Mehyt'ib Røngulfsson
Akîb Ni Sarslund
"Warum also, frage ich euch, sollte der Rabe einen Bogen um den Wal fliegen, so sie sich doch, was Ehre und Tradition betrifft, so ähnlich sind? "
-Mehyt'ib Røngulfsson in einer Predigt an die Walreiter-Otta
Geburtsort: | Nordhavn |
Tsatag: | 25. INGerimm 2 S.G. |
Haarfarbe: | rotblond |
Augenfarbe: | stahlblau |
Kurzcharakteristik: | kompetenter Prediger, durchschnittlicher Seefahrer, kompetenter Axtkämpfer, erfahrener Staatsmann |
Herausragende Eigenschaften: | MU 15, IN 14, KO 16; Jähzorn, Einäugig |
Herausragende Talente und Sonderfertigkeiten: |
Hiebwaffen 10, Überzeugen 11, Menschenkenntnis 8, Seefahrt 4, Staatskunst 5, Götter und Kulte 9; Wuchtschlag |
Wichtige Liturgien: | gängige Liturgien der kem'schen Boronkirche bis zu Grad III |
Beziehungen: | mittelmäßig (außerhalb Sarslunds nahezu hinlänglich, guter Kontakt nach Thorwal und zur Walreiter-Otta) |
Finanzkraft: | gering |
Schon seit frühster Kindheit war Mehyt'ib (~ Herz des Nordwinds) ein Sonderling unter den Thorwlern der Walreiter-Otta. Seine Eltern gehörten zum (kleineren) liberalen Teil der Otta und gewährten ihrem Sohn von Vornherein viele Freiheiten, gaben ihm als Zeichen der Verbundenheit zum neuen Heimatland zur Entrüstung zahlreicher konservativer Thorwaler auch noch einen kem'schen Vornamen. Mehyt'ib, der ob seines Vornamens einen schweren Stand unter seinen Altersgenossen hatte, welche ihn stets als Unglücksboten diffamierten, wurde es schon im Kleinkindalter zu langweilig im Langhaus der Otta. Oftmals trieb er sich bis in die Nacht hinein mit der Dorfjugend herum und machte sich bei seinen Landsleuten noch unbeliebter als er ohnehin schon war. Seine mangelnde Begeisterung für die Seefahrt tat ihr Übriges, um die Kluft zwischen Mehyt'ib und den anderen Thorwalern immer weiter zu vergrößern. Unter den Dorfbewohnern hatte er jedoch mittlerweile eine Menge Freunde gefunden und auch viel über den Boronglauben gelernt. So war es kaum verwunderlich, dass er die Walreiter immer seltener auf ihren Kauffahrten und Raubzügen begleitete, sondern schließlich eine Lehre bei dem Krämer Alrik Eisenfuß begann. Der spärliche Kontakt, den Mehyt'ib in dieser Zeit noch zu den Thorwalern aufrecht erhielt beschränkte sich auf seine Eltern und die wenigen Freunde, die ihm unter ihnen geblieben waren. Ein einschneidendes Erlebnis für den Jungen war eine Fahrt nach Setepen, auf der er den lahmen Krämer begleitete. Dort bekam er zum ersten Mal in seinem Leben einen Borontempel von innen zu sehen und war sofort dahingerissen. Zwar hatte Mehyt'ib trotz seines Umgangs mit der kem'schen Bevölkerung Nordhavns einen tiefen Glauben zu Swafnir bewahrt, doch fühlte er schon seit längerem eine Macht, die noch stärker in sein Herz zu dringen vermochte. Schon lange fragte er sich, welche dies sei, denn er hatte sich stets gewehrt, den Boronglauben voll anzunehmen, und was er zutun hatte, um dieser Berufung nachzukommen. Sogar mit dem alten, griesgrämigen Swafnirgeweihten Fænwulf hatte er ein langes, ausgiebiges Gespräch geführt, das dem Jungen eher wie ein Verhör vorgekommen war. Doch am Ende hatte der Priester nur ratlos und enttäuscht den Kopf geschüttelt und Mehyt'ib mit den Worten "Schade, vielleicht wäre dies die letzte Möglichkeit gewesen, dich zu erretten, bei Swafnir" hinausgeleitet.
