Vitus Ze'emkha

Imát Ni Schattenspin

Vitus Ze'emkha wurde weit eine Dekade vor der Zeit der Befreiung und des Endes der Dunklen Zeit der Besatzungen geboren, am neunten Tag des Effered-Mond im Jahre 14 S.G. als jüngerer Bruder von Rantal Ze'emkha - heutiger Schmiedemeister des Laguana-Ordens - und zweiter Sohn von Jacomo und Imhara Ze'emkha.
Der junge Vitus hatte eine schwere Kindheit. Sein älterer Bruder war den Ansprüchen des Vaters gänzlich gerecht. Während Rantals Interesse am Schmiedehand- und Schmiedekunstwerk im Laufe der Zeit immer mehr zunahm, war Vitus an dieser Arbeit und Einkommensmöglichkeit gänzlich desinteressiert. Der Schmiedebetrieb des Vaters warf zum Überleben der vierköpfigen Familie genügend ab, dennoch arbeitete Imhara als Hebamme. Vitus Interesse an der Arbeit seines Vaters war so gering, das er sich häufig um die schweißtreibende Arbeit drückte. Er ließ sich viel lieber die großartigen Sagen und Geschichten über die mystischen Helden und tief Gläubigen des vergangenen Großreiches der Kemi von den Alten des Dorfes erzählen. So wuchs im kleinen Vitus schnell der Traum auch eines Tages ein großer heldenhafter, kühner Recke seines Volkes zu werden.


Seine Tagträumerei und seine beständig steigende Arbeitsverweigerung ließen ihn immer wieder Opfer des Mißmuts seines Vaters und auch Bruders werden. Lediglich seine Mutter nahm ihren Jüngsten in Schutz vor dem väterlichen Unverständnis. Zusätzlich zu dieser Missachtung seines Vaters, kam hinzu, das dieser seinem Ältesten all seine väterliche Aufmerksamkeit zu kommen ließ. So entstand ein sehr inniges Band zwischen Vitus und seiner Mutter, die ihn in der Religion der Kemi unterrichtete, die zu der Zeit in der Familie Jacomo Ze'emkha recht stark vernachlässigt wurde. Gerade von der Tatsache, dass der väterliche Bruder ein Ritter des Laguana-Ordens war - und auch bis heute ist - des Ordens, der von einem Heiligen gegründet wurde, von dem Vitus schon so viel gehört hatte und diesen für all seine Taten bewunderte, war der kleine Vitus über alle Maße beeindruckt.


Eines Tages übertrieb es Vitus mit der Arbeitsverweigerung und zog den väterlichen und brüderlichen Zorn auf sich. Ein heftiger Streit entbrannte am Abend, nach der täglichen Arbeit, den selbst die fürsorgliche Mutter nicht mehr schlichten konnte. Gänzlich der väterlichen Liebe, Beachtung und Achtung beraubt, so wie der offenen Abneigung des Bruders ausgesetzt, nahm Vitus noch in der selben Nacht Reißaus. Der Junge wurde mit der vollen Härte des Lebens konfrontiert. Als Kemi wurde er in seinem eigenen Land beschimpft, hungerte, verdreckte und war der Einsamkeit ausgesetzt. Die Besatzer halfen dem Knaben nicht und er musste sich von Dorf zu Dorf durchbetteln. Sein Ziel war sein Onkel Câl'lest Ze'emkha, der für ihn sagenhafte Bruder des strengen Vaters. Es war ein langer, beschwerlicher Weg für einen Knaben, doch der Herr Boron, an den Vitus dank seiner Mutter einen unzerrüttbaren Glauben entwickelt hatte, hielt die Schwingen seiner Raben schützend über Vitus. Völlig ausgemergelt, erschöpft und hungernd fand Vitus dann endlich seinen Oheim Câl'lest Ze'emkha. Der Onkel gab dem Jungen Essen, Unterkunft und durch seine Person in Form eines Vorbilds auch ein Ziel. So lernte Câl'lest Ze'emkha seinen Neffen auch nicht als den verträumten und schwärmenden Knaben kennen, wie ihn sein Bruder diesen in Briefen beschrieben hatte, sondern als einen 13 Jährigen, der von seiner einsamen Reise zum nachdenklichen, tiefgläubigen und entbehrungsreichen wie geduldigen Mann gemacht worden war. Der schier unersettliche Wissendurst seines Neffens wurde vom Onkel zur Vertiefung des Wissens hinsichtlich Kirche, Religion und das Reich der Kemi genutzt. Der Wunsch, dem Vorbild des Onkels vollends zu entsprechen, wuchs im jungen Vitus beständig, bis er seinem Oheim eines Tages sagte, er wolle selber auch Ritter des Laguana-Ordens werden. Câl'lest setzte sich für den Wunsch seines Neffens ein und dies mit Erfolg. Kein Jahr nach der Ankunft bei seinem Onkel begann Vitus seine Ausbildung zum Ordensritter.


