Familien

Der kem'sche Familiendschungel


Im Káhet Ni Kemi sind familiäre Bindungen der Menschen von übergeordneter Bedeutung. Fast alle Bereiche des täglichen Lebens werden - ob für die einfachen Menschen oder die hochgestellten Persönlichkeiten - von familiären Verpflichtungen und Loyalitäten beeinflußt. Man muß zwischen den alten einheimischen Familien, deren Macht und deren Einfluß auf jahrtausendalten Traditionen beruht und den wenigen Einwanderersippen, die es innerhalb der letzten Jahrzehnte an Bedeutung gewonnen haben, unterscheiden.


Die mächtigsten kem’schen Sippen sind zweifellos die miteinander verfeindeten Familien Pâestumai (Ptah'sethu) und Mezkarai (Mes'kha-rê). Während letztere als absolut loyal zur Dynastie Setepen stehen und ihren Einfluß über ihre Stammlande Ordoreum und Yleha hinaus langsam aber stetig auch auf Mer’imen und Djunizes ausweiten, beherrschen die der Krone skeptisch gegenüberstehenden Pâestumai die bevölkerungsreichste und wirtschaftlich wichtigste Kernprovinz des Reiches, Tárethon.


In der Provinz Terkum schließlich haben sich die Sippen der Tem’kat mit den kläglichen Resten der von den Mezkarai vor Jahrzehnten drastisch dezimierten Sá’kurat und Chesaî’ret-Familien ihr Refugium im religiös-konservativen Corvikaner-Bündnis geschaffen und ein Gegengewicht zu ihren Erzfeinden, den Mezkarai und den Pâestumai erschaffen.

 

Ebenfalls von gewissem Einfluß sind die mächtigen Einwandererfamilien Al’Plâne und Al’Mansour, von denen die ersteren unangefochten die Überseeprovinz wirtschaftlich dominieren, seit sie dort, am Beginn der Wiedergewinnung der Insel mit nisutlicher Unterstützung Besiedlung und Erschließung gefördert haben. Die Macht der Al’Mansour unter dem „alten Fuchs“ Jassafer schließlich ist auf ihren großen Einfluß in der nördlichen Grenzprovinz Mer’imen begründet, der durch das erst kürzlich geschmiedete Bündnis mit den
Mezkarai gefestigt wird.


Neben diesen großen Sippen gibt es noch zahlreiche weniger bedeutsame, manche von Ihnen wie die Ak-de Szézàr, die ylehischen Dscher'yîn'h oder die Îskat auf Neutralität bedacht, manche als treue Vasallen der großen Familien nur noch schwerlich eigenständig zu nennen, so zum Beispiel die den Mezkarai zur Seite stehenden Ni Biazzan und Nâsar'h oder die einstmals stolzen und großen Morganor, die heutzutage aufgrund des Verfalls ihrer wirtschaftlichen und politischen Macht in völliger Abhängigkeit an die Pâestumai gebunden sind. Manch eine dieser kleineren Sippen versucht ihren ehrgeizigen Plänen durch neue Bündnisse neuen Auftrieb zu verschaffen, so beispielsweise die Ni Náareb als neue Herrschaftsfamilie in Djunizes, der sich wiederum die ost-djunizer Sippe der Ni’jem’ka anzuschließen trachtet, oder auch der djerrer Zweig der Sêkemát, die neuerdings mit den Al’Plânes kooperieren.


Erwähnenswert sind auch die Familien, die isolationistisch und erstarrt in alten Traditionen ihrem völligen Bedeutungsverlust entgegendämmern, wie die den Ni Náareb bitter verfeindeten Me'káth aus Ost-Djunizes oder der Sêkemát-Zweig in Tárethon, der sich gar mit Gewalt den politisch aktiven Reformern in der eigenen Familie entgegengestellt und so zur Spaltung der Sippe geführt hat. Abschließend sind auch noch jene Einwandererfamilien zu erwähnen, die zwar durch Beziehungenam Hofe und in der Wirtschaft gewissen Einfluß ausüben können, deren Verwurzelung im Lande aber (noch) nicht soweit geht, als daß sie über besonders große Anhängerschaft und Klientel im Volke verfügen, so zum Beispiel die Familie de Cavazo, der Sippe des vormaligen mächtigen Kanzlers des Káhet Ni Kemi.


All diese komplizierten Bündnisse sind nicht leicht zu durchschauen - zumal die Loyalitäten oft auch wechseln -, doch ist es für den Adel unerläßlich, diese bei wichtigen Entscheidungen zu berücksichtigen, um nicht plötzlich unerwarteten und unüberwindlichen Widerstand zu verspüren. Beispielhaft erwähnt sei hier der Fall der früheren Nesetet von Ordoreum, Francesca dell’Aquina, deren Vermählungsabsichten mit dem Pâestumai-Sproß Djedêfre dazu führten, daß die Familie Mezkarai ihre jahrzehntelange politische Zurückhaltung aufgab, um den Thron ihrer Erblande vor einem Angehörigen der verfeindeten Pâestumai-Sippe zu bewahren. Francesca dell’Aquina trat wenige Monde nach der Bekanntgabe ihrer Hochzeitspläne als Nesetet zurück und machte den Weg frei für Rhonda Mezkarai.