Mit dem Besuch im Borontempel wurde Mehyt'ib aber mit einem Schlag bewusst, wer es war, dessen Berufung er vernommen hatte und was er nun zutun hatte. Auch der Boroni führte ein langes, intensives Gespräch mit dem jungen Thorwaler. Zu Anfang wirkte der schwarzbekuttete Priester unwirsch und einsilbig, nachdem Mehyt'ib ihm aber mehr und mehr von seinen Erfahrungen und seinem Gefühl der Hingezogenheit zu Boron berichtet hatte, hellte sich die Miene des Tempelvorstehers zunehmend auf und er begann, für die Verhältnisse eines Boronis versteht sich, wahrhaft viel zu sprechen. Trotz seines eigentlich schon zu hohen Alters begann Mehyt'ib nur wenige Wochen später sein Noviziat im Tempel zu Setepen. Er hatte endlich das gefunden, wonach er seit frühester Kindheit gesucht hatte und widmete sich in tiefster Demut dem Allein Seligmachenden. Lediglich mit den Maximen der Schweigsamkeit und der Selbstbeherrschung hatte er anfangs schwer zu kämpfen, woran das thorwalsche Blut, das seine Adern durchströmt, wohl verantwortlich zu machen ist. Obschon er diese beiden Gebote niemals vollständig einzuhalten vermochte, erlangte er kurz vor seinem zweiundzwanzigsten Tsafest seine Weihe zum Priester des Boron. Zum Ende seiner Lehrjahre war Mehyt'ib auch endlich bewusst geworden, welche Aufgabe der Unausweichliche für ihn vorgesehen hatte.
So zog es ihn zurück in sein Heimatdorf zur Walreiter-Otta. Viel hatte sich in dem Langhaus seit seiner Jugendzeit verändert. Aus vielen der unbeugsamen Seefahrer von einst waren zeternde Greise, die beständig über die verweichlichte Jugend und allen voran den neuen Hetmann Firbjørn Raskirsson, welcher eindeutig dem liberalen Flügel der Otta zuzuordnen war, wetterten. Manch einem der jungen Thorwaler war es ganz ähnlich ergangen wie Mehyt'ib in seiner Kindheit. Viele hielten es nicht mehr aus, ständig in dem immer enger werdender Langhaus aufeinander zu hocken und so hielten sie sich immer häufiger und immer zahlreicher im Dorfe auf. Einige waren gar den Traviabund mit kem'schen Nordhavnern eingegangen und lebten und arbeiteten jetzt nicht mehr im Langhaus. Der konservative Teil der Thorwaler, besonders die betagteren Walreiter sowie jene, die Mehyt'ib seine Kindheit zum Spießroutenlauf gemacht hatten, zogen sich hingegen mehr und mehr in das Langhaus oder auf See zurück. In den ersten Monden hatte Mehyt'ib es schwer, sich wieder in die Gemeinschaft zu integrieren, denn viele brachten ihm nichts als blanken Hass entgegen, da sie in ihm den Verräter sahen, der die kontinuierliche Spaltung der Otta ausgelöst hatte. Seine Eltern und alten Freunde nahmen den Boroni zwar bereitwillig auf, gingen aber deutlich auf Distanz, da sie den fremden Glauben noch immer mit Argwohn beäugten. So sah Mehyt'ib seine Chance darin, die Jugendlichen der Otta sowie jene Thorwaler, die es ohnehin zur kem'schen Bevölkerung hingezogen hatte, mit dem Boronglauben vertraut zu machen. Auch die kem'schen Einwohner des Dörfchens waren natürlich an den Predigten des Priesters interessiert. Zunächst scharte er jedoch nur eine kleine Gemeinde um sich und hatte unter starken Repressalien der Thorwaler zu leiden. Besonders Hetmann Firbjørn machte ihm das Leben schwer, denn so freimütig er in weltlichen Dingen war, so intolerant war er, wenn es um Glaubensangelegenheiten ging. Als es schließlich soweit kam, dass Mehyt'ib auf offener Straße von einigen Gefolgsleuten des Hetmannes offen angepöbelt wurde, beschloss der junge Boroni, sich Firbjørn einmal zur Brust zu nehmen und mit ihm ein klärendes Gespräch zu führen. Dieser wiederum forderte eine klare Entscheidung, die in einem Raufduell gefällt werden sollte. Falls Mehyt'ib dieses gewann, war der Hetmann bereit, den neuen Glauben zu tolerieren und eine klärende Unterhaltung mit Mehyt'ib zu führen, sollte Firbjørn jedoch obsiegen, forderte er Mehyt'ib auf, Nordhavn für immer den Rücken zu kehren und die Walreiter mit dem Boronglauben ein für allemal zu verschonen.