Doch Câl'lest kümmerte sich auch um Anderes. Er setzte seinen Bruder über das Wohlbefinden seines jüngsten Sohnes in Kenntnis, was Vatter und Mutter, gar Bruder, beruhigt. Er setzte auch seinen Schützling über den Kontakt in Kenntnis und ermunterte ihn, selbst seiner Familie zu schreiben, was Vitus auch schnell tat. Es wurden Worte der Versöhnung gewechselt und der trennende Streit war schnell vergessen. Während Vitus der Weihe entgegenstrebte, perfektioniert sein Bruder das Schmiedehandwerk. Eine Übernahme der väterlichen Schmiede durch ihn stand fest.


Im Jahre 3 S.G. zog Nisut Peri III. gegen das Südmeerprotektorat und läutete damit den Wiedervereinigungsfeldzug ein. Der inzwischen 17 jährige Vitus, vollends zum Mann gereift und mit der Weihe des Laguana-Ordens gesegnet, zog als Ordensritter mit der Nisut. Er kehrte lebend und weitestgehend unversehrt zurück. Auch nahm er erfolgreich an Scharmützeln teil gegen brabaker Kaperpiraten. Doch das heute durch Heirat mit dem Káhet verbundene Brabak zog nur drei Jahre später, im Jahre 6 S.G. gegen Kemi. Das heutige Dju'imen war das erste Ziel der Invasion und das heimatliche Dorf im heutigen Grenzbereich zwischen Dju'imen und dem einstigen Démyúnem, wurde von den Brabakern ausgelöscht. Das kleine Dorf war lediglich von Frauen, Kindern und den Alten bewohnt, die Männer waren zum Kampf ausgezogen, so auch Jacomo und Rantal Ze'emkha. Die Schmiede wurde vernichtet und Imhara wurde getötet. Doch auch aus dem vom Dorf entfernten Kampf kehrte lediglich Rantal zurück, um der Tragödie ins Angesicht zu schauen.


Vitus Halt in dieser schweren Stunde war sein unerschütterlicher Glaube und mit diesem half er auch seinem Bruder. Gemeinsam mit diesem floh er gen Süden und im Unabhängigkeitskrieg kämpften sie auf ihre jeweilige Art und Weise. Während Rantal durch sein Wissen und Können die Schmiede auf Laguana unterstützte, kämpfte Vitus in der ersten Schlachtreihe und wurde für diese seine Tapferkeit zum Veteranen erklärt und in den Rang eines Cherût erhoben. Im Zuge der Rückeroberungen wurde Vitus eine verlassene al'anfanische Sklavenfestung anvertraut, welche er zum Ordenskloster Schattenspin zur Unterstützung der Nordgrenze ausbaute. Nach erfolgreichen Abschluss dieser Aufgabe wurde ihm auch gleich die Leitung des Klosters übertragen. Auch im Rahmen der unter Ela XV. vollzogenen Reichsstrukturreform ist er in seinem Amt und seiner Aufgabe bestätigt worden. Schattenspin selber wurde in seinem Einfluß ein wenig erweitert und stellt heute den Verbindungspunkt auf dem Landweg zwischen Mer'imen und dem Restreich dar. Vollkommen umgeben von Echsenland, ist Schattenspin der Fels in der Brandung des Dschungels wider Al'Anfa.


