Kerret Ni Náareb

(inoffizieller) Gesandter im Alanfanischen Imperium

"Kennt Ihr Kerret ni Náareb?"
"Nein! Nie gehört! Muß jetzt weg!" So oder so ähnlich fallen die Reaktionen aus, fragt man einen rechtschaffenden Bürger des Kahéts, wenn der Name des neuen Nesets ni Djunizes erwähnt wird. Warum? mag man fragen, und die Antwort verbirgt sich hinter dem anderen Posten, den Kerret bereits seit Jahren inne hat: als Direktor für Provinzüberwachung sammelt er Hinweise und Informationen über viele Fehltritte des Adels des Káhets...


Kerret wurde als erster Sohn einer alten Kemi-Sippe geboren. Ja, die alten Familien des Kahéts scheinen wieder im Aufschwung zu sein... Allerdings waren die ni Náarebs allzeit eng mit den Geschicken des Reiches verbunden, stellen sie doch seit Generationen die getreuen "Beamten" des Reiches. Wen wundert es da, daß Kerrets Loyalität zunächst dem Cancellarius, dann Familie, und schließlich dem Reiche gilt?

 

Kerrets untersetzte Gestalt, seine strähnigen, schwarzen Haare und der ungesund bläßliche Bronzeteint seiner reinblütigen Kemihaut haben schon so manchen Adligen des Reiches zumindest verwirrt zurückgelassen. Seine merkwürdig asymetrisch erscheinenden, dunklen Augen und seine erschöpfend langsame Redeweise machen Kerret zu einem sehr unangenehmen Gesprächspartner. Doch das alles ist von Kerret wohlberechnet, ist er doch ein vollendeter Kenner der menschlichen Psyche und als solcher fähig, aus der Mimik seines Gegenüber zu lesen, wie in einem Buche. Doch was hat dieser Mann, was andere nicht haben? Was machte ihn zum mächtigsten Manne Djunizes'? Dies allein mag der Cancellarius wissen, oder vielleicht Seine hoheitliche Ehren, der Cronjustitiar Managarm...

 

Als Neset hatte sich der Herr von Djunizes gut in der politischen Kultur Kemis eingelebt. Nicht nur, daß während seiner Amtszeit unverdrossen sein Amt als Direktor für Provinzüberwachung ausübte, er wurde gar zum Cronanwalt des Kahét ni Kemi berufen! So konnte Djunizes mit Fug und Recht behaupten, einen fähigen Nachfolger für den Kanzler erhalten zu haben, denn nicht nur auf juristsichem Gebiete sagt man dem Kemi excellente Fähigkeiten nach; auch auf politischer Eben weiß Kerret zu agieren.
So unterstützte Djunizes zu einem erheblichen Teil die in Yleha kämpfenden Truppen, aber auch innenpolitisch setzt Kerret Akzente: so ließ er bald schon eine Warenbörse in Djunizes abhalten, welche einschneidende Neuerungen für die Wirtschaft in Djunizes brachte. Überhaupt schien der Neset recht umtriebig zu sein, brachte er sich doch während seiner Amtszeit mit dem Familienvermögen in erheblichem Maße in den maraskanischen Geschäften ein. Schließlich bilden die Maraskanis das Rückgrat der djunizeer Wirtschaft, sind sie doch eine anteilsmäßig bedeutende Macht. Zudem verfügte der Neset über gute Verbindungen zur Innenadministration, einmal reiste er gar mit dem neu bestallten Administrator zu brisanten Untersuchungen nach Sarslund.
Alles in allem hatte Kerret Djunizes fest im Griff, ohne seine Untergebenen dies allzusehr spüren zu lassen. Schwierigkeiten hatte er allerdings immer damit, die allzu liberale Akîbet ni Sákem und den verhassten Mé'kath zur Räson zu bringen. Daß Kerret sich zu all diesen Themen äußerst bedeckt hält, ist verständlich. Als Vertrauter des Kanzlers weiß er schließlich, wann man zu reden, und wann man zu schweigen hat.
Und so schweigt sich Kerret in der Öffentlichkeit über die Motive seiner "Flucht" nach Al'Anfa aus, vordergründig wegen fehlgeschlagener Geschäfte getätigt, in Wahrheit aber inszeniert, um im Alanfanischen Imperium die kem'schen Interessen zu wahren, gleichwie sein alanfanisches Gegenpart in der Leuchtturmgilde zu Khefu. Da Kerret weitaus mehr den irdischen Genüssen als der Seefahrt zugetan ist, mag es keinen verwundern, wenn der "Flüchtling" in Al'Anfa unterdessen die kleine Taverne "Sonnenstrand" betreiben läßt, "um möglichst echt zu wirken" durch zwei unmittelbar nach Ankunft erworbene Sklaven...