Mehyt'ib wusste natürlich, dass er in diesem Kampf hoffnungslos unterlegen sein würde, schließlich hatte er sich in den letzten Götterläufen nie geprügelt, da dies im Borontempel strengstens untersagt war und strenge Strafen auf ein Zuwiderhandeln standen. Außerdem konnte er ohnehin nur leidlich kämpfen, hatte er doch schon früher nur allzu wenig auf die bei Thorwalern so beliebten Schlägereien gegeben. Doch der junge Priester sah ebenfalls ein, dass es für ihn keine andere Möglichkeit gab, seine von Boron gegebene Aufgabe adäquat zu erfüllen, wenn er seinem Heimatdorf bis an sein Lebensende fernbleiben wusste. So willigte er in den Vorschlag des Hetmanns ein und stellte sich ihm mit zittrigen Knien zum Faustkampf. Unter dem johlenden Beifall der meisten anderen Thorwaler rang der hünenhafte Hetmann den armen Mehyt'ib ein ums andere Mal zu Boden, doch der Boroni entwand sich jedes Mal aus dem Griff Firbjørns. Kaum konnte er sich noch auf den Beinen halten, als er ein letztes Mal all seine Kräfte zusammenklaubte und zu einem Alles-oder-Nichts-Schlag ansetzte. Der Hetmann wich diesem zwar mühelos aus, geriet dabei aber selbst ins Stolpern und fiel anschließend so unglücklich auf den Hinterkopf, dass er besinnungslos liegen blieb. Zum Missfallen der meisten und zur großen Überraschung aller hatte Mehyt'ib das ungleiche Duell gewonnen, brach aber selbst, als er den Kampfplatz gerade verlassen hatte, ächzend zusammen. Man mochte über Hetmann Firbjørn denken was man wollte, er war ein Ehrenmann und hielt sein Versprechen selbstverständlich ein. Gemeinsam durchzechten er und Mehyt'ib eine ganze Nacht. Dabei gab Firbjørn sich sehr jovial, scherzte zunächst aber unablässig über den Boronglauben. Doch Mehyt'ib ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und schilderte dem Hetmann detailliert die Grundzüge des Boronglaubens. Mehr aufgrund der Tatsache, dass ihn die vielen spannenden Geschichten beeindruckt hatten und weil er in Mehyt'ib einen Freund gefunden zu haben glaubte, wahrscheinlicher noch ob des massiven Alkoholkonsums dieser Nacht, als weil er sich zum Boronglauben berührt fühlte, versprach Firbjørn als die Morgendämmerung hereinbrach, dem nächsten Gottesdienst einmal beizuwohnen.
Dies geschah dann auch tatsächlich, denn der Hetmann war wie gesagt sehr um den Erhalt seiner Ehre bemüht. Firbjørn behielt seine Begeisterung für die Geschichten um Boron bei und wohnte nun immer öfter den Predigten Mehyt'ibs bei. Nach und nach begann auch er, den neuen Glauben anzunehmen und so wurde er schließlich zu einem glühenden Verehrer Borons. Ihm folgten viele Walreiter und die Gemeinde um Mehyt'ib Røngulfsson begann stetig zu wachsen. Auch der Bau eines Tempels wurde inzwischen von den Thorwalern beschlossen und soll demnächst durchgeführt werden. Auch außerhalb Nordhavns war man, nicht zuletzt angesichts seines ständigen Kontakts zum Setepener Borontempel auf Mehyt'ib aufmerksam geworden. So wurde er aufgrund seiner immensen Verdienste um den Boronglauben und seiner diplomatischen Fähigkeiten schließlich überraschenderweise von der neuen Nisut zum Akîb ni Sarslund benannt, nachdem sein Vorgänger Aramon Seth'ashár aufgrund seiner Stummheit auf eigenen Wunsch aus seinem Amt entlassen worden war.