Leonardo von Barroco

Akîb Ni Démyúnem


Leonardo von Barroco wurde als zweiter Sohn eines lieblichfeldischen Adligens während eines regnerischen Tages geboren. Zum Zeitpunkt der Niederkunft formte der Himmel einen Regenbogen, was die Geweihten als gutes Zeichen deuteten, ein Zeichen, daß er für große Taten berufen war. Leonardos Kindheit war durch Lernen geprägt: Etikette, Verhaltensregeln, Allgemeinwissen, wobei sich herausstellte, daß Leonardo über ein enormes Talent für Sprachen und körperliche Ertüchtigungen besaß. Für Freizeit war in seiner geplanten Kindheit nie viel Zeit, so daß er sich bisweilen die Zeit auf eigene Faust nahm, Reißaus nahm und durch die Wälder streifte, um Abenteuer zu erleben!
Diese "Abenteuer" endeten immer mit einen Donnerwetter und einer gehörigen Strafe, doch insgeheim war sein Vater stolz auf seinen Sohn, für seinen Mut, sich zu wiedersetzen und auf eigene Faust Herausforderungen zu bestehen.
Auf einen seiner Streifzüge durch den Wald fiel Leonardo in eine unterirdische Höhle, die nur von dünne Zweigen und Moos verdeckt war. Die Wände der Kaverne waren zu glatt, um wieder hochklettern zu können, also mußte er einen anderen Ausweg finden. In der Dunkelheit tastete er sich insgesamt zwei Tage durch enge Gänge, bis er endlich völlig durstig und hungrig den Ausgang fand.
Im Alter von zehn Jahren durchlebte der Junge eine Zeit der Frömmigkeit, in der er durch sein lebensgefährliches Erlebnis in der dunklen Höhle besonders einen Bezug zu Boron entwickelte. Seine Leidenschaft wurde aber zunächst in andere Bahnen gelenkt, als er auf die Akademie nach Vinsalt geschickt wurde, wo sowohl sein Geist als auch sein Körper ausgebildet wurden. Dort entdeckte Leonard seine Liebe zum Kampf mit Rapier, Schwert und Zweihänder und seine außerordentliche Neigung für die Kampftechniken des Hruruzat, für die er ein reges Interesse und große Bewunderung entwickelte. Während der Akademiezeit gewann er einen treuen Freund: es geschah bei einer Übung im Wald, wo der junge Krieger Nachtwache hatte. Plötzlich hörte er ein seltsames Geräusch und ging ihm nach, und bald fand er ihn: Nachtwind, einen Winhaller Wolfsjäger! Er war noch ein Welpe und war hilflos, so nahm Leonardo sich seiner an. Bis heute weiß Leonardo nicht, wie der Hund an an diesen Ort kam, aber seit diesen Tag ist er sein treuester Gefährte!
Nach der Akademiezeit sprach Leonardo bei seinen Vater vor, weil er hinaus in die Welt wollte, um Abenteuer zu erleben und Ruhm zu ernten. Der Vater bewilligte ihm diese Bitte, da Leonardo nicht durch Verpflichtungen gebunden wurde, wie der erstgeborene Sohn. Leonard brach also auf in die Welt, immer auf der Suche nach seinem Schicksal!


