Simin Îskát
Herep des Ordens des Hl. Laguan
"Wir würden jederzeit ohne Zögern Unser Leben in ihre Hände legen."
Eminenz Boronya von Nedjhit, Erste Rabendienerin.
"Tesut Simin ist eine überaus fähige Offizierin, eine aufrechte, tapfere Schwester unseres Ordens und... nun, eine erfreulich gemäßigte Beraterin Ihrer Hl. Eminenz."
Ehrwürden Shari Kár'neb, Vorsteherin des Basalthauses zu Merkem.
"Verwandtschaft im wilden Süden? Wie pflegt ein collega von mir stets zu sagen: In jeder Lese gibt es eine Traube, die den Tropfen verdirbt."
Excellenz Irschan Perval, Großexecutor des alanfanischen Reiches.
In der Tat ist Simin Al'Djabar-Perval entfernt verwandt mit dem Staatsminister des alanfanischen Reiches, da ihr Großvater Jago Perval, der als ältester Bruder des Rauschkrauthändlers Helme Perval Anspruch auf das Erbe erhob, kurzerhand auf gewohnt alanfanische Weise von seiner neidischen Verwandtschaft in die Südprovinz wegbefördert wurde. Dem so Ausgestoßenen gelang es jedoch trotz aller Widrigkeiten, sich in Kemi eine neue Existenz aufzubauen und eine Familie zu gründen. Im Gegensatz zu den üblichen Gepflogenheiten ihrer Familie, das Thema über die unliebsame Familiengeschichte ihres Ahnen entweder zu verschweigen oder aber nur äußerst polemisch zu behandeln, entschied sich die einzige Tochter des Hauses Al'Djabar dazu, dennoch diesen Namen von eher zweifelhaftem Rufe neben dem Familiennamen ihres tulamidischen Vaters zu tragen, teils, um zu zeigen, daß sie nicht mit Schande, sondern mit Stolz auf ihren Großvater zurückblickt, und teils, um einem in Kemi vielbescholtenen Namen eine gänzlich andere Nuance zu verleihen.
Die hochgewachsene Laguanerin gehört dem eher pragmatisch-gemäßigten Flügel innerhalb der Boronskirche an und zeichnet sich vor allem durch überlegtes Vorgehen und unverbrüchliche Eminenztreue aus. Ihre große militärische Befähigung, die sie bei der Gründung des Reiches und vor allem im Unabhängigkeitskrieg oftmals unter Beweis stellte, ließ sie rasch in der Ordenshierarchie aufsteigen, so daß die Gardegeneralin heute mit Ende dreißig zu den hochrangigsten Offizierinnen der Schwarzen Armee zählt, die gerade aufgrund ihrer gemäßigten Haltung auch von den rein weltlichen Flügeln des Militärs ohne Vorbehalte akzeptiert wird. Obgleich tief und unverrückbar von den Lehren des Heiligen Laguan überzeugt und fest in ihrem Glauben verwurzelt, war ihr Beweggrund, dem Orden beizutreten, zunächst beinah weltlicher Natur. Sie wußte, daß sie dort die bestmögliche militärische Ausbildung erhalten würde und gleichzeitig dem Reich helfen konnte, erneut zu alter Kraft zu finden. Weltlicher Besitz bedeutete ihr bereits damals nicht viel, so daß es ihr nicht schwer fiel, nach dem strengen Armutsgebot zu leben. Obgleich ihr durch die Weihe zur Priesterin eine der höchsten Stellungen im Orden zuteil werden würde, ist sie diesen Schritt bisher nicht gegangen, da sie sich für dieses Amt nicht berufen fühlt. Dies führt allerdings dazu, daß sie sich innerhalb des Ordens der Autorität des Großinquisitors und anderer eher fundamentalistisch eingestellter Kräfte beugen muß, deren Zielen sie - gelinde gesagt - eher distanziert gegenübersteht, und sie oftmals sogar für das Gedeihen des Reiches als schädlich erachtet. Ihre Benennung zur Seret von Tá'Chem vor nunmehr zwei Götterläufen wurde in diesen Kreisen auch dementsprechend skeptisch aufgenommen, offenbarte diese Entscheidung doch recht deutlich den Willen der Eminenz, die Kirche und den Orden nicht gänzlich dem fundamentalistischen Flügel preiszugeben. Spannungen in Tárethon sind daher absehbar, doch hat Simin auch in der Vergangenheit oftmals bewiesen, daß sie auf für Ordensleute ungewöhnlich diplomatische Weise Mißstimmungen und Unfrieden zu lösen verstand. Auch aus diesem Grunde war sie es, welche während der vergangenen Thronfolgestreitigkeiten auserkoren wurde, ein klärendes Gespräch mit der Gardekriegsherrin zu führen, und es gelang ihr zumindest für eine geraume Weile, einige der Wogen zu glätten, bevor letztlich die Situation durch das offensive Vorgehen der ylehischen Impostorin eskalierte.
Mit der Hekátet von Chentasû verbindet sie seit längerem eine aufrichtige Freundschaft, die jüngst gar durch Familienbande gefestigt wurde, da Simin nach dem Tode ihrer Mutter für die kleine Tochter Ihrer Hoheit, ebenfalls ein Sproß Seiner Excellenz Irschan Perval, die einzig lebende Verwandte dieser Seite ihrer Sippe ist. Seitdem ist die Laguanerin häufiger in Djáset anzutreffen, um ihrer kleinen Base die Grundlagen der kem'schen Sprache oder aber die Reitkunst auf stolzen Schaukelrössern nahezubringen.
Über ihr Privatleben ist wenig bekannt, doch es wird gemunkelt, daß ihre Abneigung gegenüber dem Großinquisitorius Boronîan Pâestumai nicht allein in dessen harschen Ansichten, sondern ebenfalls in seiner engen Beziehung zu Ihrer Eminenz begründet liegt. Die Generalin stuft seinen großen Einfluß für durchaus gefährlich ein, obgleich sich diese Animosität zu dem Hátya ni Tárethon seit ihrer gemeinsamen Errettung der Ersten Rabendienerin aus den Fängen der Neo-Corvikaner ein wenig gelegt zu haben scheint. Fest steht, daß ihre offene und sogar oft recht herzliche Art ihr zwar viele Bekannte einbringt, sich jedoch kaum jemand damit rühmen kann, mit der Seret tatsächlich vertraut zu sein.