Leyla d.J. Al'Plâne

Akîbet Ni Cháset

"Ihr wollt, daß ich Euch von Leyla erzähle? Nun gut. Ich war dabei, im Jahre 7 der kem'schen Unabhängigkeit, als sie geboren wurde, das war noch damals, als ihre Familie noch Sklaven waren. Eine schwere Geburt war es für die Frau Marjin damals in Anchopal. Glücklicherweise musste Leyla diese harten Jahre nicht als Kind erleben, wurde ihre Familie doch von Hoheit Chanya freigekauft, als die Kleine gerade zwei Monde auf der Welt war. In ihren Kinderjahren war sie selten so aufbrausend wie andere in ihrem Alter, aber oftmals schlich sie von zuhause weg und wir suchten sie dann in der ganzen Siedlung. Ach, ich erinnere mich, damals im Jahre 14, als inmitten der Wirren der neugewonnenen Unabhängigkeit Leyla beinahe auf einem Schiff nach Aeltikan gefahren wäre, daß im Hafen Plânes lag. Ja, Leyla war immer neugierig, aber auch immer höflich und freundlich, der ganze Stolz ihrer Eltern. Als sie aber das Kinderalter verlassen hatte und sie langsam zur Frau heranwuchs, hatte sie immer mehr Probleme mit ihrer Familie. Als Al'Plâne sollte sie in Handelsdingen geschult werden, um später einmal ein Kontor zu leiten. Sie aber wünschte sich mehr Freiheit und beschloß, Cháset zu verlassen. Sie war gerade 16 Götterläufe alt, als sie auf ein Schiff ging um die Welt zu sehen. Es verschlug sie in viele Häfen im Perlenmeer, Thalusa, Khunchom, Zorgan, so hat sie mir erzählt. Zwei Jahre waren vergangen, da stand sie eines Abends wieder vor der Tür ihres Elternhauses, so als wäre nichts geschehen. Alle waren ausser sich vor Freude, daß sie zurückgekehrt war, nur Leyla traurig, ganz so als fehle etwas in ihrem Leben. Sie tat nicht viel, lebte größtenteils vom Geld der Familie. Niemand in der Familie gefiel dies, daß eine Al'Plâne sich einfach treiben läßt. Schließlich war den Älteren nur zu sehr bewußt, daß nur harte Arbeit zu Erfolg verhelfen kann. Um dem sorgenlosen Leben Leylas ein Ende zu machen, beschloss die Familie, ihr den Titel der Baronin von Cháset zu übertragen. So wurde die junge Leyla an die Insel gebunden und hatte auch endlich, wenn auch unfreiwillig, eine Berufung gefunden. Seitdem scheint sie sich gewandelt zu haben: Mehr und mehr scheint sie in den Belangen der Insel interessiert und greift auch mal durch, wenn es sein muß. Sie verträgt sich wieder mit der Familie, bei den Bewohnern der Insel war sie ohnehin schon immer beliebt. Trotzdem scheint sie noch immer auf der Suche, aber was sucht sie?"
-Arak Sherbai, alter Hausdiener der Al'Plâne

 

"Hast du schon einmal den den Aufgang der Praiosscheibe an einem warmen Sommermorgen in Plâne erlebt? Oder die Dämmerung am Strand von Achin? Wunderschön, wahrlich, ist Cháset. Aber das ist es, was ich mich noch immer frage: im Süden, weit hinter dem Horizont, was liegt dort? Uthuria, der Rand der Welt oder die ewige Verdammnis? Wer weiß, irgendwann vielleicht sehen wir die Gestade eines neuen Landes."
-Leyla Al'Plâne

 

Niemand weiß, was Leyla in ihrem Innersten bewegt. Vielleicht weiß sie es nicht einmal selbst. Als Akîbet ni Cháset scheint sie endlich etwas in ihrem Leben gefunden zu haben, was diesem einen Sinn verleit, trotzdem aber überfallen sie oftmals lange Phasen der Melancholie. Man sieht sie oft herumgrübeln oder in blumigen Worten die Schönheit der Welt preisen. Oder man sieht sie an einem der vielen Strände Chásets herumwandern, wobei sie dann in die Ferne schaut und an fremde Länder denkt. Aber nicht immer trifft man sie so an: an manchen Abenden sieht man sie ausgelassen im Fiestana oder anderen Schänken mit den einfachen Bewohnern der Insel lachen und tanzen. Ja, Leyla ist als Mensch nicht einfach zu verstehen.


In der Politik dagegen folgt Leyla offen dem Grundsatz 'Was gut für die Al'Plânes ist, ist auch gut für Cháset.' Sie hat keine Standesdünkel und mischt sich gerne unter das Volk. Jeden Mond unternimmt sie mit einem kleinen Gefolge eine Reise entweder in den West-oder Ostteil der Ta'akib, um nach dem Rechten zu sehen. Gibt es irgendwo Streitfälle bei denen sie herangezogen wird, sind ihre Entscheidungen meistens sehr nachsichtig und auf Ausgleich gerichtet.
Leyla ist eine hübsche junge Frau, der man ihre tulamidische Abstammung deutlich absieht. Ihr braunes Haar trägt sie zumeist offen. Sie bevorzugt leichte, farbenprächtige Kleidung, nur zu offiziellen Anlässen zieht sich sie ihrer Position entsprechend an. Aus ihren grünen Augen, so sagt man, könne niemand ihre Gefühle ablesen, sie seien so verschlossen wie ihre Gedanken es sind.