Mara Kem'ré Ká'mes

Sedját des Ordens der Wächterinnen und Wächter zur Insel Laguana

Schwarz war die Nacht, finster. Mada stand in der Sichel, nur wenig silbriges Licht spendete das Auge des Himmels dem nächtlichem Wanderer. Doch wer mochte auch um diese mittnächtliche Stunde unterwegs sein, anstatt dem Raben gefällig zu ruhen?


Ein Schatten war es, der sich über das Land zwängte. Mühsam nur, so schien es, kam die Gestalt voran, Blut troff aus einer Wunde am Bein. Obzwar nur gemurmelt, klang die Stimme des Schattens schrill in der Nacht. "Ihr kriegt mich nicht, der Güldene wird euch zerschmettern!" Die Gestalt sah wieder nach vorn … und erstarrte. Ihr Blick fuhr an den starken nachtschwarzen Fesseln eines Pferdes nach oben, gelangte zum bebenden Rumpf, an den mächtigen Hals, an dem vorbei die Spitze einer nachtschwarzen Klinge direkt auf sie selbst deutete.
"So?!" fauchte eine Frauenstimme mit großer Kraft.
"Nein!!" zischte der Schatten, der sich als blasse, junge Frau mit verkniffenen Gesichtszügen entpuppte. Nur ein Auge sah auf die Bewaffnete, deren Panzer ebenso schwarz war wie die Klinge und das Ross. "Verschont mich! VERSCHONT MICH!"
"Nur der Heilige Rabe wird über dich richten. Ich nicht!" Und mit diesen festen Worten fuhr die scharfe Klinge des Schwertes auf die Ketzerin. Blut spritzte auf und troff auf die Erde …

 

 

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Mara Kem'ré Ká'mes - dieser Name ruft in den Sarslundern ein Erschaudern hervor. Ein Erschaudern vor Ehrfurcht und ein Erschaudern vor Furcht.
Mara Kem'ré Ká'mes - eine Frau, stolz und unbeugsam wie die Schwerter der Laguana-Truppen, gerecht und streng gegenüber den Räblein der Kirche, gnadenlos gegenüber den Feinden der Kirche und des Heiligen Raben.
Geboren im 13ten Jahre vor Sah Géreh in Chámuni Neter ( gelegen in der heutigen Tá'akîb Frencaal ) war sie durch das Walten ihrer Mutter beeinflusst. Die zutiefst gläubige Ritterin, eine Großgrundbesitzerin, vermittelte ihrer ersten Tochter den Glauben an den Raben - in einer Gestalt, die den mittelreichischen und brabakischen Besatzern fremd war und aus den Wurzeln ihres Volkes entsprang.
Es war dem Einfluss ihrer Mutter Aldora zu verdanken, dass Mara eine Karriere in der Armee offenstand. Begann sie als einfache Rekrutin, so arbeitete sich die Kemi entschlossen bis in die Unteroffiziers- und dann die Offiziersränge vor. Hauptfrau war sie und befehligte eine eigene Einheit, die erst vor kurzem durch die junge Königin Peri aufgestellt worden war. Mara verehrte die Boroni Peri sehr, denn in ihr fand die Kemi eine Frau, die für sie das Reich symbolisierte. Sie schwor sich, für die Nisut bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen, so es Not tat.
Und das tat es. Unabhängig, doch bedrängt von allen Seiten, sah sich das junge Reich der Kemi der militärischen macht der Meridianer und der Brabaker gegenüber. Mara kämpfte entschlossen gegen die Besatzer, doch wurden sie ihr der klägliche Rest ihrer Leute bis in das südliche Tárethon getrieben, wo sie und die letzten fünf Getreue ihres Banners um Asyl bei der Meisterin des Todes Serija von Doorn baten.
Tief unten in den Gewölben der Heiligen Hallen Laguanas beschritt dann die gläubige Mara den Weg der fünf Tage … und bewies ihre innere Stärke! Sie wurde Teil des Laguana-Ordens, Teil der Streitmacht Borons zu deren!
Immer setzte sie alles ein, was sie nur einsetzen konnte, immer stritt und handelte sie für die Kirche und den Heiligen Raben - ob es gegen die Ketzer aus Al'Anfa oder gegen die Niederhöllischen in Ujak ging - ihre geweihtes Schwert ließ die Feinde bluten und ihre Stimme verkündete das Wort des Herren.
Im Unabhängigkeitskrieg kommandierte sie auf Befehl der Meisterin des Todes Schwadrone der Laguana-Ritter und ließ sie gegen Meridianer streiten. Oft gewann sie, doch oft steckte sie auch Niederlagen ein … dennoch war sie sich ihrer Stärke bewusst und vertraute auf den Raben zu Alveran!

