Sayshaban ben Ftaihif

Reichszehntprüfer der Kemi

"...wann ich, die ehrenwerte Exzellenz, der keminisutliche Reichszehntprüfer, geboren bin und wo, geht, mit Verlaub, nur die etwas an, von denen es mein Wille ist, daß sie dies wissen sollen. Alle anderen dürfen mich persönlich um diese Information ersuchen, und, wer weiß, vielleicht ist ihnen ja einer der Zwölfe gnädig und ich tue mir Dir unendliche Mühe an...wie eigentlich alles, was ich tue, mit so großen Anstrengungen zu tun hat.
Mag denken wer, wie, wo will: Die kem'schen Kleinadeligen, allen voran all jene, die versucht haben, die Krone um das zu bringen was ihr zusteht, mögen endlich dem Volke geben, was es schon lange verdient hat! Durch eben jene Stellung, die ich in all meiner Macht, Ehre und Treu inne habe, fühle ich mich gerade dazu geneigt - man könnte gar meinen es ist Willkür, wer dies allerdings tut schmäht mich auf's lästerlichste und wird es bald zu tun bekommen mit mir - noch zu erwähnen das es da einige Adelige sind - mögen sie sein, wer sie sein wollen, wie auch immer, in der Zwölfe Namen, mich kümmert's leidlich wenig - noch einige Suvar der Krone vorenthalten! Doch wehe Euch, meine dickberingten Finger werden auch aus Euch - wie die Presse des almadanischen Bauern das Öl aus den Oliven - die Münzlein herauspressen, das sei gewiß...


Der Rabe zieht seine Kreise über den Häuptern all jener, die das verdecken, was sie mit Rohafan von Pailos gemein haben... und nun saget an, all Ihr da, die der Stolz auf die erfüllt, die tapfer für's Reich ihr Leben in die Arme Borons - mit Golgaris Hilfe - gelegt habt, sagt an, seid auch Ihr Euch dessen sicher, wenn ich geneigt dazu bin zu sagen, daß alles was ich tat, getan habe, tue, gerade dabei bin zu tun und - wenn man mir mit dem Giftbecher des Neides vom Leibe bleiben mag - noch tun werde, von solcher Richtigkeit ist, daß nur die Nisut höchstselbst die Möglichkeit in ihren ach so heiligen - lang lebe die Nisut, verdammt all jene, die Neider sind dem Reiche der Nisut, allen voran jene, deren Reich zwischen der Khom und dem Svellt liegt - Händen halten, richtig ist...
Der Topf der Armen, und glaubet mir, ich meine was ich sage, und zwar mit feurigem Nachdruck, muß her. Eine jeder, eine jede, die in meinen unfehlbaren Augen so viel an Gut besitzt, daß es dem Teil des Volkes der Kemi, über den sie Wache zu halten hat, gut geht, die hat nach meinen Gedeucht in den Topf zu zahlen, so daß ich an die abgeben werde, die mit ihrem Bittgesuch von mir erhört werden. Auf, auf, es ist gar möglich, gar gut gefällt mir meine Idee, Hilfe zu leisten...


Ach, gar göttlich, so gefällig, mag es mich dünken, ist diese Philosophie, da ich mich nun frage, wer es ist, der da hat den gar dunklen Drang - der mit der Tugend der Wahrheit und dem Svhwert des Rechts bis auf Stumpf und Stie,l bis hinab in die tiefsten Niederhöllen ausgerottet werden wird - sich Seiner Exzellenz Sayshaban Ftaihif entgegenzustellen, wie lästerlich auch immer dieser Gedanke sein mag...
Sagt an, Schwester, Bruder, wer ist da mit der rechten Hand, wenn es dunkel um Euch wird? Es ist jener, den die Philosophie des Goldes und der damit unvermeidlich verbundenen Macht erleuchtet und erhellt hat, von Schwarz zu Gold! Ja, er ist da, und er wird bei Dir sein. Doch habt Stolz im Herzen und rechtes Gold im Kasten, andernfalls mag mein Wille und meine zehrende Lust des Atems des Kha - den schon alte Völker kannten - Euch einholen, Blut und Verdammnis, Elend und Pein, Schmach und Widerwille, Dumpfsamkeit und Abtrünnigkeit mit sich bringend..."

