Jutal ai Bernam

Kem'scher Gesandter im Horasreich


"Jatal, sieh, er bedroht uns mit einem Schwert" sagte Ta'Al'Iana, und ein Schmunzeln lief über ihre Lippen.
Bedächtig nickte Jatal "Ja, ich sehe es...und wahrlich, ich bin beeindruckt. Sagt mir, junger Kämpe, was haben wir getan um euren Zorn zu erwecken ?" Mit diesen Worten kniete er sich hin, und war so doch noch immer nicht ganz auf Augenhöhe mit dem Angreifer, der in Lumpen gekleidet und mit einem kleinen Holzschwert bewaffnet seine sicherlich nicht mehr als 5 Sommer in eine scheinbarangreifende Stellung brachte... oder vielmehr, was er darunter verstand.


Lispelnd antwortete der mutige Jüngling "Ihr said Infasoan aus Alfana und ich verteidig meine Mama ! " Entschlossen wurde der Helm, bestehend aus einem Holzgefäss, zurechtgerückt.
Wieder erklang Jatal's ruhige Stimme "So entbiete ich Euch meinen Gruss, Kämpfer Khefu's und Eurer Mutter, doch Euer Wille hat euch vielleicht einen Streich gespielt, denn so wahr ich Jatal ai Bernam heisse, würde ich mein Blut für dieses Land... und auch für Eure Mutter vergiessen, bis kein Leben mehr in mir ist und der Schweigsame mich zu sich holt." Leicht pathetisch wurden diese letzten Worte gesprochen, mit der Sicherheit der Ehrlichkeit, so dass dies auch die Ohren des Jünglings erreichten!
"Wiaklich ? Dann...dann..." tief atmete der junge Verteidiger der Ordnung Khefus durch "...dann sin das da drübm ebm die Infasoan." Willkürlich zeigte er auf einen Marktstand, der wohl in diesen Momenten zu einem der riesigen Schiffe der schwarzen Flotte mutierte in der Fantasie des Jungen.


"Nein, nein, oh würdigster Kämpe, das sind auch die unsrigen ! Schaut nur, sie versorgen uns alle mit Essen und Trinken. Mir scheint die bösen Al'Anfaner haben einen Fluch über Euch gelegt. Lasst mich Euch helfen. Ich habe etwas, das Euch die wahren Gegner zeigen wird." Mit langsamen Bewegungen holte er sein Amulett hervor, und reichte es dem Jungen "Hier, streitbarer Mann, berühre das Zeichen des Raben, und dir werden die Augen gereinigt." Und tatsächlich brachte Jatal es ohne Probleme fertig ernst zu bleiben, als der Knabe nun diese Münze nacheinander auf beide Augen legte. "Nun öffnet eure Augen, mutiger Mann !" Und so tat es der Junge, und irgendwie waren ihm in diesem Moment wohl sämtliche Verteidigungswünsche abhanden gekommen "Ich hab Hunga....ich fill zu meine Mama !" beschloss der junge Mann.
Jatal erhob sich, nahm den Jungen bei der Hand und fragte ruhig "Und...wo ist deine Mama ?" Er wusste, er würde diese Frage noch oft stellen müssen, doch irgendwann erreichten sie diese Frau tatsächlich, welche ihren hungrigen Sohn in die Arme schloss.


Erst als sie einige Schritte weg waren, fragte Ta'Al'Iana Jatal "Warum hast du soviel Geduld mit ihm gehabt ?" Und seine Antwort war einfach. "Weil er eines Tages ein Kämpe sein wird, der wirklich unser Land verteidigt....auch wenn es jetzt nur Spiel ist. Ich respektiere ihn." Tage später fand die Mutter des Knaben einen Beutel vor der Tür, mit neuen Sachen zum Anziehen, etwas Gold und reichlich zu Essen für die nächsten Tage für die ganze Familie, und auch wenn sie vermutete, von wem dies alles kam, bekam sie Jatal doch nie wieder zu Gesicht.

 

 

Jatal ai Bernam ist ein ruhiger Mann, nicht nur in seinem Verhalten, sondern auch in seiner ganzen Art. Jemand, dem er begegnet, wird sicher bald sagen wollen, dass Jatal höflich, ein wenig distanziert und etwas still ist, ohne den Eindruck zu erwecken, unbeteiligt zu sein. Sicher liegt dies nicht an seinen nunmehr 35 (?) Götterläufen, denn viele dieses Alters strahlen nicht diese Art der Ruhe aus, die sich aus unarroganter Selbstsicherheit entsteht. Vieles haben seine tiefbraunen Augen schon gesehen, fremde Kulturen, andere Menschen und auch Wesen, wie sie eigentlich kein Auge sehen sollte. Doch was genau er dort gesehen hat, wird ewig dem Schweigenden vorbehalten bleiben, denn Jatal ist auch ein Mann, der mit beiden Beinen in der Realität seines Seins steht, der stets recht gut informiert zu sein scheint.


Schulterlange, schwarze Locken umrahmen sein markantes Gesicht, jedoch nicht mageres Gesicht, geben ihm bisweilen so den Eindruck eines leicht melancholischen Menschen, der mit einem romantischen Blick seine Zukunft misst. Oftmals jedoch sieht man ihn bei Leibesübungen, die nahe an ein Selbstmartyrium gehen, und wer so einen Blick aufs eine Gestalt werfen kann, wird sicher feststellen, dass er die Ausbildung seines Körpers ebenso ernst nimmt wie die entsprechenden Verhaltensweisen anderen gegenüber.


Niemals ist sein Verhalten ein aus der Rolle fallendes und stets weiß er sein Gegenüber korrekt anzusprechen. Seine 175 Halbfinger große Gestalt ist ebenso immer gut gekleidet, gepflegt und ohne überflüssigen Pomp, wie der ganze Rest seiner Erscheinung, auf Schmuck scheint er ganz zu verzichten bis auf ein kleines Amulett, welches er offen sichtbar trägt, die Münze zeigt einen Raben im Fluge. Selbst seine Waffen sind jedem Anlass entsprechend gewählt, und bei besagten Übungen zeigt er, dass er mit jeder einzelnen davon umzugehen weiß.


Seine Augen hingegen sind die einzigen wirklichen Hinweise auf seine Gemütsverfassung, aber nur, wenn man einmal das Glück hat ihn in irgendeiner Art und Weise aufgewühlt zu sehen, entweder dann, wenn er seine Liebe ansieht oder dann, wenn er eine für ihn zutiefst verabscheuenswürdige Ungerechtigkeit beobachtet. Er selbst würde sich als Mann sehen, der seinen Idealen so treu bleibt, wie er nur kann, doch wer ihn längere Zeit kennt wird feststellen, daß er ein Mann des Glaubens und der Ideale ist.