 

 

Erscheinung:
Obzwar verwässert, fließt das Blut der alten Kemi auch in ihr. Maras Herkunft entspringt den uralten, mystischen Wurzeln dieses Volkes, des mächtigsten im aventurischen Süden. Und doch sieht man ihr das Erbe der langen Zugehörigkeit zum Reiche Rauls an.
Mit 9 ½ Spann ist die Cherût deutlich größer als andere Kemi, wahrt dabei aber eine schlanke Statur, sehnig und kräftig. Die langen Jahre des Dschungelkrieges stählten die Ordensritterin und formten die muskulösen Schenkel und Arme.
Die straffe Haut schimmert in einem nussbraunem Ton, betont dabei die pechschwarzen Augen und die feinen Gesichtszüge, wie sie den Kemi zu Eigen sind. Mara ist keine auffallende Schönheit, doch hässlich mag man sie ebenso wenig nennen. Als Ritterin Borons ist es ihr gleich, ob man sie für schön hält oder nicht, denn ihre innere Stärke zeichnet sich auf den den Zügen wider. Die Augen blitzen in einem Feuer des Selbstbewusstseins, der rote edle Mund ist stark, die Nase gerade und stolz. Das glänzend blauschwarze Haupthaar trägt die Ritterin stets lang und offen, wie es sich für eine Ordensfrau ihres Dars geziemt. In fließenden Wellen fällt es auf ihren schwarzen Harnisch, den sie über der Ordenskleidung trägt und der seinerseits das Symbol ihres Dars aufweist.
Stets hängt an ihrer Seite das schwarze Schwert, welches sie zu ihrer Ritterweihe erhalten hat. Nebet'dja - "Herrin des Sturmes" ist der ruhmreiche Name der Klinge, mit der sie so manchen Ketzer richtete und vor Rethon zitierte.

 

 

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"Erhabene Hochwürden …" Der Großinquisitor des Káhet Ni Kemi wurde von einer tiefen, kratzigen Stime, einer selbstbewussten, starken Stimme aufgeschreckt. Vor dem Chenet stand eine hochgewachsene Kemi, ein Ritter des Ordens.
Der graue Umhang floß wie in Form gedrückter Nebel den Rücken hinab, der schwarze Lederharnisch war blank poliert und gewienert, die Hose warf keine Falten.
Er blickte in ein starkes Gesicht, dessen Miene keine Gefühlsregung verriet, dessen Augen aber in einem innigen Feuer der Verehrung brannten.
"… ich werde Euch mit einem Halbbanner Ritter geleiten." Es war ein Vorschlag, doch der Ton in ihrer Stimme war fest und stark.