 

Seine Excellenz Sayshaban ben Ftaihif Ni Yáchi wurde im 215ten Jahr nach der Erscheinung Rastullahs als zweiter Sohn des armen Kamelhändlers Ftaihif Al-Kathur geboren. Schon früh zeigte der junge Sayshaban, daß ihm der Umgang mit Rechenwerkzeug und Geldkatze vom Vater her vererbt wurde. Doch das Glück Rastullahs war seiner Familie nicht hold, kam sein Vater sowie sein älterer Bruder doch bei einem Angriff der Beni Habled ums Leben, so daß der junge Sayshaban schon im zarten Alter von 6 Jahren an die harte Arbeit der Karawanserei gewöhnt wurde. Eine Karawanserei war es auch, wo er den Schriftgelehrten Jassafar ben Rezzan kennenlernte, der ihn als gehorsamen Schüler unter seine Fittiche nahm. Zusammen sahen sie viel von Aventurien und so verschlug es sie dareinst auch in das vom Greifenthron besetzte Trahelien.


Zu Khefu begab es sich, daß die Glieder des alten Jassafers müde wurden und jener sich eine bescheidene Kate am Stadtrand kaufte, um fortan den Reisenden und Siedlern die Zukunft aus den Sternen zu deuten oder Textpassagen zu übersetzen. Sayshaban hingegen arbeitete fortan als Schreiber im Hafen zu Khefu und wurde alsbald ein geschätzter Novadi, denn sein kühler Verstand und sein Händchen für das lukrative Geschäft an den Usurpatoren vorbei, waren stets gefragt. Er war es, der einem vom Al'anfanischen Sklaventod bis hin zu echtem Premer Feuer alles besorgen konnte. Als sich nun Trahelien aufbegehrte, das Joch Gareths abschüttelte und mit den Al'Anfanern rang, da machte sich Sayshaban als Lieferant für Waffen der Schwarzen Armee bezahlt, auch wenn kaum einer wußte, daß es ihm nicht nur um die gute Sache, sondern vielmehr um die eigenen Dublonen ging. Im Krieg gegen die Pestbeule des Südens war es auch, wo Sayshaban ben Ftaihif und Abdul ibn Meheb Blutsbrüderschaft schlossen, nachdem der Tulamide dem Novadi das Leben rettete, ihn den Klauen der Al'Anfaner entriß, als dieser schon kurz vor der Exekution stand. Sayshabans Handel mit den Kem'schen Widerstandstruppen war aufgeflogen und darauf kannten die Feinde nur eine Strafe, den Tod durch das Beil. Wie dem auch sei, als Tar Honak gefallen war und Nisut Peri III. Setepen sich daran machte, einen Hofstaat um sich zu sammeln, da dachte man auch dem fleißigen Novadi und erhob ihn in das Amt des zweiten Secratarius der Nisut.


Erst Jahre später kam eine neue Stufe des Erfolges für ihn hinzu, denn das Amt des Reichszehntprüfers wurde ihm verliehen. Eine Aufgabe, die ihn zu einem der gefürchtetsten Männern Kemis machte, denn neben seiner oftmals Wochen dauernden akribischen Prüfungen, beliebt seine Excellenz zu schlemmen, als hätte sich Rastullah selbst daran gemacht, all die dargebotenen Opfer zu verspeisen. So kam es nicht nur einmal vor, daß die leidgeprüften Adeligen sich beschwerten, ihre eh schon bescheidene Kasse wäre nach dem Besuch des Reichzehntprüfers völlig leer und ihre Tá'akîb dem Ruin nahe. Doch die Führung der Káhet Ni Kemi schätzt Sayshabans Arbeit, die der Staatskasse schon so manchen Suvar hat zufließen lassen, sehr und so wurde er im Jahre 24 S.G. zum Sah Yáchis ernannt, jener Hauptansiedlung der novadischen Enklave Mekábtá, die von Abdallah Al-Zahyd beherrscht wird.
Sayshaban ben Ftaihif mag zwar untersetzt sein, doch was ihm an Höhe fehlt, dies macht er an Masse mehr als wett. Er ist stets in den traditionellen Gewändern seines Volkes gekleidet und voller Stolz trägt er zu jedem größeren Anlaß den traditionellen Waqqif seines Vaters, daß einzige Erinnerungsstück, daß ihm von seiner Familie geblieben. Der Luxus ist es, der zu Sayshabans große Liebe geworden ist und im ehemaligen Palast des Akîbs Ni Mergyan beliebt er es seine novadischen Freunde zu empfangen, um mit ihnen die Wasserpfeife zu rauchen und das Spiel der Roten und Weißen Kamele zu zelebrieren.