Ilyàr Réasciya Bôronyá'h Dscher'yîn'h
Imát Ni Al'Areal, Mehibet und Komturin Ni Yleha, Großmeisterin des Ordens der Aufrechten Diener des Göttlichen Rabens Visznar zu Al'Areal
"Meine Räbchen... meine Räbchen... ich darf doch wohl um etwas mehr rabengefällige Ruhe bitten in diesen Hallen. Wir sind hier schließlich nicht im Kinderhort..."
(Ilyàr Dscher'yîn'h vor dem Ältestenrat der Visznari
"Vor wohl zwei Jahrzehnten trugen sich nun die Ereignisse, von denen aufrichtig zu berichten ich gedenke. In einer düsteren, dunklen, sturmumtosten Nacht jener Zeit fand die ehrwürdige Na'yâra Dscher'yîn'h, ehedem eine Magierin von höchster Reputation und noch heute in Märchen und Sagen einem jedem Kind bekannt, ihren Weg in die zu jener Zeit noch arg verfallenen Hallen von Al'Areal, als sie auf beschwerlichem Ritte vom Süden aufwärts gen Yleha fühlte, daß sie niederkommen würde, bevor sie die sicheren Mauern der Perle am Salhênmund erreichte. So begab es sich, daß ein einsamer Priester die Maga einließ, um ihr die Sicherheit der alten Klostermauern zu bieten. Und sie nahm freudig die unerwartete Hilfe an, die man ihr entgegenbrachte. Wohl, da den alten Priester bereits seit geraumer Zeit Gesichte geplagt hatten über ein Kind von großer Wichtigkeit. Es schien denn auch für ihn nicht im geringsten Teile seltsam oder unerwartet zu sein, daß in einer, nein in dieser Nacht, eine Frau, die er niemals zuvor erblickte, an die Tore Al'Areals trat, um sich der beflissenen Hilfe seiner Diener zu ergeben.
In jener Sturmnacht, während derer die hoch über Ylehen stehenden Gestirne Marbo und Kôr sich im Sternbild der Harfe vereinten und Madas volles Rund bedächtig versuchte durch die finsteren Wolkenwände zu brechen, in jener Nacht, just in dem kurzen Moment der Stille zwischen zwei rauschenden Böen ertönte der erste Schrei des kleinen Kindes in den heiligen Hallen von Al'Areal, das man heute als Ilyàr Réasciya Bôronyá'h Dscher'yîn'h kennt.
Obwohl von ihrer Mutter sorgsam in die heimischen Hallen nach Balîno verbracht und dort mehr in hesindianischer, denn in borongefälliger Weise erzogen, waren sich Kindlein und Eltern doch bewußt, daß der Weg der Drittgeborenen Dscher'yîn'h wieder zurück in die Hallen ihrer Geburt führen würde ... früher oder später. So wurde die bis dahin einzige Tochter eines der ältesten und mächtigsten, ja vielleicht des damals wie heute mächtigsten Hauses Ylehens, von ihren Eltern schweren Herzens und doch mit Stolz in die Obhut der Visznari übergeben, um sie auf den Weg zu geleiten, den ihr die Vorsehung bestimmt hatte...
Jahre des Studiums unter Visznari wie Boroni, der Reisen durch den Süden und seine hohen Schulen, der berufenen Lehre und des beflissenen Lernens, der Gefolgschaft der ylehischen, der puniner wie der alanfaner, später gar und im Besonderen der kem'schen Boroni, kehrte sie heim nach Yleha, als ein Mann sie rief, der sie seit frühester Jugend gefördert hatte - Nostrômo Boronéo Ávêshar, damals Höchster der Visznari.
An seiner Seite diente sie kurz, aber wirkungsvoll. Nur ihrer Intervention und ihrer mehr als engen Zusammenarbeit mit dem Hátyashaus von Yleha ist es zu verdanken, daß Ávêshar, der Yleha und seine Bewohner mit Ketzerei und Freveln an der Staatskirche Kemis in größte Gefahr für Glaube, Leib und Leben gestürzt hatte, einlenkte und den Weg für eine glorreiche und große Zukunft der Visznari innerhalb und mit der Staatskirche freimachte. Mit dem Fall ihres Mäzens begann der Aufstieg der jungen Visznari, denn sie erkor der alte Oberste zur neuen Führerin seiner Kirche, welche sich in der Folge als zweiter Staatsorden der Boron- und Staatskirche unterstellte. Ein Schritt übrigens, den Ilyàr Réasciya Bôronyá'h Dscher'yîn'h schon Jahre zuvor gefordert hatte, ... leider ohne Gehör zu finden...
Mit den alten und jungen Kräften ihres Ordens in beständigem, aber erfolgreichem Ringen, immer bestrebt Orden und Gläubige von Al'Areal aus vom Sturz über den Abgrund, vom Fallen in die Finsternis abzuhalten, stetig im Zwiespalt zwischen Ylehen und Kemi, zwischen Gestern und Heute, zwischen Innen und Außen, zwischen Hier und Dort, als Verbindung aller Seiten und als Vermittlerin der verschiedenen Richtungen, steht Ilyàr Réasciya Bôronyá'h Dscher'yîn'h dar - als Fels in der Brandung der Gegenwart. Scheinbar noch stärker und unüberwindlicher als so mancher uralter Boroni in seinem Bestreben ist, dem Herrn von Schlaf, Tod und Vergessen zu dienen und Seinen Willen zu erfüllen..."
(Aus der 'Grande Chronique d'Yleham', von Torkîm Tarm Yleha 1021 n.BF.)
"Lieblich das nachtschwarze Haar umgarnt das Antlitz von zartbraunem Alabaster, während die Sonne des Morgens sich rötlich und braun in seinen Spitzen bricht. Wie meine Küsse so zart perlen die Locken rabenfederner Haarpracht um zwei Augen von solcher Anmut wie ich sie ewiglich nicht schauen durfte. Zwei reinen, großen Smaragden gleich sind sie und doch tanzen das sanfte Blau des saphirenen Himmels und das Braun von Mutter Sumus ewigem Leib um ihre obsidianene Mitte. Der Körper jener einer Catco, die Seele einer Ylehi. Von dem schwachen und doch sinnlich so erregenden, erfrischenden Duft der Ferne, der Freiheit, der Wildnis... dem Duft von Tsas Immergrünem Hort, dem Duft Ylehens, umgeben, eine Rose im Gewand eines Raben, ist sie. Perfekt scheint mir ihr von täglichen Übungen, fernen Reisen und großen Abenteuern gestählter Leib, der mir lieblichst und tödlichst zugleich auf Deren erscheint - wie der athletische Leib einer zum Sprung gespannten Raubkatze; eines Panthers, einer Lioma. Was würde ich drum geben, wenn sie mich beachten würd' oder gar ihre Hand mir schenkte..."
(Liebesgeständnis eines Unbekannten