Isabella Morena la Alcarria-Coruña

Sahet Ni Re’Cha

Eigentlich war in Isabellas Leben alles vorherbestimmt - daß es aber dann doch ganz anders kam, als sich alle gedacht hatten, daran sind wohl die Götter schuld. Schicksal? Zufall? Wer weiß... Der überaus angesehenen und ebenso stolzen Handelsfamilie La Alcarria-Coruña zu Elburum winkte schon seit Generationen das Glück. Das Haus des alten Don Hernando und seine Gattin Donna Eleonora strotzte nur so vor Reichtum und Wohlstand, den die findigen Vorfahren innerhalb der letzten Jahrhunderte durch Karawanenhandel mit dem Land der ersten Sonne erworben hatten. Drei kräftige Söhne hatten die Götter den beiden geschenkt und als die kleine Isabella am 12. Tag des Mondes Rahja, drei Jahre vor der Thronbesteigung des Kaisers Hal zu Gareth, geboren wurde, war das Glück perfekt.


19 Jahre später brach eine überaus verwöhnte und leider auch äußerst arrogante junge Dame mit zwei Gouvernanten und acht Leibwächtern auf, um eine Freundin in Kunchom zu besuchen. Vierzehn Diener und zwei Maultierwägen waren nötig, um das Gepäck der "Prinzessin", wie sie von Ihren Eltern genannt wurde, zu befördern.
Diese Reise stand aber unter keinem guten Stern: Die Karawane wurde überfallen, geplündert und Isabella verschleppt. In Selem wurde sie wegen ihres überaus betörenden Aussehens für die phantastische Summe von 1000 Dublonen an einen Sklavenhändler des Hauses Karinor verkauft. Dieser verfrachtete sie auf sein Schiff und stach in Richtung Al’Anfa in See.


Aber auch diese Reise verlief nicht so wie geplant: Der Zufall wollte es, daß zwei Drachenboote, die "Al’Anfanertod" der Repat Ni Neu-Prêm, Iskra Smørebrød, und der "Sturmvogel" unter ihrem Bruder Torben Jandarason, den Weg der Karrake kreuzten. Die verwegenen Nordleute, welche schon damals unter kem’scher Flagge fuhren, waren natürlich entschlossen, sich diesen fetten Brocken nicht einfach entgehen zu lassen. Dem heftigen Abwehrfeuer der Al’Anfaner trotzend, hetzten die beiden Drachen wie Jagdhunde ihre Beute und nach wenigen Stunden konnte das Opfer gestellt werden. So schnell ergaben sich die Al’Anfaner Seesöldner jedoch nicht, und so entbrannte ein heftiger Kampf um die Karrake, der auf beiden Seiten einen hohen Blutzoll forderte. Während Iskra mit ihren Leuten die Mannschaft des Feindes dezimierte, kümmerte sich Torben mit seinen Leuten um die Befreiung der Sklaven an Bord. Und so kam es, daß sich im Schlachtengetümmel Torben und Isabella zum erstenmal in die Augen sahen. Beide scheinen nicht sehr von einander angetan gewesen zu sein, und rückblickend erzählt Torben gerne, daß sein erster Gedanke "Zimtzicke" war, während Isabella vor Wut beinahe in Ohnmacht fiel, da sie ja anscheinend dem karinor’schen Lustmolch nur dadurch entkam, daß sie einem "ungewaschenen Barbaren" in die Hände fiel.
Nun waren aber die Sklavenjäger gar nicht dazu zu bewegen, so einfach aufzugeben - wie gesagt, der Kampf tobte heftig und schließlich schien es so, als ob aus dem Jäger doch noch die Beute werden sollte. Nach dem die befreiten Sklaven auf den "Sturmvogel" gebracht worden waren, befahl Iskra schweren Herzens, sich von der Karrake zurückzuziehen, was nach schwerem Kampf auf gelang. Beide Drachen konnten sich vom Feind lösen. Ein Geschoßtreffer am Mastfuß hatte aber den "Sturmvogel" bereits in Mitleidenschaft gezogen, und als nun die Südländer zum Abschied den Thorwalern noch eine Salve hinterher jagten, zerschmetterte ein Volltreffer mittschiffs den Mastbaum und die herabstürzende Takelage begrub einen Teil der restlichen Mannschaft unter sich.
Unter den Verunglückten war auch Torben Jandarason: Ihn hatte es schlimm getroffen, denn die Rah hatte ihm den linken Unterschenkel zerschmettert und so schien sein Schicksal, weit entfernt jeder medizinischen Hilfe besiegelt. Aber irgendwie hatten die Götter ein Einsehen mit dem jungen Mann: Die verwöhnte Isabella nahm sich seiner an, verband seine Wunden (nach dem ein thorwalscher Mannschaftskamerad das zertrümmerte Bein seines Kapitäns abgesäbelt und die Blutung mit Hilfe einer Pechfackel gestillt hatte) und pflegte ihn, bis die beiden Schiffe den Hafen von Re’Cha erreichten.


Irgendwann auf dieser langen Fahrt müssen sich dann die "Zimtzicke" und der "ungewaschene Barbar" näher gekommen sein, denn nur Monde später heiratete Isabella Torben (natürlich zum Entsetzen ihrer Eltern, die diese Verbindung wohl niemals gutheißen werden) und vertauschte ein Leben in der aranischen feinen Gesellschaft mit der ungewissen Zukunft an der Seite ihres Gatten.
Inzwischen sind elf Jahre vergangen: Durch Iskras Tod wurde Torben Jandarason deren Nachfolger und Isabella an seiner Seite Hemet-Repa ni Neu-Prêm. Beide sind sich trotz aller Gegensätze und manch lautstarker Auseinandersetzung sehr zugetan, da ihre Ehe eine recht explosive Mischung aus thorwalscher Rustikalität und aranischem Feuer darstellt. Man munkelt, daß sich auf dem Residenzschiff zu Re’Cha kein einziges Stück Porzellan mehr befindet, da es die Hemet-Repa schätzt, ihre Argumente mit zerschlagenen Tellern zu unterstreichen. Torben und Isabella haben drei Kinder: Felipe Torbenson, Alicia Iskra und Alessandera.