 

Charakter:
Cherût Mara ist eine stolze Frau. Stolz darauf, Kemi zu sein, stolz darauf, eine Ritterin Borons zu sein. Sie besitzt eine innere Stärke, die sich im Laufe ihres Lebens erwarb, eine Selbstsicherheit und eine Sicherheit in ihrem Tun und Handeln. Cherût ist sie nicht ohne Grund geworden … und doch sieht es nicht als Lohn an, Kommandeurin eines Banners zu sein, sondern als Aufgabe, eine immerwährende Aufgabe im Dienste des Herren.
Sicherlich … die Weihe zur Priesterin bringt sie dem Raben, den sie so innig verehrt, noch näher, in eine deutlich fühlbare Nähe. Doch sie besitzt noch nicht die innere Reife und Gefasstheit, die die Würde einer Priesterin erfordert - so sagt Cherût Mara selbst!
So stellt sie sich mit aller Kraft und ganzem Herzen unter das Wort ihrer Ordenshochmeisterin, der Heiligen Eminenz, und erhebt Stimme und Schwert gegen die Feinde von Reich und Kirche und für die unschuldigen Räblein.
Die Ordensregeln sind ihr in Fleisch und Blut übergegangen, nach den Dars lebt und handelt sie. Gerechtigkeit gegenüber fehlenden Räblein lässt sie walten - denn nur der Heilige Rabe selbst ist unfehlbar - und Gnadenlosigkeit gegenüber Ketzern und Dämonenanbetern.

 

 

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Die junge Nebkekut saß hoch zu Ross und warf einen Blick auf die vor ihr liegende Ebene. Nervös tänzelte ihr Pferd und mit einer kurzen, straffen Parade rief die Laguanerin das Tier zur Raison. Hinter ihr war das Banner versammelt. Neben Oberst Anûbet Ka'ret war noch die Frau Gardehauptfrau Rena Asirim anwesend, eine Chesti die sich wohl in Djasét hochge… lassen wir das, wies sich die Ritterin zurecht. Jetzt gibt es andere Sorgen.
"Nebkekut…" fuhr da die Stimme der früheren Horasierin auf. "… Ihr werdet mit einem Fähnlein die Akîbet benachrichtigen."
Maras Blick schoss zu der Offizerin. Was bezweckt sie damit? Sie will mich weg haben?! Mara holte tieft Luft. Es war der ausdrückliche Befehl, Wunsch der Ordensmarschallin gewesen, dass Nebkekut Mara Kem'ré Ká'mes diesen Einsatz gegen den flüchtigen Ketzer begleitete. Immerhin war der Flüchtige auch Bruder des Ordens gewesen! Neben dem, was er sonst noch so vebrochen hatte, kehrte dem Bund den Rücken. Deshalb sollte die Laguanerin dabei sein … und jetzt kam da so eine P'ták und schaffte sie aus dem Weg.
"Das ist ein Befehl!" zischte Rena Asirim.
Mara schluckte eine Bemerkung hinunter. Befehl war Befehl und so musste sie gehorchen. Doch in ihrem Geiste formte sich schon der Bericht an die Ordensmarschallin …

 

 

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Zahîr stand still. Die Kemi streichelte ihrem Ross den schwarzen Hals, der feucht war vor Schweiß. "Danke, Zahîr…" hauchte die Laguanerin, denn sie war ihrem treuen Pferd wirklich dankbar. Er hatte sie hierher gebracht, sicher und schnell, als wusste er um die Bedeutung der Botschaft, die sie zu überbringen hatte. Und sie wusste es auch. Gelesen hatte sie den Brief nicht, doch hatte man ihr eingeschärft so schnell wie möglich und gleich auf welchen Wegen diese Nachricht nach Laguana zu bringen.
Es war ein Befehl und diesen Befehl befolgte Mara. Der kürzeste Weg war der gefährlichste, denn auf den schmalen Pfaden durch den Wald wimmelte es nur so vor feindseligen Tschopus und Keke-Wanaq. Doch mit eisernem Willen bahnten sie und Zahîr sich den Weg frei und gelangten nach Laguana. Nun sahen sie die Heiligen Inseln.
Mara trieb das stolze, erschöpfte Pferd mit leichtem Schenkeldruck an. "Es ist nicht mehr weit, mein Lieber."