Wiederaufstieg Ighistans, der erst Weibel wurde und den Akiljá wenige Jahre später zum Ser-Akîb Ni Tásebá ernannte, vertrat er doch immer die Interessen der Akîbet treu und unerbittlich. Einen vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere erreichte Ighistan, als er der Nachfolger Akiljás im Amt des Akîb Ni Tásebá wurde, nachdem sie zur Nesetet Ni Djerres ernannt wurde, doch inzwischen ist er die Karrierleiter noch ein Stück hinaufgestiegen: Im Rahjamond 26 S.G. wurde er zum KKAB-Leuter für ganz Aáresy ernannt, ein einflußreiches Amt, für das er gerne seinen Akîbstitel gegen den des Sah Ni Moreks eintauschte.


Es ist nicht zu erwarten, daß sich Ighistan mit diesem Amt zufrieden geben wird. In seinem Hinterkopf spukt immer das Bewußtsein, daß Mitglieder seiner Familie seit Jahrhunderten die Herrscher des Kemi-Reichs berieten. Wenigstens das will er erreichen. Feste Grundsätze hat Ighistan wenige, würden sie ihn doch auf seinem Weg zum großen Ziel nur behindern. Zu den wenigen Dingen, die ihm wirklich heilig sind, gehört seine Verpflichtung der Familie gegenüber, ihrer Geschichte und Ehre, sowie sein großer kem'scher Patriotismus, der sich mit seinem brennenden Ehrgeiz - seine Feinde würden es Machtgier nennen - gut vereinbaren läßt. Schließlich würde der Einfluß eines Istérien auf die Geschicke Kemis dem Reich nur gut tun, so seine Meinung. Bedingungslos loyal ist er nur dem Kanzler und seiner Gemahlin, die ihm ermöglichten, "aus einem Nichts wieder zu einem Istérien zu werden". Durch seine Loyalität zu Akiljá hat er sich schon als Weibel ihrer Garde im Volksmund den Beinamen "Kettenhund der Kanzlerschlampe" erworben. Er reagiert auf diesen Spitznamen übrigens ziemlich cholerisch.
Seine Vorgehensweise ist erwartungsgemäß skrupellos, schließlich zitiert er gerne seine beiden Maximen in der Politik: "Es gibt keine guten und bösen Taten, es gibt nur dumme und kluge." und "Es gibt keine Bestechung, nur Entscheidungshilfen.". Zwei Sorgen plagen Ighistan: Wird ihm sein fortgeschrittenes Alter noch genügend Zeit lassen, den Abstieg seiner Familie zu revidieren? Und wird er endlich eine Frau zur Fortsetzung des Istérien-Stammbaums finden - und zwar eine, die genügend Macht in die Ehe einbringt?
Privatvergnügen gönnt er sich keine außer dem Immanspiel, dem er leidenschaftlich frönt (bei "Mantikor Tásebá"). Allerdings fragt er sich in letzter Zeit öfters, ob sich ein solcher Sport für einen Mann seines Standes noch ziemt.
Ighistan ist ein kräftiger Mann mit Stiernacken, Glatze und Schnauzer. Seine Garderobe ist nach Jahren der Entbehrung wieder ausgesucht fein und immer standesgemäß. Er neigt zu Schweißausbrüchen und zum roten Anlaufen, wenn ihn mal wieder ein Wutanfall packt. Wenn es nötig ist, kann er aber auch ausgesucht höflich parlieren oder er spielt den einfältigen Wüterich, hat er doch gelernt, daß Unterschätzung durch den Gegner ein unglaublicher Vorteil sein kann.

 

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Verschwundener Sah ni Tomu abberufen

Morek. Wie nun auch von Tjarve ni Tani Morek offiziell bestätigt wurde, handelt es sich bei dem mysteriösen Verschwinden des Sah ni Tomu, Ighistan Isfhan Isterien, nicht um eine feige Entführung einer Untergrundorganisation, wie zuerst gemutmaßt wurde. Vielmehr sei er von Ihrer Keminisutlichen Hoheit vom Posten des Sah abbestellt und anderen, dringenderen Kanzleiaufgabengebieten zugeteilt worden, hieß es aus der Residenz.
Der Posten des Sah sei fürderhin ersatzlos gestrichen, wurde weiterhin verlautbart. Die Neuigkeit verbreitete sich in Morek wie ein Lauffeuer, uneinig ist man sich allerdings noch darüber, warum aus diesem Umstand so lange ein Staatsgeheimnis gemacht wurde, denn immerhin wurde der besagte schon seit Anfang FFI, also seit knapp zwei Monden, nicht mehr gesehen.
(aus der "Rabenschwinge")