Kerkyon

Akîb Ni Dju'imen

Kerkyon ist ein Waldmensch vom Stamme der Anoiha und wurde in einem kleinen Bergdorf geboren. Sein Leben begann mit einer bedeutungsschweren Prophezeihung, die ihn stets in ihren Fängen hielt. Den Wortlaut, den der Schamane in Trance während Kerkyons Geburt von sich gab, hat man ihm später berichtet, auf daß er ihn nie vergesse: "Das Madamal ... Schatten ... dunkle Schatten ... schwere Jugend ... Blasrohre ... im Norden krächzt ... ein Buntschreier ... Zugvögel ... lange Wege gen Norden ... der Jaguar ... Kamaluq ... Sternenstaub ...Dunkelheit ..."


So wie die Götter und die Sterne es gesagt hatten, geschah es: Nach einer schlimmen Kindheit zog Kerkyon gen Mittnacht, doch allezeit behütet von Kamaluq; kurz nach Kerkyons Mannbarkeit überfielen Sklavenjäger das heimatliche Dorf und verschleppten den Jüngling nach Al'Anfa. Dort kaufte ihn ein Kräuterhändler frei - er wurde Schlawiner gerufen, denn sein richtiger Name hat sich in den nebligen Strudeln der Zeit aufgelöst. Die beiden wurden Freunde und zogen selbzweit in das nördliche Aventurien, woselbst Kerkyon oftmals Ablehnung, Spott und Haß entgegenschlug ob seiner dunklen und merkwürdigen Hautfarbe. Es traf ihn tief, wenn kleine Kinder Schutzzeichen bei seinem Anblick schlugen oder betrunkene Söldnerinnen ihn seinem Freunde Schlawiner einfach nur so "abkaufen" wollten. Doch das Licht der Freundschaft, das Wissen, nicht völlig allein zu sein auf Dere führte ihn sicher durch die Düsternis verlorener Heimat und Ablehnung in der Fremde Aber auch das wurde ihm genommen, als Schlawiner und seine Geschäftsfreunde von Männern in farbenprächtigen Uniformen fortgeschleppt wurden.
In den folgenden Monden verbrachte Kerkyon als Hruruzat-Lehrer in Gareth, wo er neue Erfahrungen mit den Weißhäuten sammelte und den Beginn des Bürgerkrieges - der Revolte gegen den kaiserlichen Usurpator Answin- miterlebte. Doch dann wandte er sich wieder nach Süden, um zu den verwandten seines Volkes zurückzukehren und unter Gleichgesinnten zu leben - in das heutige Kemi.


Als Akîb ist es sein Hauptbestreben, Natur und Urbvevölkerung einerseits und die "Zivilisation" andererseits in Einklang zu bringen. So bildet Dju'imen noch heute ein unberührtes und unwegsames Dschungelgebiet von großer Schönheit. Zudem verlegte Kerkyon kürzlich seinen Amtssitz in einen Moha-Kral, um die Bedeutung des Mohas zu demonstrieren. Seine zweite Leidenschaft ist die Erforschung des geheimnisvollen Südlandes. So weilt der Akîb derzeit auf seiner zweiten großen Forschungsreise in der Gegend von Altaia - und es ist ein offenes Geheimnis, daß die Boronskirche dem unbequemen "Wilden" keine Träne nachweinen würde, sollte er dem Heiligen Land des Herrn, Terkum, verloren gehen.

 

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Von besagter Expedition kehrte Akîb Kerkyon nie zurück. An seinem Verschwinden ist die kem'sche Boronskirche allerdings gänzlich unschuldig, nicht aber sein Ser und Nachfolger, der Boroni Hobe Minet. Dieser hatte al'anfanische Schergen angeheuert, die den Akîb und seine Expedition überfielen und Kerkyon nach Al'Anfa in die Sklaverei verschleppten... was in Kemi allerdings niemand auch nur ahnt...