Rabana Pâestumai

Hátyat Ni Tárethon

Rabana Pâestumai ist das einzige leibliche Kind des einstigen, gemeuchelten Nesets Ni Terkum Pasqua Tanith Pâestumai, genannt der Ältere. Die Gründe sind wohl nur ihr bekannt, doch die Halbwaise, deren Mutter bei ihrer Geburt verstorben war, ging im zarten Alter von Sechs Jahren von zu Hause weg, um ihr Noviziat zu beginnen. Kurz darauf erhielt sie ihre Weihe und im Laufe der Jahre kam es zu einem recht rasanten Aufstieg innerhalb des Ordens der Wächetrinnen und Wächter. Blutjung wurde sie zur Rittmeisterin der "Rabenkrallen" ernannt, der berühmtberüchtigten Leibschwadron Ihrer Eminenz Boronya von Nedjhit.
In Anbetracht der heimtückischen Ermordung ihres Vaters, wäre es eigentlich an Rabana gewesen, das terkumer Erbland der Pâestumai zu erhalten. Allerdings aufgrund der Tatsache eines fehlenden Testaments und ihrer wohl weislich offenkundigen Verstrickung in ein Komplott wieder Cancellarius Dio de Cavazo, gab die heutige Hátyat ihre Ansprüche auf den Neset-Titel zu Gunsten ihres unmündigen Großneffen Severin auf - höchstwahrscheinlich wohl eher unfreiwillig! Doch Rabana gab sich und ihr Erbe nicht auf und so sah man sie früher den einstigen Neset Ni Terkum, Ricardo von Grauenberg, unter dem Einsatz all ihrer weiblichen Reize, umgarnen, um so über die verschlungenen Pfade doch noch ihres Vaters Hinterlassenschaft anzutreten. Allerdings gänzlich vergebens.


Aber Rabana wurde nicht vergessen und ihre geistliche Ausrichtung verhalf ihr - nebst ihrer tadellosen Laufbahn innerhalb des Ordens - zur Stellung der Imát Ni Memento Mori. Dank Ihrer Eminenz und des Priester-Conseils wurde sie zur Abtprima bestimmt, wobei hinter vorgehaltener Hand in hohen politischen Kreisen damals von "Verbannung" und "Abschiebung" die Rede war. Die wohl gescheiterte Intrige gegen den Cancellarius und andere Teile der politischen Gesellschaft des Káhets dürften unweigerlich die Gründe für diese Gerüchte sein.
Doch nach Jahren der Zurückgezogenheit, der innigen Verwaltung der Klosterfreiheit, kam schneller als erwartet die grundlegende Reichsreform und die Thronbesteigung Ihrer kemi-königlichen Majestät Ela XV. . Mit diesem gewaltigen Wendepunkt zu Beginn des Jahres 32 S.G. vollzog sich auch für Rabana ein Wandel. Nicht mehr lediglich die Klosterfreiheit sollte sie verwalten, nein, viel mehr sollte sie ihren indes inquisitorisch äußerst stark eingespannten Onkel und Oheim, den Res'ahes Pâestumai, als Hátyat Ni Tárethon ablösen. Unweigerlich ein riesiger Schritt nach vorne, für Rabana persönlich, ist es für sie zwar nicht direkt das Erbland ihres Vaters, aber dennoch die wohl am tiefsten im Glauben verwurzelte Provinz des Reiches, die ihr zu fiel. Zwei ihrer Passionen streben in gewisser Weise so ihrer Erfüllung entgegen.

 

Ihre Ehe mit U'Rave Morganor, dem Erben jener alt erwürdigen Kemi-Familie, mit denen sich die Pâestumai verbündeten, mag nach Außen hin eine glückliche und harmonische Verbindung sein, doch ihre lange Zeit der Abgeschiedenheit in Memento Mori und der offenkundige Unwille ihrer Seits, den Gatten zu empfangen, lassen auch den oberflächlichsten Beobachter erkennen, dass es wahrlich eine reine politisch motivierte Hochzeit war. Widerlegen mögen dies nur die am 8. Ingrimmond 29 S.G. geborenen Drillinge Bôrandra, Amûnsebá und Veser-Zá. Die allgemeine Ernsthaftigkeit, die Rabana dennoch seit der Hochzeit umgibt, scheint auch nur bedingt mit der Geburt ihrer Sprösslinge entschwunden zu sein. Auch wenn sie nun, dank der Kinder, mehr Zeit mit ihrem Gatten verbringt.

Aufgrund der Tatsache, dass sie "ihr" einstiges Kloster nun verlassen hat und an die neue Abtprima Shesib Mehyem'ká übergeben musste, hat Rabana das in Tárethon relativ zentral liegende Djett, samt den alten Gouverneurspalast als Residenz erwählt. Da Djett nicht mehr als Hauptort der Laratusâi dient, schien der neuen Hátyat die Siedlung wie geschaffen für ihre Herrschaft über die Provinz.

 

Rabana trägt, wenn sie auf Reisen ist, stets die Tracht einer Ordensritterin des Laguana Ordens, ein schwarzes al'anfanisch bis zur Hüfte geschnittenes Wams und über die Schulter geworfen einen dunkelroten Umhang. Auf dem schwarzen Kleid selbst hat sie ihr Wappen gestickt, eine Verbindung des schwarzen Raben der Famile Pâestumai und des roten Schwertes des Laguana-Ordens auf einer goldenen Scheibe, und das Abzeichen, welches sie als Rittmeisterin und nun Hátyat ausweist. Unter diesem Wams trägt sie den üblichen hölzernen Harnisch, ihre Füße stecken in festen, schwarzledernen Stiefeln und ihre Hände in weichen Handschuhen. Ihr Bastardschwert, kunchomer Machart, besitzt eine geschwärzte Klinge und ein jeder der sie diese Waffe schon mal führen sah, wird es sich doch lieber zweimal überlegen, ob er den Kampf mit ihr wirklich suchen will.

 

Betrachtet man die Nachfolgerin von Boronîan Varzim Pâestumai als Hátyat Ni Tarethon, seine Nichte Rabana Pâestumai, rein oberflächlich, wird einem schon so manches auffallen: das pechschwarze, schulterlange Haar trägt sie streng in Wellen nach hinten, mit lediglich einer einzelnen, silbrigen Strähne am Stirnansatz. Das Gesicht ist stets wohl geschminkt und blass gepudert, was einen Kontrast zwischen ihrem dunklen Haar und ihrer eh schon hellen Haut nur fördert. Ihre gezupften Augenbrauen offenbaren dem Kenner, dass die einstige Imát Ni Memento Mori sehr viel wert auf die Körperpflege legt und ihre mittelgroße Statue zeigt sich äußerst durchtrainiert, wobei ihre weiblichen Reize stets wohldurchdacht zur Geltung kommen - egal was sie nun an Kleidung zu tragen weiß.
Ihre blauen Augen, die beständig dunkler zu sein scheinen, als sie denn nun eigentlich sind, blicken zu meist streng drein und ihre hängenden Mundwinkel lassen den Eindruck entstehen, dass Frau Pâestumai schnell gelangweilt ist oder gar abschätzigen Gedanken nachhängt. Ihre Stimme wiederum hat einen äußerst angenehmen, gar schmeichelhaften Klang und in Kombination mit ihrem Augenaufschlag, der durch die langen Wimpern unterstrichen wird, gelingt es ihr bis heute, so manchen Kemi schwach werden zu lassen. Das ihre Alter zu schätzen, fällt bei soviel Achtsamkeit auf das eigene Erscheinungsbild und die beständige Körperstählung äußerst schwer.