Durch ein fehlgegangenes Experiment eines mit der Familie befreundeten Magus wurde Leonardo durch den Limbus geschleudert und landete letztendlich in der Nähe eines Dorfes des Eingeborenenstammes der Oijaniha, welche ihn zunächst gefangen nahmen. Leonardo wurde ihn das Waldmenschen-Dorf gebracht und dem Schamanen vorgeführt. Dieser begutachtete ihn und befand, daß er erst mal als Gefangener im Dorf bleiben sollte. Mit der Zeit behauptete Leonardo sich im Dorf und gewann das vertrauen der Oijaniha, bald schon durfte er sich auch wieder frei bewegen. Irgendwann half er, einen Angriff eines feindlichen Stammes abzuwehren und wurde so in die Sippe aufgenommen. Als dies geschah, erkannte der Schamane in Leonardo einen auserwählten Krieger, welcher, von Kamaluq gesandt, den Stamm von eine Monster befreien sollte. Auch diese Aufgabe bewältigte Leonardo und wurde somit eines der höchst geachteten Mitglieder der Sippe. Er bekam dafür die Nahmen Ka-Zat-Hai ("Yaq-Hai-Töter") und Ya-Kekai-KamKam ("Kämpft wie zwei Jaguar").
Leonardo lernte viel bei den Waldmenschen: über den Kampf, über die Natur, über die Bräuche und Sitten der Eingeborenen, über ihren Glauben und über das Leben. Nachdem er fast ein Jahr noch dageblieben war, brach er auf, wieder in die Welt.
Er beschloß den Weg durch das Gebiet der Kemi zu nehmen. Zwar fand er dieses Land interessant, doch leider war es nicht ganz ohne Tücken, so daß er sich bald schon ein wenig im Urwald verirrte. Heute weiß er nicht, ob es bloß ein blöder Zufall war oder Bestimmung, jedenfalls fand er mit einem Mal eine Höhle. Neugierig wie er war, wollte er diese Höhle erkunden, bis er merkte, daß er sich in einen alten Kemigrab befand. Um die Ruhe der Toten nicht zu stören, wollte er sich schon wieder entfernen, als er plötzlich ein unmenschliches Wehklagen vernahm. Der junge Krieger beschloß, sich die Sache weiter anzusehen und stieß wahrhaftig auf einen Nekromanten, der an diesem Ort seine unheimlichen Experimente machte!
Gepackt von einer unheimlichen Wut über die Schändung des Herrn Borons Werk stürzte er sich auf die Untoten und den Nekromanten. Es gelang ihm zwei der gräßlichen Wesen niederzuhauen, bis er von hinten niedergeschlagen wurde! Grade noch rechtzeitig kamen Männer und Frauen des Laguna-Orden, denen es gelang, das Böse auszumerzen und Leonardo zu retten. Doch der schwebte zwischen Leben und Tod. Im Delirium sah er sich selbst im Gewand des Laguna-Ordens, einen schlichten Rabenring am Finger. Eine sanfte Stimme sprach zu ihm: "Du hast für mich gekämpft. Du bist würdig, es weiter zu tun! Komm, sei mein Diener!"
Kaum daß Leonardo genesen war, trat er ein in den Orden und wurde ein treuer Diener und Beschützer Borons! Den Ring ließ er sich anfertigen und trägt ihn seitdem Finger. Aber nicht alle Abenteuer gingen für ihn so gut aus. Als er sich einmal in der Nähe der al'anfanischen Grenze aufhielt, wurde er niedergeschlagen und komplett ausgeraubt - nur seinen Ring konnten die Schergen ihm nicht abnehmen da er nicht vom Finger ging! Nachtwind, der ihn tapfer verteidigte, wurde niedergehauen und schwer verletzt. Als wieder Leonardo aufwachte, fand er sich auf dem Sklavenmarkt der Pestbeule, wo schon heftig um ihn geworben wurde, da er mit seinen schneeweißen Haaren und seinen roten Augen offenbar als besonders exotisch galt. Der Zuschlag ging schließlich an eine Contessa, die ihn als Lustsklaven haben wollte, doch dank seiner Hruruzat-Künste - auf die er seitdem schwört - gelang die Flucht. Nur bekleidet mit ein paar geklauten Sachen und einem Dolch in der Hand floh er aus der Stadt, wo er überraschend wieder auf Nachtwind traf, der ihn trotz Verletzung gesucht und irgendwann seine Fährte gefunden haben mußte! So zogen sie also beide von dannen, Leonardo seit diesen Tag mit noch mehr Haß auf die verfluchten!


Ins Káhet zurückgekehrt betraute Ihre Eminenz, die Großmarschallin, den Ordenskrieger zur Regeneration mit dem ruhigen Posten als Legat des Ordens in der Provinz Démyúnem. Diese, im Kirchenlehen Terkum gelegen, wurde vom Laien Maraladil regiert, dem Leonardo in diskreter und effektiver Art als Berater diente und gleichwohl in diesem Kirchenland die Interessen des Ordens zu vertreten wußte. In dieser Position begleitete er auch oft den Akîb zu seinen Treffen mit Tiàmar Tem'kat'nafe'phi, dem Neset ni Terkum, mit dem ihm binnen kurzer Zeit auch ein vertrauensvolles Verhältnis verband. Nachdem Akîb Maraladil vom Neset ni Terkum als Regent nach Wachtelfels geschickt wurde, erntete Leonardo die Früchte seiner wertvollen und fähigen diplomatischen Arbeit und wurde auf Vorschlag des Nesets und seines Sers von Ihrer Eminenz zum Akîb von Démyúnem erhoben.
Leonardo ist ein etwa 27jähriger Mann mit einer beindruckenden Gestalt. Er ist etwa 1,80 Schritt groß und von athletischer Statur. Die vom Orden vorgeschriebene Körperertüchtigung vernachlässigt er niemals. Seine Haare träg er meistens in einem kurzen Bürstenschnitt, lediglich eine etwas längere Strähne zeigt seinen Rang an. Wer ihn zum ersten Mal sieht, ist meist irritiert von seine weißen Haaren und seinen roten Augen.
Leonardo steht gemäß den Ordensgelübden treu zu seinen Brüdern und Schwestern, nie ist er ungehorsam gegenüber Vorgesetzten und Höhergestellten. Treue, Ehre, Mut, Tapferkeit und Gerechtigkeit sind die höchsten Tugenden, nach denen er lebt! Seine Waffe zieht er nur, wenn er muß - aber wenn er sie zieht, muß Blut fließen, und wenn es sein eigenes ist!

 

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Leonardo trat nach der Aufgabe der Provinz wieder folgsam zurück ins Glied und dient heute als einfacher Ordensritter in Sewas.