Neben der nun inzwischen langjährigen Leitung des Klosters und der Djerbyun Schattenspin als Imát Ni Schattenspin, wurde Vitus zu Beginn des Jahres 32 S.G. zum Mesutep des Zer'Nimut Ordens ernannt und hat die militärische Führung des Ordens inne, während der Jáut Sab die geistige Führung inne hat. Dies ist, wie seit langem, Ne'mèkâth Boronmir Âk-de Szézàr. In Folge der Auflösung Ost-Mer'imens wurde der Zer'Nimut Orden als militärische Verstärkung an der nun zwar kleineren aber dafür gefährlicheren Nordgrenze entsandt. Inzwischen hat der Imát und Mesutep alles in die Wege geleitet, um Schattenspin der nun erhöhten Militärkapazität und auch Anforderung gerecht zu werden. Inzwischen ist Vitus aber auch zum Patriarchen seiner Familie avanciert. Bisher ist nichts über ein verstärktes Engagement der Ze'emkhas bekannt, doch in der Vergangenheit war ein zaghaftes Herantasten an die Temekat vermerkt worden, wobei hier kein weitere Ambitionen mehr existieren.


Vitus selber ist ein ziemlich radikaler Verfechter eines kem'schen Großreichs. Eine Restauration der großen Zeiten kommt seinen Vorstellungen eines starken Káhets am nächsten. Einher geht natürlich damit der Führungsanspruch des kem'schen Ritus - aus Vitus' Sicht. Eine Bekehrung der inzwischen Verbündeten Brabaker ist eines seiner Hauptanliegen und Al'Anfa ist für ihn naturgemäß der Erbfeind des Káhets - politisch wie religiös. Sein inbrünstiger Hass, aus seinem unerschütterlichen Glauben erwachsen, ist wohl auch ein Kriterium gewesen, weshalb man ihn schon so lange in Schattenspin seinen Dienst für Raben und Reich verrichten lässt. Folglich sind aus seiner Sicht Deserteure, Häretiker und Glaubensfeinde die beständige innere Gefahr für das Káhet und seiner Meinung nach hätte man im Osten gegen die Neo-Corvikaner und unter Acht stehende Hexe mit einem großen heiligen Feldzug schon lange vorgehen müssen.

Vitus Ze´emkha ist eine nicht sonderlich aufsehenerregende Erscheinung von gerade einmal knapp einem Schritt und nicht mal 4 Spann Größe, er hat schwarze, leicht gelockte Haare von gut 3 Spann Länge, welche meist zu einem Zopf gebunden sind und ist immer glatt rasiert. Seine Augen sind ebenfalls schwarz und harmonieren beeindruckend mit seinem Haar in welchem allerdings mittlerweile schon die ersten grauen Strähnen zu entdecken sind. Doch auch die Kämpfe haben Spuren an seinem Körper hinterlassen, seine Arme sind mit Narben überzogen und der Säbel eines brabaker Söldners hat ihm die obere Hälfte des Ohres gekostet. Man sieht ihm auch das lange Leben im Orden an, hat er doch nicht wie viele anderen in seinem Alter einen kleinen Bauch, sondern ist hart und sehnig geworden. Er ist immer noch sehr beweglich und übt sich jeden Tag zweimal in den 12 Dars wobei er morgens Langschwert und am Abend sein schwarzes Tuzakmesser "Golgaris Schwinge" - welches er auch meist präferiert - einsetzt. Im Klosteralltag trägt er die angemessene schwarze Kutte des Ordens, und wenn er das Gebiet des Klosters verlässt, ist er meist in seinem schwarzen Hartholzpanzer mit einem silbernen Raben auf der Brustplatte zu sehen.
Gästen gegenüber ist er stets freundlich aber zurückhaltend, liebt er doch die Ruhe seines Klosters. Meist hört er zu und redet erst nach reiflicher Überlegung von seinen Gedanken, was nicht heißen soll, dass er lange braucht um zu seinen Entschlüssen zu kommen. Er hört sich nur gern vorher an, was alle anderen dazu meinen, schließlich könnte der ein oder andere gute Rat zu zwischen den Worten zu finden sein.