Maraladil Láiron al Emirdáin

Beisitzer im Crongericht

Maraladil ist ein Mann fortgeschrittenen Alters, dessen tulamidische Züge eindeutig die Herkunft seiner Eltern ver-raten. Trotz der mehr als 50 Götterläufe, die Maraladil mittlerweile lebt, verfügt er noch einen wachen und lebhaften Geist, wenngleich dies nicht immer den Anschein hat und würde sicherlich noch als Mann von vierzig Jahren durchgehen, wäre sein Haupt- und Barthaar nicht schon ergraut. Für einen Tulamiden ist er recht groß, mehr denn 9 Spann, wenngleich es sicherlich noch größere als ihn geben mag. Seine grauen, langen Haare verbirgt er fast ständig unter der Kapuze eines weiten Umhangs, von wo aus er durch seine braunen Augen die Umgebung noch immer neugierig mustert. Der in den Götterläufen gewachsene und nun ergraute Bart ist in diesen Praiosläufen sein ganzer Stolz und wird eifrig und aufwendig von Maraladil gepflegt.


Der Akîb scheint ständig beschäftigt zu sein, sieht man ihn doch selten einmal ohne irgendwelche Aufzeichnungen, die er studiert oder ergänzt. Fortwährend betrachtet er Dutzende von Sternkarten, ließt in einer der zahlreichen Schriftrollen etwas nach und erweitert seine eigenen Aufzeichnungen. Ist er erst einmal in seine Arbeit vertieft, so läßt er sich nur schwer von dieser trennen, worauf er oftmals unwirsch und zornig reagiert, da er wie immer gerade kurz davor stand, den tieferen Sinn einer Prophezeiung zu ergründen.


Der Astrologe und Seher wurde als Sohn reisender Schausteller in Neetha geboren. Die folgenden Götterläufe verbrachte er mit seiner Familie auf der Reise durch das gesamte Liebliche Feld und die sich nördlich und südlich anschließenden Landen, wo sie in den Dörfern und Städten ihre Kunststücke zeigten. Auf dem Rückweg von Mengbilla fiel die Familie Sklavenhändlern in die Hände, die sie zurück in die Stadt und später weiter nach Al'Anfa verschlepp-ten. Dort wurden sie getrennt und Maraladil als Haussklave von einem Sterndeuter ersteigert. Mit den Götterläufen erlernte Maraladil vieles über die Kunst des Stern- und Zeichendeuters, wie er auch eine natürliche Gabe zu besitzen schien. Diese blieb seinem Herrn nicht verborgen und da er alt und ohne Kinder war, gab er sein Wissen an Maraladil weiter. Mit der Zeit wurde aus dem Sklaven ein Schüler, der begierig das vermittelte Wissen und eifrig die Lehren des Herren der Träume aufnahm.


Im Alter von 23 Jahren, aus dem Sklaven war unlängst sein eigener Herr geworden, verkaufte Maraladil das übernommene Geschäft seines Lehrmeisters und kehrte der Stadt den Rücken. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits mehrere Götterläufe nach seiner Familie gesucht, ohne auch nur einen Hinweis zu finden. Ziellos reiste er durch die Landen, kam bis in seine Geburtsstadt Neetha und ins ferne Rashdul, wo er sich für mehrere Götterläufe niederließ. Diese Praiosläufe waren für ihn glückliche Praiosläufe, fand er doch die Frau seines Lebens und mit ihr die Familie, die er so lange gesucht hatten. So unverhofft ihn das Glück ereilt hatte, so unverhofft verließ es ihn auch schon wieder, verstarb seine Frau nach acht Götterläufen doch nur allzu früh. Alleine zog er fortan die Kinder groß, die Erinnerung an die zweite verlorene Familie ließ ihn aber nicht zur Ruhe kommen.


Der Wunsch genauere Auskunft über die eigenen Eltern und Geschwister zu erhalten war schließlich so stark, daß Maraladil sich entschloß die Suche wieder fortzusetzen. Götterlauf um Götterlauf reiste er zwischen Rashdul und Al'Anfa hin und her, bot dort ebenfalls seine Dienste als Sterndeuter an und suchte einen oder zwei Monde nach Zei-chen der Verschollenen, bevor er zu seinen Kindern heimkehrte. Mit den Praiosläufen der erfolglosen Suche wuchs allmählich der Zorn und Haß auf die Stadt und die Ansichten und Machenschaften der Priesterschaft Borons. Es kam schließlich so weit, daß Maraladils Aufbegehren nicht länger toleriert wurde und ihm einzig die rasche Flucht blieb. Die Suche nach den Eltern wollte und konnte Maraladil aber nicht aufgeben und so floh er ins Reich der Kemi, deren Anschauungen mehr mit den seinen gemein hatten als die der Al'Anfaner.
Unter welch glücklichem Stern diese Entscheidung stand, erwies sich schon bald, wurde zu Khefu doch herausgefunden, daß die Ahnen Maraladils vormals die Herren über Débar'Shel waren. Aus diesem Grund wurde ihm angetragen, sein Erbe alsbald es ihm nur möglich sei anzutreten. Nach der Abtretung der Provinz an die Echsen blieb Maraladil weiter in Debar'Shel ansässig. Heute widmet er sich ganz des Studium des geistlichen Rechts, das er als Beisitzer im Crongericht vertritt.