Religion
"Im Namen Borons, des Götterfürsten, gelobe ich, Chanya Al'Mout'pekeret Al'Plâne, Vizekönigin des Káhet Ni Kemi, Oberkommandierende seiner Wehr, Treue der Alleinseligmachenden Heiligen Boron- und Staatskirche, dem Káhet ni Kemi und Ihrer Majestät, der Nisut Ela XV.. Ich schwöre bei Unserem Herrn Boron und seinen göttlichen Kindern, der Rabentochter, ankh, udjat, seneb, bedingungslos zu gehorchen und mit meiner ganzen Kraft und, wenn es dem Allmaechtigen Raben gefällt, mit meinem Leben für Glaube und Reich, Recht und Volk einzustehen. Denn siehe, ich habe erkannt: Dies ist des Herrn Borons Heiliges Land, das es zu verteidigen gilt mit meinem Seelenheil. Mein Sinnen und Trachten seien von nun an stets darauf gerichtet, den Wohlstand des Reiches zu mehren, sein Gesetz zu achten und Schaden von ihm abzuwenden. Das schwöre ich, so wahr mir der Heilige Rabe, Götterfürst, und seine Göttlichen Kinder helfen..."
(Treue-Eid Chanya Al'Mout'pekerets Al'Plânes, abgeleistet im Jahre 32 S.G.)
"So wisset denn, daß dies das Reich des Herrn ist, Boron, des Allmächtigen Raben, SEIN Volk, auf das ER mit Wohlgefallen blickt, da es IHN ehrt und SEINE Worte getreulich befolgt. Wie löblich anders als die schändlichen Ketzer und Ketzerinnen aus dem Norden, die SEINEN Lehren spotten, indem sie sich in Dekadenz, Verschwendungssucht und Völlerei ergehen, wo doch einzig Bescheidenheit und Demut dem Herrn wohlgefällig. Oder die einfältigen Toren, welche den häretischen Reden des Schwätzers des Kaisers folgen, welcher in seiner Unwissenheit den Sonnengott über den Heiligen Raben erhöht. Dennoch verfügte der Herr in SEINER gütigen Weisheit, daß die Ungläubigen zu schonen sind und nicht durch Feuer und Schwert missioniert werden sollen, sondern allein durch das leuchtende Vorbild der wahren Gläubigen. Allein die Dienerinnen und Diener der Dämonenbrut und der Wesen, deren Namen man nicht nennt, und die Buhlen der finsteren Scheußlichkeiten des Tiefen Abgrunds sollen vor den lodernden Flammen der Heiligen Inquisition heulend und zähneklappernd ihrer Verdammnis harren. Jenen aber, die zwar die göttlichen Kinder des Herrn um Beistand bitten, IHN jedoch als den Gott der Götter ehren, so wie's geschrieben steht in den Heiligen Worten, sei das Wohlwollen der Heiligen Mutter Kirche gewiß."
(Dhana Chésaî'ret, Ritterin des Ordens der Wächterinnen und Wächter des Kultes des Heiligen Raben zur Insel Laguana, ehemalige Inquisitionsrätin von Terkum)
Für die gläubige Kemi ist es keine Frage, dass Boron, der Rabengott, unzweifelhaft der Höchste sein muss, an seiner Natur als Götterfürst besteht kein Zweifel. Diese Sichtweise ist die bedeutendste Gemeinsamkeit mit der al'anfanischen Boronskirche, doch auch zahlreiche weitere Parallelen der Kulte insbesondere in Hinsicht auf die Urideale diverser Propheten sind unübersehbar.
Die gegenwärtigen Hauptunterschiede zum al'anfanischen Ritus begründen sich in dem Einfluss einer vor etwa 2000 Jahren innerhalb der korrupten Kemi-Kirche aufgekommenen Reformbewegung, die den Verfall des Reiches und der Kirche anprangerte und eine Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens forderte. Diese Sehnsucht wurde schließlich von dem nisutlichen Gardisten Laguan aufgenommen, der einen Orden gründete, dessen Brüder und Schwestern sich in strenger Askese und Armut als "Ritter und Ritterinnen des Raben" zum Schutz des Reiches und des Glaubens verschworen. Das positive Gegenbild zum prassenden und ignoranten Klerus ließ den Orden mit den Jahren zu mehr und mehr Einfluss und wichtigen Ämtern innerhalb der Kirche kommen. Heute gibt es faktisch keine Rabenkirche außerhalb des Ordens mehr, und dessen asketische Tugenden und die Ablehnung der Selbsttötung als blasphemische Anmaßung sind Kirchendogma geworden.
Oberhaupt der heutigen Kirche ist Nisut Ela XV., sie ist die "Rabentochter" mit der absoluten Macht göttlicher Legitimierung. Von Nisut Peri III. wurde diese Funktion nur äußerst zurückhaltend ausgeübt, doch wie es scheint, möchte sich ihre Tochter nicht mehr länger mit nur formaler Macht begnügen.
Anderen Kulten begegnet man in Kemi bisher mit Toleranz; die sogenannten "Irrlehren", all die Kulte, die den Raben nicht als den Höchsten anerkennen, dürfen praktiziert werden, unterstehen aber einem strengen Missionierungsverbot. Einzig die al'anfanische Lehre wird paradoxerweise trotz der großen kultischen Ähnlichkeiten als Ketzerei verdammt.
Die strengste Auslegung der Heiligen Schriften findet man beim Bund der "Chepeshu Sebáyt-netjeri" (Schwerter der Reinen Lehre), der von Nicht-Kemi auch nach dem der prophetischen Schrift des "Codex Corvinus" "Corvikanerbund" geheißen wird. Diese Gemeinschaft ist zwar Teil der kem'schen Boronskirche, sieht den Rabenherrn jedoch als strengen und strafenden Gott an und lebt in der baldigen Erwartung einer apokalyptischen "Letzten Schlacht". Der Bund lehnt alles Fremde als "böse und verderbt" ab und ergeht sich in höchst blutigen Selbstgeißelungsritualen, die durchaus Grundzüge früher Opferzeremonien aufweisen.